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Die Weine von Allée Bleue: So schmeckt Südafrika

Der Name Allée Bleue löst bei Fans des FC Bayern München keine Jubelstürme aus. Alles was blau ist, erinnert an den Stadtrivalen 1860 München. Aber an dieser Stelle geht es nicht um den Fußballverein, sondern um ein südafrikanisches Weingut dieses Namens. Es heißt Allée Bleue – blaue Allee – und liegt knapp eine Autostunde von Kapstadt entfernt in Franschoek. Ein Freund hatte mich auf das Weingut aufmerksam gemacht, und da dieser das Ergebnis des ersten deutschen Spiels gegen Australien (4:0) sensationell richtig getippt hatte, habe ich keine Sekunde gezögert, auch seinem Weintipp zu vertrauen.

Eventpavillon Allée BleueSo hatte ich zum Achtelfinale Deutschland gegen England zehn Freunde in meine Schwabinger Dachterrassenwohnung eingeladen. Keine ausgewiesenen Weinexperten – aber allesamt Weinliebhaber. Mit ihnen wollte ich die Allée Bleue-Weine verkosten. Also habe ich mir ein Probepaket bestellt. Die Weine sind in Deutschland leicht erhältlich. Denn das Weingut gehört Friedrich Wilhelm Dauphin, einem Industriellen aus Oberfranken. Er stellt Bürostühle her. Von seinem Firmensitz in Hersbruck bei Nürnberg aus vertreibt er die Weine.

Eine Fußballübertragung ohne Bier – das sorgte bei meinen Freunden erstmal für Verwirrung: „Du willst uns doch nicht mit Wein abspeisen?“ Doch. Das wollte ich. „Und wieso dann südafrikanische Weine?“ Weil sie gut schmecken. Na, hoffentlich. Zuerst machten wir den 2009 Sauvignon Blanc auf: ein frischer, strohgelber Wein mit zarten Fruchtaromen von Stachelbeeren und Grapefruit. Die Säure knackig, der Alkohol gut eingebunden (bei 13 Vol% natürlich wichtig). Nicht jeder liebt das kräftige Sauvignon-Aroma. Doch wer damit klarkommt, kann diesem Wein, wenn er gut gechillt ist, durchaus ein ganzes Fußballspiel lang treu bleiben. In unserem Fall war die Flasche leer, bevor das Spiel begann.

Isabaeu und PinotageKomplizierter ist der 2008 Isabeau, eine Cuvée aus zwei Traubensorten: Sémillon und Chardonnay. Ein üppiger, körperreicher Weißwein, der teilweise in Barriques gereift ist und die dafür typischen Röst-/Holzaromen aufweist. Normalerweise kein Wein für den deutschen Geschmack und mit 13,5 Vol.% Alkohol auch nicht gerade ein Terrassenwein. Dennoch war auch er bei Anpfiff des Spiels bereits ausgetrunken.

Gut so. Denn nun wurde es Ernst – auf dem Rasen des Free State-Stadions in Bloemfontein ebenso wie bei uns. Die Roten war dran. Sie sind der Stolz und die Stärke Südafrikas. Das warme Klima Südafrikas ist für die Rotweine wie gemacht. Auch bei Allée Bleue. Der 2007 Pinotage war als erster ausgetrunken. Die vier Frauen in der Runde hatten sich die Flasche geschnappt und nicht wieder rausgerückt. Wir sechs Männer mussten uns notgedrungen an die drei anderen Rotweine halten. Doch so groß war die Not nicht. Sowohl der 2006 Shiraz als auch der 2006 Cabernet Sauvignon/Merlot (beide 13,90 Euro) waren leckere Weine.

Ich weiß, lecker darf man nicht sagen. Aber die beiden schmeckten einfach gut: beide sehr dunkle Farbe, nicht zu schwer im Körper, dafür mit kräftigen Fruchtaromen – zwei vollmundige, dem Gaumen schmeichelnde Weine, an denen man gedankenverloren und unentwegt nippen könnte, wenn man die Hände an diesem Nachmittag nicht immer wieder zum Jubeln gebraucht hätte. Der Cabernet/Merlot besaß mehr Säure, der Shiraz duftete etwas fleischiger, was durchaus normal ist bei dieser Sorte. Die Häufigtrinker bemängelten, dass der Geschmack etwas beliebig sei. Die Gelegenheitstrinker irritierte das allerdings nicht.

F.W. Dauphin mit Frau und Freunden„Wir wollten eigentlich nur ein Haus in der Nähe von Kapstadt kaufen“, hatte mir Elke Dauphin, die Ehefrau des Besitzers, vorher am Telefon verraten. „Aber eine gute Freundin wies uns auf eine herunter gewirtschaftete Obstfarm hin, die zum Verkauf stand. Nach langem Hin und Her ließen wir uns auf das Abenteuer Wein ein. Das war Anfang 1998. Wir standen damals vor dem Nichts. Keine Rebstöcke, kein Wein-Know-How. Aber wir sind Geschäftsleute und wussten, was wir wollen. Schon 2001 haben wir den ersten Jahrgang vinifiziert. Seitdem sind wir vom Wein infiziert“.

Der Flaggschiff-Rotwein von Allée Bleue ist heute der L’Amour Toujours, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Grenache Noir, Shiraz und Petit Verdot. Mit 24,90 Euro ist er der teuerste Wein des Gutes. Diesen Tropfen genossen wir in der zweiten Halbzeit, nachdem Deutschland 3:1 in Führung gegangen war. Er ist konzentrierter als die anderen Rotweine. Neben den Frucht- und Beerenaromen zeigt er Noten von Schokolade und Zedernholz, dazu einen Hauch von Gewürznelke.

Weingut in Franschoek„Der L’Amour Toujours ist mein absoluter Lieblingswein“, erzählte Elke Dauphin. „Der Name war meine Erfindung. Er sollte ‚Ewige Liebe’ heißen. Mein Mann hat mich dann darauf hingewiesen, dass ‚ewige Liebe“ toujours l’amour’ heißt, während ‚l’amour toujours’ bedeutet: den ganzen Tag Liebe.“ Sie lacht. „Heute ist Allée Bleue mehr als ein Weingut. Geschäftsleute halten Meetings ab, Urlauber übernachten und Verliebte heiraten bei uns. Es hat sich herumgesprochen, wie schön es bei uns ist“.

Einer meiner Freunde, der früher selbst Regionalligakicker war, konnte das mit dem Lieblingswein gut nachvollziehen und war deswegen nicht einmal sauer, dass er beim Nachschenken das 4:1 verpasste. Den Anderen hat der Wein ebenfalls gut geschmeckt, mich eingeschlossen. Wenngleich ich zugeben muss: Das ganz große Gaumenkino ist auch er noch nicht. Der letzte Kick fehlt. Das letzte Quäntchen, das nötig wäre, um einen Schluck dieses Weins als kurzen Moment vollkommenen irdischen Glücks zu empfinden. Aber dieses Glück lieferte an jenem Samstagnachmittag ja der Fußball. Gegen ihn wäre sowie kein Wein der Welt angekommen.

Sauvignon Blanc und Lamour ToujoursAm Ende war gab es noch eine faustdicke Überraschung. Nicht beim Englandspiel. Da blieb es beim 4:1. Aber beim Wein. Der 2007 Pinotage entpuppte sich nämlich als ein Klassewein. In der Flasche, die unsere vier Frauen zurückgelassen hatten, entdeckten wir noch einen kleinen Rest dieses Tropfens – gerade genug für ein paar Probierschlucke. Nach mehrheitlicher Meinung der männlichen Gäste ist dieser Pinotage der beste Wein im Allée Bleue-Sortiment. Auf meinem Zettel stand: herrlich tiefer Duft von Brombeeren und schwarzen Johannisbeeren. Wuchtig, aber nicht überladen. Keine Alkohol- und Fruchtbombe. An diesem Wein kommen die Herren von der FIFA ebenso wenig vorbei wie am Videobeweis.

Apropos Besuch: Meine Frau und ich haben beschlossen, uns Südafrika selbst mal anzuschauen. Natürlich erst nach der WM. Wir haben im Fernsehen gesehen, welch wunderschönes Land Südafrika ist. Und dass man auf Wein nicht verzichten muss, ist ein Riesenvorteil: mit 110 000 Hektar ist die Rebfläche Südafrikas sogar größer als die deutsche. Wir werden uns mit Sicherheit auch bei Allée Bleue sehen lassen, um den Pinotage noch einmal in seiner natürlich Umgebung zu trinken. Das steht fest. Aber erstmal sind wir nach dem Spiel raus auf die Leopoldstraße gegangen. Zum Feiern und – pardon – zum Biertrinken.

Übrigens: Alle Weine können Sie direkt unter www.alleebleue.de im deutschen Webshop des Weinguts bestellen.

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