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Kirschessigfliege überfällt Südtiroler Weinbau

Die 2009 zum ersten Mal in Spanien und im Trentino beobachtete Kirschessigfliege ist 2011 massiv in Südtirol aufgetreten und hat große Teile der Weinberge heimgesucht. Vor allem die Vernatsch-Trauben sind massiv von dem aus Asien stammenden Insekt (Drosophila suzukii) befallen worden. Viele Vernatsch-Weinberge, vor allem am Kalterersee, mussten notgelesen werden. Entsprechend knapp werden die entsprechenden Weine in 2011 sein.

„Die Drosophila suzukii ist ein in Südtirol neuer Schädling, den wir seit seiner Entdeckung im Sommer 2010 intensiv beobachten“, sagt Dr. Roland Zelger vom Versuchszentrum Laimburg, das die Forschungsarbeiten koordiniert. Auch in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ist die Kirschessigfliege dieses Jahr vermehrt aufgetreten, ohne allerdings größere Schäden in den Weinbergen verursacht zu haben.

Von den rund 30 000 verschiedenen Arten der Essigfliege greifen nur zwei Arten die Beeren an. Eine davon ist die Drosophila suzukii, wie die asiatische Kirschessigfliege auf Lateinisch heißt. Die Weibchen besitzen am Hinterleib einen Raspelapparat, mit dem sie unversehrte Beeren aufschlitzt, um ihre Eier im Fruchtfleisch abzulegen. Andere Arten der Essigfliegen besitzen diesen Raspelapparat nicht. Sie können die Beeren zur Eiablage nur dann nutzen, wenn die Beerenhaut durch Hagel, Wespenstich oder andere Vorkommnisse aufgeplatzt ist. Die Larven zerstören das Fruchtfleisch durch ihren Fraß.

Nach Auffassung des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau ist die asiatische Kirschessigfliege nach Südtirol eingeschleppt worden. In Gegenden mit intensivem Obst- und Weinbau findet sie zahlreiche Wirtspflanzen, um sich auszubreiten. Weichobst (Süßkirschen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche) und Beerenobst sind gefährdet. Besonders gefährlich ist die Kirschessigfliege, weil sie eine Vermehrungsrate von bis 13 Generationen pro Jahr hat. Dadurch ist es schwierig, sie mit systemischen Insektenschutzmitteln zu bekämpfen. Die Anwendungen müssten sich über lange Perioden hinziehen. Außerdem bilden sich schnell Resistenzen heraus.

Ungeklärt ist noch, weshalb sich das Insekt vor allem auf die Vernatsch-Trauben gestürzt hat. Möglichweise liegt es daran, dass die Vernatsch-Traube eine dünne Beerenhaut hat. Jedenfalls sind die Südtiroler Vernatsch-Weine (Kalterersee, Bozner Leiten, St. Magdalener, Meraner) nach Aussagen des Beratungsrings Obst- und Weinbau in 2011 von der Menge her knapp und von ihrer Struktur her relativ leicht.

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