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Drei alte Scapa von den Orkney-Inseln

Scapa, die immer im Schatten des weltberühmten Nachbarn Highland Park lief, kann nur mit wenigen Originalabfüllungen aufwarten. Auch unsere drei, die wir heute im Glas haben, stammen aus den Beständen unabhängiger Abfüller: der 17yo 1970er G&M mit 240btl und 56,2%, der 8yo ~1970er G&M White/Black Label Pure Malt mit 100°Proof/ 57,1% sowie der 37yo 1965er SMWS 17.24 Cherry lips and stately homes mit 65btl und 45,6%.

Scapa Distillery

Scapa ist eine der nördlichst gelegenen Brennereien am Scapa Flow auf der Insel Mainland der Orkney-Inseln. Die Destillerie wurde 1885 durch T. Townsend und MacFarlane gegründet und produziert jährlich etwa eine Million Liter Whisky. Scapa Whisky wird noch immer in einer Lomond Still produziert, was sonst nirgendwo in Schottland im Bereich Malt Whisky zu finden ist. 1994 kam es zur Stilllegung. Im Zeitraum zwischen 1997 und 2004 lief die Brennerei im Notbetrieb, um einen gewissen Lagerbestand aufrechtzuerhalten. In dieser Periode übernahmen Beschäftigte der benachbarten Destillerie Highland Park die Arbeiten.


Tasting Notes


Scapa 17y 70-87 G&M 240btl – 56,2%Scapa 17y 70-87 G&M 240btl – 56,2%
82

Farbe: Blasses Gold
Nase: Sommerfeeling – leicht, blumig, frisch und nur mit leichter Würze versehen. Dafür aber dumpfe Noten von Leder, Humusboden, grünem Moos und nasser Pappe sowie Limettenscheiben. Immer stärker aufkeimende, grüne Aromen von Honigmelone und Gurke. Der süße Anteil wird durch Noten von Persipan verstärkt.
Geschmack: Dünn, salzig und recht schnell bitter werdend mit unterlegter Vanille. Holznoten machen sich recht schnell breit, und der Geschmack verschlechtert sich zusehends. Eine salzig-kräutrige Frische bleibt beim Übergang zum Finish.
Finish: Lang – herb, bitter und mit frischem Holz unterlegte Kräuternoten. Zwar ölig-cremig, jedoch nur mit eher unpassenden Aromen.
Bemerkung: Sehr facettenreich nach einigen Minuten, jedoch einfach sehr unharmonisch. Die Nase jedoch passt!
82 Punkte (Nase: 88 / Geschmack: 75 / Finish: 82)


Scapa 08y ~1970er G&M White/Black Label Pure Malt 100°Proof – 57,1%
91

Farbe: Kupfer – Rostrot
Nase: Rosinen, Tabak, Kaffeebohnen, Leder, nasse Pappe, viel würziger Pfeffer und rote Paprikaschoten. Weitere Gewürzaromen von Kardamon, Thai Curry, Ingwer und süßem Honig in Karamellbonbons.
Geschmack: Mächtig, salzig und würzig. Mit viel Orangenlikör, Cayennepfeffer und einer zitrusartigen Frische. Immer salziger werdend mit Noten von Nüssen, Mandeln, Orangen, Mango und öligem Holz, das immer intensiver wird.
Finish: Lang –  eine herbe Holzfrische mit salzigen Zitronen und Orangenschalen hallt auf. Mittendrin Schokolade und feinstes Kakaopulver, zart bitter und trocken.
Bemerkung: Trotz der dunklen/roten Aromen sehr leicht und angenehm!
91 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 92 / Finish: 90)


Scapa 37y 65-03 SMWS 17.24 Cherry lips and stately homes 65btl - 45,6%Scapa 37y 65-03 SMWS 17.24 Cherry lips and stately homes 65btl – 45,6%
93

Farbe: Altes Gold
Nase: Leicht und frisch gehalten – rote Beeren, Trauben, Johannisbeeren, reife Äpfel, Vanille, nasses Papier, etwas Holz sowie Leder und Aromen von Limettensaft in perfekter Kombination.
Geschmack: Dünne Struktur mit mächtig Power – Stachelbeere, Zitrone, Birne und Pflaume kombiniert mit salziger Würze. Dazu Balsamico, Tabak, dumpfe Ledernoten und Holz. Zarte Nuss- und süße Holzvariationen hin zum Finish, jedoch alles andere als trocken.
Finish: Lang – eigentlich grün und frisch mit salziger Butter, Nüssen, Zitronenschalen, Holzrinde, Leder und unterlegter Bourbon-Vanille ausklingend.
93 Punkte (Nase: 93 / Geschmack: 94 / Finish: 92)


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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