Der Malt aus den 50er und 60er Jahren von Glen Grant ist legendär. Ob dies auch für alle Abfüllungen aus den 1970er Jahren zutrifft? Heute im Vergleich die Originalabfüllung 70°proof mit 40% und der G&M, 100°proof mit 57% sowie der Giovinetti/GIB Import mit 43%.
Tasting Notes
Glen Grant 12y ~1970er OB 70°proof Black Screw Cap – 40%
Farbe: Bernstein
Nase: Cremiger Sherry mit Honig und Waldbeeren sowie Aromen von eingelegten Früchten. Die Nase enthält so gut wie keine Würze – dafür erdige Noten mit Humus und Moos. Schon vielversprechend!
Geschmack: Parfüm!!! 4711 Kölnisch Wasser mit seifenüberladenem Honig, modrige alte Schuhe, Leder und aufgeweichter Pappkarton. Salzige Kräuter kommen gegen Ende hinzu, die aber das Geschmacksbild keineswegs verbessern können – eine unendlich schlimme Konstellation!
Finish: Gott sei Dank nicht ganz so lang – die seichten Parfümnoten klingen trocken und sanft aus.
69 Punkte (Nase: 88 / Geschmack: 55 / Finish: 65)
Glen Grant 12y ~1970er G&M, 100°proof White Screw Cap – 57%
Farbe: Gold
Nase: Cremiger Honig mit Aromen von Sherry, Zitrusfrüchten, fruchtigem Quark und Vanille. Auch hier nur wenig Würze und vermehrt frische, grüne Noten von Stachelbeeren, Gurke und Wassermelone.
Geschmack: Ölig mit herben Kräutern, die ins Bittere übergehen. Eine dezente Süße versucht sich durchzusetzen, wird jedoch sofort wieder von bitteren Aromen und einsetzendem Holz verdrängt. Die grünen Noten aus der Nase bleiben untergeordnet auch im Geschmack erhalten.
Finish: Mittellang – leicht fruchtig-frisch und herb-bitter. Eukalyptusblätter und Pfefferminzbonbons, mit Parfüm unterlegt.
Bemerkung: Der Geschmack startet mit 88 Punkten und fällt bis auf 80 Punkte ab, daher der Mittelwert von 84 Punkten!
83 Punkte (Nase: 86 / Geschmack: 84 / Finish: 80)
Glen Grant 12y ~1970er Giovinetti/GIB Square Bottle Short Neck White Screw Cap – 43%
Farbe: Gold
Nase: Cremig mit honiggetränkten Bienenwaben und wachsartiger Vanille. Dazu Limetten- und Zitronensaft und frisch aufgeschnittene, fruchtig-süße Orangen. Mineralisch salziges Toffee mit leichter Gumminote und Leder (Fenstertuch).
Geschmack: Old flavour – wieder Orangen und Limonen mit wachsartigen Ledernoten und malzigem Karamell. Auch hier kommen die leicht salzigen und herben Kräuter wieder recht spät ergänzend hinzu.
Finish: Mittellang – salzig und leicht herb. Alte Holznoten, erdig dumpfe Lederaromen und zart salzige Kräuter bilden den Abgang. Auf der Zunge bleibt ein Hauch von altem Sherryfass und ein leicht künstliches Aroma zurück.
86 Punkte (Nase: 88 / Geschmack: 85 / Finish: 86)
Fazit: Legendär sieht anders aus! Trinkbar aber allemal – bis auf den ersten Black Screw Cap. Demnächst werden wir „legendär“ weiterforschen und noch einmal mit alten, aber recht jung abgefüllten Glen Grants an den Start gehen. Warten wir ab, was uns dann erwartet!
Udo Kaypinger, Jahrgang 1974, verheiratet, eine Tochter, lebt seit seiner Kindheit im traditionsreichen Weinanbaugebiet Ayl an der Saar und kennt die besten Riesling-Weine der Welt.
Nach dem Studium für Bauingenieurwesen arbeitet er als Bauingenieur in Bitburg, wo “Bitte ein Bit” erfolgreich gebraut wird.
Aber der gute Wein und das gut gebraute Bier werden 2005 von dem ersten Single Malt abgelöst. Der Startschuss für die Faszination Whisky ist gesetzt und wurde in den letzten Jahren mit mehreren Schottland-Reisen und vielen hundert Whisky-Verköstigungen weiter fortgeführt.
Eine Begeisterung und Faszination die mit einer speziellen Vorliebe zur kleinen Insel Islay an der Westküste Schottlands zur Passion wurde.
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