Nach den Champagnerproduzenten und nach den südafrikanischen Winzern kündigt nun auch der Südtiroler Winzer Alois Lageder an, für seine Weine künftig weniger schwere Flaschen zu verwenden. Eine Pionierleistung in Italien, das protzige Flaschen liebt.
Flaschen mit geringerem Gewicht entlasten nicht nur die Rohstoff- und Energiebilanz während des Herstellungsprozesses. Sie senken vor allem die Kohlendioxid-Emissionen während des Transports des Weins. Deshalb hat Alois Lageder mit dem Jahrgang 2010 erstmals einen Teil seiner Weine in dünnwandigere Flaschen abgefüllt. Äußerlich unterscheiden diese sich nicht von den bisher verwendeten Flaschen. Aber sie wiegen rund 200 Gramm weniger. Pro Palette bedeutet das eine Gewichtsersparnis von 120 Kilogramm. Entsprechend geringer sind die Schmutzemissionen der Transportfahrzeuge. „Es reicht nicht aus, seine Weinberge biologisch zu bewirtschaften“, erklärte Lageder am Sonntag auf einer Pressekonferenz anlässlich der Hausmesse Summa 2010. „Wer es mit dem Umweltschutz ernst meint, für den ist Nachhaltigkeit oberstes Gebot.“
Italien liebt „gewichtige“ Flaschen
Lageder, der 2009 Preisträger des unter der Schirmherrschaft von Angela Merkel stehenden Deutschen Nachhaltigkeitspreises war, hatte schon in den 1990er Jahren seine Kellerei in Margreid als Niedrig-Energiebetrieb konzipiert. Inzwischen hat er einen Großteil seiner 50 Hektar eigenen Weinberge auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt. Mit seiner „beta-delta“-Linie erschien dann 2007 der erste Demeter-zertifizierte Wein auf dem Markt, eine Chardonnay-Pinot Grigio-Cuvée (beta-delta steht für bio-dynamisch). Dieses Jahr sind ein reinsortiger Chardonnay („Gaun“), ein reinsortiger Pinot Grigio („Porer“) und aus dem Jahrgang 2008 eine rote „beta-delta“-Cuvée aus Lagrein und Merlot hinzugekommen. Die Flaschen, in die sie gefüllt werden, wiegen nur noch 420 Gramm. Die Etiketten, die sie tragen, sind aus Umweltpapier hergestellt, die Druckfarben schwermetallfrei, die Korken fsc-zertifiziert. In Italien, wo besonders viele der teuren Spitzenweine in angeblich imagefördernde, „gewichtige“ Flaschen abgefüllt werden, erweist sich Lageder damit als Vorreiter des Nachhaltigkeitsgedankens: „Erfreulicherweise wachsen die Erwartungen der Verbraucher an das soziale und ökologische Handeln von Unternehmen. Dieses Handeln bestimmt immer stärker die Kaufentscheidungen der Kunden.“
Erwachendes Umweltbewusstsein in Frankreich und Südafrika
Im März hatte bereits das Comité Champagne, der Gesamtverband der Champagne-Häuser und der Champagner-Winzer, erklärt, künftig nur noch eine 835 Gramm wiegende Flasche zu verwenden. Sie ist 65 Gramm leichter als die bisherige Standardflasche. Allein dadurch werden 8000 Tonnen Kohlendioxid eingespart – die Jahresemission von 4000 PKWs. Und im Februar hatte der südafrikanische Exportverband WOSA angekündigt, künftig nur noch 460-Gramm-Flaschen für südafrikanische Weine zu verwenden, bei Weinen mit Schraubverschluß (die 60 Prozent der Produktion ausmachen) eine 350 Gramm-Flasche.