Die Weine von L’Ostal Cazes

Jean Michel Cazes
Was veranlasst einen erfolgreichen Château-Besitzer, das Geld, das er in Bordeaux verdient hat, im Massenweinland Languedoc anzulegen? Ganz einfach: die Überzeugung, dass sich auch dort Weine von höchster Qualität erzeugen lassen. Jean-Michel Cazes, Besitzer von Château Lynch-Bages in Bordeaux, hat diesen Beweis jetzt angetreten. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ist ihm mit dem Jahrgang 2007 mit dem L’Ostal Cazes erstmals ein großer Wurf gelungen. Von Jens Priewe

Die Domaine L’Ostal Cazes liegt im Süden Frank­reichs im Anbau­ge­biet Miner­vois. Sie umfasst 60 Hekt­ar Reben und erzeugt zwei Wei­ne: Grand Vin L’Ostal Cazes und den Zweit­wein Esti­bals. Bei­de Wei­ne sind aus einem ähn­li­chen Reb­sor­ten­mix gewon­nen. Er ent­hält in unter­schied­li­chen Tei­len Syrah, Gren­ache, Carignan und Mour­vèd­re. 2007 war im Süden Frank­reichs ein sehr aus­ge­wo­ge­nes Jahr, das teil­wei­se gro­ße Wei­ne her­vor­ge­bracht hat. Hohe Kon­zen­tra­ti­on, aro­ma­ti­sche Kom­ple­xi­tät und Fri­sche – das zeich­net die L’Ostal Cazes-Weine die­ses Jahr­gangs aus. Vor weni­gen Wochen sind die 2007er Wei­ne in Deutsch­land auf den Markt gekommen.

Mit 17,95 Euro liegt der Grand Vin bei etwa 25 Pro­zent des Prei­ses eines 2006 Lynch Bages. Auch wenn der Ver­gleich hinkt – der L’Ostal Cazes bie­tet ein exzel­len­tes Preis-/Leistungsverhältnis im Ver­gleich zu ande­ren Appel­la­tio­nen Frank­reichs. Er ist lang­le­big, besitzt ein sta­bi­les Tan­nin­ge­rüst, weist den­noch kei­ne Här­ten auf, son­dern glei­tet bei­na­he leicht­fü­ßig über den Gaumen.

Die Domaine L’Ostal Cazes liegt gut 50 Kilo­me­ter vom Mit­tel­meer auf hal­ber Stre­cke zwi­schen den Städ­ten Nar­bon­ne und Car­cas­son­ne. Dort, am Fuße der Mon­tagne Noi­re, haben sechs Dör­fer das Recht auf die Bezeich­nung Minervois-La Livi­niè­re. Die­se Sub­zo­ne stellt das Herz­stück der gro­ßen Appel­la­ti­on Miner­vois dar.

Jean-Michel Cazes hat 2002 dort 150 Hekt­ar Land von zwei Domä­nen erwor­ben und sie zu einem Besitz zusam­men­ge­fasst. Ein Jahr spä­ter erwarb er die alte Zie­ge­lei La Tui­le­rie ein paar Kilo­me­ter süd­lich von La Livi­niè­re. Dort wur­de der Kel­ler ein­ge­rich­tet. Ver­go­ren wird die Mai­sche in Zement­zis­ter­nen und Edel­stahl­tanks. Die Tem­pe­ra­tur­kon­trol­le ist gewähr­leis­tet. Aller­dings sind die Gär­tem­pe­ra­tu­ren etwas höher als in Bor­deaux. Der Öno­lo­ge von L’Ostal Cazes arbei­tet in enger Abstim­mung mit dem Per­so­nal von Lynch-Bages.

Die beson­de­re Qua­li­tät der bei­den Wei­ne von L’Ostal Cazes – der Grand Vin L’Ostal Cazes und der Zweit­wein Esti­bals – hat jedoch mit der Lage der Wein­ber­ge zu tun. Das Kli­ma in La Livi­niè­re ist zwar durch inten­si­ve Son­nen­ein­strah­lung geprägt. Doch durch die stän­di­gen Bri­sen vom Mit­tel­meer, aber auch durch die küh­len Win­de, die von der Mon­tagne Noi­re her­un­ter­fal­len, wer­den die Tem­pe­ra­tu­ren immer wie­der gedrückt. Am Ende wird so der Rei­fe­zy­klus der Trau­ben in die Län­ge gezo­gen und ver­hin­dert, dass die Trau­ben verkochen.

Die Böden bestehen aus einem Kon­glo­me­rat von har­tem Sand­stein und ver­wit­ter­tem Kalk­stein. Das bedeu­tet: hohe mine­ra­li­sche Zusam­men­set­zung und Was­ser­hal­te­ver­mö­gen in der Tie­fe. Die Reben über­ste­hen die som­mer­li­che Tro­cken­pe­ri­ode ohne Tröpf­chen­be­wäs­se­rung.  Mit maxi­mal 45 Hek­to­li­ter Wein pro Hekt­ar hat La Livinière-Minervoir die strengs­te Men­gen­be­schrän­kung des gesam­ten Languedoc.

Anders als in den Cha­teaux von Bor­deaux sind Besu­cher in der Domaine L’Ostal Cazes will­kom­men. Es gibt einen Wein­shop und einen Pro­bier­tre­sen. Außer­dem kön­nen sie sich mit einem Picknick-Korb zwi­schen den Oli­ven­bäu­men um die alte Zie­ge­lei Saint-Josèphe nie­der­las­sen und den Blick in die Land­schaft genießen.

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