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Domaines Paul Mas: Der Pionier und sein Maskottchen

Die innige Verbundenheit von Jean-Claude Mas und dem Wein zeigt eine Begebenheit aus der Kindheit des Weinunternehmers. „Als Knirps von drei Jahren büxte ich während der Weinlese von zuhause aus, um drei Kilometer zum Weinkeller zu laufen, wo Vater und Opa gerade die Gärung der jungen Moste überwachten“, erzählt Mas von seinem gefährlichen Abenteuer. „Der Wein hat mich seither nie losgelassen“, auch wenn er zunächst nicht die erste Geige spielte.

Sein Studium führt Mas zu Wirtschaft und Werbung, seine weitere Karriere nach Nordfrankreich, England und Miami. Seiner zweiten Leidenschaft, dem Motorsport sagt Mas adieu, als der Wein voll in den Fokus rückt. Er arbeitet ab 1990 drei Jahre in Bordeaux, wo er 1992 auf Giorgio Grai trifft, einen der einflussreichsten Önologen Italiens, das seinerzeit einen großen Aufschwung nimmt. Grai führt Mas durch zahllose Weinkeller Italiens und lässt ihn tief in die Kunst der „Assemblage“ eintauchen, der Vermählung von verschiedenen Wein-Partien, mit dem Ziel, einen Stil zu entwickeln. Diese Kunst wendet Mas ab 1995 bei seinen eigenen Weinen an, die er von den 35 Hektar Rebland keltert, die ihm sein Vater vererbt hat.

Im Jahr 2000 gründet er die „Domaines Paul Mas“, benannt nach dem Urgroßvater, der 1892 die Weinbautradition der Familie begründete. 2005 gelingt Mas aus Marketingsicht der ganz große Wurf: Er hebt den „Arrogant Frog“ aus der Taufe, ein gezeichnetes Maskottchen, das mit dem Klischee vom übertrieben selbstbewussten Franzosen spielt. Ein Dandy, aber kein Schnösel, sondern sehr charmant. Diese Selbstironie, wohl die feinste Art des Humors, kommt nicht nur in den angelsächsischen Ländern gut an.

Die Kollektion wird ein weltweiter Erfolg und zum Beschleuniger einer erfolgreichen Expansion des zur Firmengruppe wachsenden Unternehmens. 15 Weingüter mit 850 Hektar Rebland zählt es aktuell zu seinem Besitz. Dazu kommen weitere 1500 Hektar von 80 Vertragswinzern. 20 Prozent der Rebfläche werden nach biologischen Kriterien bewirtschaftet.

Alle Weinberge von Mas liegen im Languedoc-Roussillon, zwischen den Pyrenäen im Westen und der Rhône im Osten. „Für mich treffen sich hier Terroir und Moderne und es entsteht eine Mischung aus Französischer Expertise, toskanischem Stil und kalifornischer Dynamik“, erklärt Jean-Claude Mas. „Es ist wohl die einzige Region, in der man – fast – alles machen kann. Ich arbeite mit 45 Rebsorten, die je nach Standort ihren ganz eigenen Ausdruck haben. Die Kunst ist es, die Sorten optimal auf die Terroirs abzustimmen.“

Domaines Paul Mas: Ausgewählte Weine

2020 Ribet Pink Arrogant Frog Rosé, Pays d‘Oc IGT

So charmant wie der Frosch auf dem Etikett: beerenfruchtig mit zarter Würze und animierendem Trinkfluss. Ein moderner  Rosé, der nicht nur auf der Terrasse zu Salaten und gegrilltem Fisch schmeckt. 6,99 Euro. Bezug: www.weinistfein.de

2019 Réserve Arrogant Frog, Languedoc  AOP

Aus klassischen roten Sorten des Midi von Weinbergen im Heraulttal gekeltert: Grenache sorgt für Frucht und Fülle, Syrah und Mourvèdre steuern Würze, Farbe und Struktur bei. Der ausgewogene Wein passt zu würziger Pasta und dunklem Fleisch. 7,50 Euro. Bezug: www.vinello.de

2020 Mas de Mas, Picpoul de Pinet AOC

Picpoul de Pinet ist die einzige Appellation im Languedoc, die Weißweinen vorbehalten ist. Die Sorte Picpoul („Lippenbeisser“) ist bekannt für ihre markante Säure. Beim fruchtig angelegten Mas de Mas ist sie reif, dabei ist der Wein trocken und frisch am Gaumen. Zu Fisch und Meeresfrüchten.  8,99 Euro. Bezug: www.bordelais.de

Château Martinolles brut, Crémant de Limoux  AOC

Das Jahr 1531 ist ein wichtiges Datum für Limoux. Erstmals wird hier der Schaumwein erwähnt, den die Benediktinermönche produzierten, lange vor ihrem Glaubensbruder Dom Perignon aus der Champagne. Der Crémant wird überwiegend aus Chardonnay-Trauben gekeltert, die unweit der mittelalterlichen Festungsstadt Carcassonne wachsen.  15 Monate gärt und reift der Wein in der Flasche; er duftet dann typisch nach Äpfeln, Birnen und Brioche. Feine Perlage und ein cremiges Mundgefühl machen ihn zu einem feinen Aperitif und Begleiter von kalten Häppchen und leichten Vorspeisen. 13,99 Euro. Bezug: www.vicampo.de

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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