Ein Cuvée ist eine Mischung unterschiedlicher Weine eines Weinguts. Allerdings ist bei dieser Mischung nicht ans Panschen zu denken, sondern eher an ein kunstvolles Komponieren. Viele berühmte Etiketten sind aus Weinen verschiedener Rebsorten zusammengestellt – vor allem Rotweine, vereinzelt auch Weißweine. Das haben mittlerweile auch deutsche Winzer erkannt.
Eine Cuvée ist qualitativ nicht minderwertig – im Gegenteil!
Das kunstvolle Komponieren vollzieht sich so, dass Weine verschiedener Rebsorten separat vergoren und separat ausgebaut werden, um danach zu einem einheitlichen Wein zusammengefügt zu werden. Die Festlegung der Cuvée obliegt dem Kellermeister. Dem Zusammenfügen gehen ausgiebige Verkostungen der Weine aus den verschiedenen Rebsorten voraus, bei denen meist auch der Weingutsbesitzer und externe Experten involviert sind. Die Kunst der Cuvée besteht darin, das richtige Mischungsverhältnis der einzelnen Weine festzulegen. Bordeaux-Weine aus Pauilliac bestehen zum Beispiel aus durchschnittlich 60 Prozent Cabernet Sauvignon. Dazu kommen klassischerweise 25 Prozent Merlot, zehn Prozent Cabernet franc und fünf Prozent Petit Verdot. In Jahren, in denen der Cabernet Sauvignon nicht optimal reif geworden ist, kann sein Anteil aber auch sinken. Dafür wird entsprechend mehr Merlot in die Cuvée hereingenommen. Der Kellermeister präsentiert eine entsprechende Probecuvée und lässt sie die anderen Cuvée-Teilnehmer probieren, die sie dann abnicken – oder andere Vorschläge machen.
Frucht, Körper, Säure und Alkohol müssen harmonieren
Unter deutschen Winzern war es jahrelang verpönt, unterschiedliche Weine miteinander zu vermischen. Sie wurden abwertend „Verschnitt“ genannt. Winzer, die etwas auf sich hielten, kelterten ihren Wein „sortenrein“: Spätburgunder, Lemberger, Dornfelder, Portugieser und so weiter. Der allergrößte Teil der deutschen Rotweine wird auch heute noch aus nur einer einzigen Rebsorte gewonnen.
Doch einige Winzer, vor allem aus Württemberg und Rheinhessen, haben sich vom ausländischen Vorbild inspirieren lassen. Sie haben Weine unterschiedlicher Rebsorten miteinander „verschnitten“. Und zwar so, dass Frucht, Körper, Extrakt, Säure und Alkohol besser harmonieren als in jedem der einbezogenen Weine allein. Was eine Partie Wein nicht hat, wird durch einen anderen Wein ausgeglichen. Ernst Büscher, Referent beim Deutschen Weininstitut in Mainz, formuliert es treffend so: “Eins und Eins ergibt Drei”. So kommt es, dass mittlerweile auch in Deutschland ein kleiner Teil der hier erzeugten Rotweine aus Cuvées besteht – und nicht der schlechteste.
Auch in Deutschland sind Rotwein-Cuvées im Kommen
Einer, der sich auf die Suche nach dem perfekten Harmonie begeben hat, ist die Weinkellerei Reichsgraf von Ingelheim. Diese ist in der Branche für ihre vielfach prämierten Weißweine von der Rheinfront bekannt. Aber auch die Rotwein-Cuvées erfreuen sich bei Weintrinkern großer Beliebtheit: zum Beispiel ist die Simonroth Cuvée D, die als Verschnitt aus Lemberger, Cabernet und Merlot in Weinbars hohen Anklang findet. Besonders hochwertig ist die Cuvée MC, die durch ihre Verbindung von Cabernet Franc und Merlot einen intensiv fruchtigen Geschmack hat.
Weißwein-Cuvées: ein Geschmackserlebnis der besonderen Art
Auch Weißweine verschiedener Rebsorten lassen sich miteinander mischen. Das berühmteste Beispiel einer Weißwein-Cuvée ist der Champagner. Er wird in der Regel aus Chardonnay, Pinot Meunier und Pinot Noir gewonnen, drei Sorten, die kunstvoll „assembliert“ werden, wie man in der Champagne sagt. Dabei hat jedes Champagnerhaus seine eigene Formel, nach der die Weine gemischt werden. Auch in Italien und Spanien besteht ein großer Teil der Weißweine aus mehreren Sorten. Selbst wenn eine Rebsorte auf dem Etikett steht, erlaubt es die europäische Weingesetzgebung, dass bis zu 15 Prozent anderer Sorten in dem Wein enthalten sein dürfen, ohne genannt zu werden.
Auch in Deutschland gibt es mittlerweile viele Weißwein-Cuvées. Oft werden sie als klassische Sommerweine offeriert, die mit irgendwelchen Phantasienamen versehen sind. Bekannt sind Cuvées aus Riesling und Müller-Thurgau, aus Sémillon und Sauvignon Blanc, aus Weißburgunder und Chardonnay. Als Essensbegleiter machen sie eine hervorragende Figur.
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