Die neue Deutsche Weinkönigin ist 22 und kommt von der Nahe: Nadine Poss. Sie setzte sich bei der gewohnt kitschig inszenierten und live vom SWR Fernsehen übertragenen Endausscheidung gegen ihre Konkurrentinnen durch.
Es ging nicht um Busen, Beine oder rote Lippen. Es war keine Miss-Wahl. Es ging um Charme, Wissen und Intelligenz. Nadine Poss, die 22-jährige Winzerstochter aus Windesheim an der Nahe, überzeugte die Jury in dieser Hinsicht am meisten. Als Monika Reule, die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts, am letzten Freitag um 22.14 Uhr den ominösen Briefumschlag öffnete und ihr Name auf der Karte stand, brachen in der Offenburger Oberrheinhalle alle Dämme.
Die in Bussen angereisten Windesheimer verwandelten den Saal in ein Tollhaus. Angesichts der Jubelrufe und des Blitzlichtgewitters, das über sie hereinbrach, verbarg die frisch gekürte Weinkönigin ihr Gesicht zeitweise hinter Händen. Doch als sie sich wieder gefasst hatte, sprach sie einen wichtigen Satz: Sie wolle „die große Weinnation Deutschland würdig, mit Charme und großem Engagement repräsentieren“ – wobei sie hinzufügte, dass sie Jugendliche und junge Erwachsene besonders im Blick habe. Sie würden bislang vernachlässigt.
Schwierige Fragen gut beantwortet
In der Endausscheidung dieses in Fachkreisen nicht unumstrittenen Wettbewerbs hatte sich die zierliche Poss gegen drei Finalistinnen aus Rheinhessen und dem Rheingau durchgesetzt. Beim Weinberuferaten lag sie als Einzige richtig und schloss aus den wenigen Informationen, die ein Hubschrauberpilot zur Bekämpfung von Frostschäden im Weinbau den Kandidatinnen auf der Bühne gegeben hatte, korrekt auf dessen Job.
Auch bei der Auswahl des passenden männlichen Begleiters für einen Besuch bei Prinz William und Kate machte sie eine gute Figur. Als sie einen anonym gereichten Weißwein sensorisch vor laufenden Kameras des SWR Fernsehens richtig beschreiben konnte und auf die Frage, warum sie überhaupt kandidiere, klug antwortete, es ziehe sie in die Welt, um andere Kulturen und Menschen kennenzulernen – da war der Fall für die Jury klar. Schließlich muss eine Weinkönigin 250 Termine im Jahr wahrnehmen, viele davon im Ausland. Wenig später wurde ihr auf der im kitschigen Lachsrosa dekorierten Bühne das goldene Krönchen aufgesetzt.
Berufsziel: das elterliche Weingut übernehmen
Nadine Poss’ Vater ist Winzer, ihre Mutter Lebensmittelchemikerin. Sie selbst studiert im fünften Semester Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim. Ihr Berufsziel: eines Tages das elterliche Weingut übernehmen. Als Hobbies gibt sie Klettern und Bergsteigen an.
Während ihrer einjährigen Regentschaft als Weinkönigin wird sie allerdings weder für Hobby noch fürs Studium Zeit haben, auch wenn sie bei ihrer neuen Aufgabe von zwei ebenso tüchtigen Weinprinzessinnen unterstützt wird: Ramona Diegel aus Rheinhessen und Sabine Wagner aus dem Rheingau. Sie waren mit Nadine Poss in der Endausscheidung. „Wir sind ein cooles Team“, ließ die neue Weinkönigin bereits verlauten.