Domaine Robert-Denogent: Großes Weißweinkino aus Macon und Pouilly Fuissé

Domaine Robert Denogent Nicolas, Jean-Jacques und Antoine Robert
Der frühere Anwalt Jean-Jacques Robert sowie seine beiden Söhne Nicolas und Antoine sind Bio-Weinbauern im südlichen Burgund. Ihre Spezialität: Pouilly Fuissé aus kleinen Weinbergs-Parzellen. Stefan Krimm hat sie besucht.

Die Par­zel­len sind teil­wei­se nur einen vier­tel Hekt­ar groß. Sie hei­ßen Clos des Ber­til­lon­nes, La Croix, Le Clos Reyssié, Les Car­rons, Les Reis­ses, Les Cras, Clos des Ber­til­lons, Les Tâches. Gemein­sam ist ihnen, dass sie alle im süd­li­chen Bur­gund lie­gen und mit Chardonnay-Reben bestockt sind. Die Unter­schie­de lie­gen im Boden: mal eisen­hal­ti­ger Lehm, mal gel­ber Sand­stein, ein paar Meter wei­ter dunk­ler Schie­fer. Und jeder die­ser Böden gibt dem Wein einen etwas ande­ren Geschmack. Des­halb wer­den die Par­zel­len bei Robert-Denogent streng sepa­rat geern­tet, sepa­rat ver­go­ren und der Wein sepa­rat abge­füllt – typisch fran­zö­si­sche Terroir-Philosophie, wie sie das benach­bar­te Côte d’Or so bei­spiel­haft umge­setzt und damit Welt­ruhm errun­gen hat.

Das süd­li­che Bur­gund, auch Mâcon­nais genannt, ist nicht so berühmt wie das nörd­li­che Bur­gund. Die Reb­sor­ten dort sind zwar die glei­chen (Char­don­nay, Pinot Noir) und die Böden, bei allen Unter­schie­den, ähn­lich mineralisch-karg wie an der Côte d’Or. Aber das Kli­ma ist etwas wär­mer, wes­halb die Wei­ne etwas stof­fi­ger, alko­hol­rei­cher und nicht ganz so aus­ge­prägt fein-mineralisch sind – es sei denn, man arbei­tet so wie Robert-Denogent.

Solutré Felsen im Burgund

Der Felsen von Solutré ist berühmter als die Weine von Fuissé

Die Domaine von Jean-Jacques Robert und sei­nen Söh­nen Nico­las und Antoine liegt in dem Dörf­chen Fuis­sé im süd­li­chen Bur­gund, im Schat­ten des gewal­ti­gen Fel­sens von Solut­ré, einem schroff abfal­len­den mythi­schen Natur­denk­mal, von dem die Legen­de sagt, dass die Men­schen in der Stein­zeit immer wie­der Wild­pfer­de über die Kan­te getrie­ben haben, um sie so zu erle­gen. In den 1980er Jah­ren wur­de Fuis­sé berühmt, weil sich der ehe­ma­li­ge (inzwi­schen ver­stor­be­ne) Staats­prä­si­dent Fran­çois Mit­ter­rand dort regel­mä­ßig zu Ostern mit Kame­ra­den von der Résis­tance traf. Den Rest des Jah­res aber regiert der Wein in dem ver­schla­fe­nen 400 Seelen-Ort.

Die Wei­ne von Robert-Denogent, die häu­fig mit den sehr viel teu­re­ren Gewäch­sen Gewäch­sen von Puli­gny oder Meurs­ault ver­gli­chen wer­den, fin­den sich in vie­len fran­zö­si­schen Sterne-Restaurants. 80 Pro­zent der Pro­duk­ti­on gehen in den Export. Ame­ri­ka­ni­sche, kana­di­sche, bel­gi­sche, ita­lie­ni­sche und chi­ne­si­sche Wein­ken­ner haben eben oft ein fei­nes Gefühl für Qua­li­tät. Und die strei­tet dem knor­ri­gen Auto­di­dak­ten Jean-Jacques Robert, der, nach­dem er 1988 sei­nen Anwalts­be­ruf an den Nagel gehängt hat­te und das Wein­gut mit ein paar Hekt­ar Reben von sei­nem Vater über­nom­men hat­te, nie­mand ab – auch nicht die Kol­le­gen im Ort.

Der Keller von Robert-Denogent
Der Kel­ler von Robert-Denogent

 

Viele alte Rebstöcke in den Weinbergen

Mitt­ler­wei­le bewirt­schaf­tet Robert-Denogent 10 Hekt­ar. Die Reben sind im Schnitt 50 Jah­re alt, also „Vieil­les Vignes”, wie es in der Eti­ket­ten­spra­che heißt. Die ältes­ten für den Pouilly-Fuissé Les Car­rons ver­wen­de­ten Zei­len nähern sich den 100 Jah­ren, und die für den Pouilly-Fuissé Cuvée Clau­de Deno­gent den 90. Roberts Ansprü­che sind so hoch, dass er sei­nen Betrieb nicht belie­big ver­grö­ßert, auch wenn er das woll­te. Er begnügt sich damit, immer mal wie­der klei­ne­re Men­gen Trau­ben, die genau nach sei­nen Anwei­sun­gen erzeugt wur­den, zuzu­kau­fen. Dass man dabei immer ein Risi­ko ein­geht, weiß er natür­lich, und des­we­gen beschränkt er sich auf Freun­de, die sei­ne Grund­sät­ze ken­nen und auf deren Arbeit er sich blind ver­las­sen kann. So ste­hen der stän­dig wach­sen­den Nach­fra­ge aus aller Welt jähr­lich nur 40.000 Fla­schen gegenüber.

Referenzweine für das südliche Burgund

In so gut wie allen Jah­ren, auch den hei­ßen, bestechen sei­ne Wei­ne durch ihre prä­zi­se Struk­tur, ihre Frucht und Duf­tig­keit, ihre pure Mine­ra­li­tät, ihren fei­nen Biss sowie, ins­be­son­de­re bei den Vieil­les Vignes von Les Reis­ses und Les Car­rons, auch durch ihre Cre­mig­keit, die aber nie ihr beein­dru­cken­des Reli­ef und ihre fei­ne Aus­ge­wo­gen­heit gefähr­det. Sie wer­den (bis auf den roten Beaujolais-Villages) aus der Sor­te Char­don­nay gewon­nen und haben in die­sem Bereich Referenz-Status erreicht – nicht nur für den bur­gun­di­schen Süden.

Domaine Robert Denogent Chardonnay-Trauben
Chardonnay-Trauben auf dem Weingut

Nähert man sich dem Wein­gut, so stutzt man zunächst. Denn anders als in Wein­dör­fern üblich gibt es in Fuis­sé kein Hin­weis­schild. Das über­lässt man dem benach­bar­ten Cha­teau de Fuis­sé, dem man im Übri­gen bereits seit eini­gen Jah­ren die Hacken zeigt. Das Hof­tor ist so gut wie immer geschlos­sen. Auf der klei­nen Pla­ket­te steht ein­fach nur der Name des Guts. Wer nun aller­dings glaubt, dahin­ter ste­cke, wie im nörd­li­chen Bur­gund recht häu­fig, eine gewis­se kun­den­un­freund­li­che Hoch­nä­sig­keit, sieht sich getäuscht.

Handarbeit und zwei Rösser

Robert-Denogent ist ein hart arbei­ten­der klei­ner Fami­li­en­be­trieb mit wenig Per­so­nal. Die Besit­zer lau­fen nicht im teu­ren Mar­kensak­ko oder Bla­zer samt maß­ge­schnei­der­tem Hemd her­um, son­dern in mehr oder weni­ger schmut­zi­ger Arbeits­kluft und Gum­mi­stie­feln. Befragt man sie nach den Prin­zi­pi­en ihrer Arbeit, so hört man immer wie­der „Natur“. In den in Umstel­lung auf Bio­dy­na­mie befind­li­chen Wein­ber­gen wird nicht etwa hoch­tech­no­lo­gisch, son­dern bäu­er­lich ein­fach gear­bei­tet. Im Wein­berg zie­hen zwei kräf­ti­ge, blond­mäh­ni­ge Rös­ser den Pflug. Ansons­ten ist Hand­ar­beit ange­sagt: bei der Lese, bei der Spon­tan­ver­gä­rung, beim lan­gen, mög­lichst unge­stör­ten Hefelager (20 Mona­te) in nur teil­wei­se neu­en Bar­ri­ques, beim Rei­fen­las­sen der Wei­ne auf der Fla­sche, bevor sie in den Ver­kauf gehen.

eisenhaltiger Sandstein
Bei den Denogent-Böden zählt Viel­falt. Hier: eisen­hal­ti­ger Sandstein.

Noch wich­ti­ger aber ist die kon­se­quen­te Umset­zung der Terroir-Idee. Deno­gent und sei­ne Söh­ne ken­nen jede ein­zel­ne ihrer Par­zel­len, die zu den Appel­la­tio­nen Mâcon-Villages, Mâcon-Solutré, Mâcon-Fuissé, Saint-Véran, Pouilly-Fuissé und Beaujolais-Villages gehö­ren. Die Viel­falt der Denogent-Böden sucht selbst in Bur­gund ihres­glei­chen: Kalk­stein, Mer­gel, Ton und Lehm, Kies, Gra­nit, Schie­fer, ins­be­son­de­re beim La Croix, eisen­hal­ti­ges Gestein und sogar vul­ka­ni­sche Über­res­te. Klar, dass mit der getrenn­ten Vini­fi­zie­rung der Par­zel­len ein Kla­vier bereit steht, auf dem Jean-Jacques meis­ter­haft spie­len kann. Und sei­ne Söh­ne sind auf dem Weg dahin bereits weit fortgeschritten.


Zwei Wei­ne haben uns beson­ders über­zeugt und wer­den hier exem­pla­risch vor­ge­stellt: einer aus dem obe­ren Qua­li­täts­be­reich und einer aus dem unte­ren Bereich der Qua­li­täts­py­ra­mi­de, der ja beson­ders genau Aus­kunft dar­über gibt, wie durch­gän­gig die Qua­li­täts­maß­stä­be ange­wen­det werden.

2015 Pouilly-Fuissé „La Croix“

Flashce Pouilly Fuisse La Croix Vieilles Vignes

Schmei­cheln­der, schmelzi­ger Duft nach gel­ben Bir­nen, Quit­ten und über­rei­fen Früh­äp­feln; am Gau­men eine klei­ne Explo­si­on von Äpfeln, Bir­nen, Mira­bel­len, Quit­ten, einer win­zi­gen Spur Holz, und einem Hauch von Apfel­kom­pott, am Gau­men gro­ße Fül­le, aber kei­ne Spur von Fett, eher mus­ku­lös und mit beein­dru­cken­der inne­rer Span­nung, fei­ne Mine­ra­li­tät, tän­ze­ri­sche Kraft, über­aus lan­ger Nach­hall: ein edler, selbst­be­wuss­ter, kom­ple­xer Wein, der in der Ver­bin­dung von Kraft, Biss, rei­cher Nuan­cie­rung und schmelzi­ger Ele­ganz auch von Bur­gun­dern von der Côte d’Or nicht so oft über­trof­fen wird.

 

Bewer­tung: 93 Punkte

Preis: ab 24,73 Euro

Bezug:  www.vinatis.de,

Bezug: www.gute-weine.de


2016 Mâcon Fuissé „Le Tâches“

Domaine Robert Denogent Macon Fuisse Les Taches

Zurück­hal­ten­der, anfangs noch ein klein wenig dump­fer Duft nach rei­fen Bir­nen, aro­ma­ti­schen Äpfeln, einer Spur von Kalk­stein und Man­deln; am Gau­men herr­lich nuan­cier­te Atta­cke mit Noten von Bir­ne, rei­fen Früh­äp­feln, einem Hauch Honig­me­lo­ne und Apfel­kom­pott, schö­ne inne­re Span­nung, fei­ner Biss, gelun­ge­ne Balan­ce von Frucht, Kör­per und Alko­hol, edel und eigen­stän­dig; sehr lan­ger, küh­le, apfel­i­ger Nach­hall: ein bereits in sich ruhen­der Wein mit Zukunft, der zeigt, mit wel­cher Sorg­falt hier auch bei „ein­fa­che­ren“ Wei­nen gear­bei­tet wird.

Bewer­tung: 89 Punkte

Preis: ca.22 Euro

In Deutschland/Österreich/Schweiz nicht erhältlich

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