Unser Wein des Monats Juni: ein Rosé, bei dem einem die Füße garantiert nicht einschlafen – im Gegensatz zu den braven, biederen Rosés aus dem Supermarkt.
Es ist Sommer, und wenn wir Ihnen, liebe Leser, jahreszeitgemäss einen Rosé empfehlen, dann ist das keine Überraschung. Wenn nicht im Sommer, wann sollte man sonst einen Rosé trinken? Aber Rosé ist nicht Rosé. Es gibt Hunderte, ja Tausende verschiedener lachs- und pinkfarbener Wein: leckere und unleckere, anspruchsvolle und kitschige, anstrengende und banale, gewagte, spannende, verrückte, dilettantische. Der Rosé, den wir Ihnen hier als Wein des Monats Juni vorstellen, gehört in die Kategorie originell. Er ist knackig, dezidiert frisch, rhabarberfruchtig, leicht prickelnd. Vor allem letztgenannte Eigenschaft macht ihn besonders. Denn die Bläschen verstärken die erfrischende Wirkung. Er prickelt nicht wie ein Sekt, sondern nur ganz sanft und leicht. Die Bläschen sind auch nicht so grob wie beim Mineralwasser, sondern zierlich und klein. Sie kitzeln den Gaumen, attackieren ihn nicht.
Seltene Traube: Blauer Wildbacher
Das Prickeln ist aber nur eine äußere Auffälligkeit. Der Wein selbst ist auch besonders. Die Traube, aus der er gewonnen wird, ist der Blaue Wildbacher, bekannt für seine expressive Fruchtigkeit und die kräftige Säure. Beides, die Säure und die Fruchtsüße, erzeugen eine Spannung, die man im Mund spürt. Man mag sie, oder man mag sie nicht. Aber selbst wer so viel Spannung nicht mag, eines ist sicher: Die Füße schlafen einem bei diesem Wein garantiert nicht ein.
Ideal für Roséwein
Vielleicht wollen Sie mehr über diesen eigentümlichen Rosé wissen? Die Sorte Blauer Wildbacher wird in größeren Mengen nur in der Weststeiermark angebaut, zwischen Graz und Klagenfurt. Kein Zufall, dass sie so unbekannt ist. Sie ist farbschwach und viel zu säurehaltig, um einen Rotwein aus ihr zu keltern. Deshalb wird sie fast nur für Roséwein gebraucht. Schilcher heißt er, angeblich weil er so zwiebelfarben schillert. Er ist niedrig im Alkohol (11.4 Vol.%), saftig und intensiv im Geschmack, um die Säure zu puffern mitein paar Gramm Restsüße ausgestattet (aber immer noch im Trocken-Bereich) – wie gemacht für einen Rosé.
Den Schilcher salonfähig machen
Der Schilcher von Christian Reiterer ist nicht zwiebelfarben. Er strahlt in knalligem Erdbeerrot. „Ich möchte den Schilcher salonfähig macht“, kündigt der Winzer an und betont, dass auch die Farbe dazu gehört. Er lässt den Wein lange auf der Hefe liegen, um ihn danach zum zweiten Mal im Edelstahltank zu vergären – wieder lange auf der Hefe. Der Edelstahltank ist geschlossen. Das (bei der Gärung entstehende) Kohlendioxyd kann nicht entweichen, bleibt im Wein gelöst und geht bei der Füllung mit in die Flasche. So entstehen die Perlen.
Längst in der gehobenen Gastronomie angekommen
Reiterer hat sich ganz dem Schilcher verschrieben. Salonfähig sind seine Weine längst. Die Stillweine findet man auf den Karten vieler Restaurants in Österreich. Auch in Deutschland haben die Reiterer-Weine ihre Fangemeinde. Seit einigen Jahren schon erzeugt Reiterer auch einen flaschenvergorenen Schilchersekt, der 36 Monate in der Flasche auf der Hefe gelegen hat. Offizielle Bezeichnung: Sekt Austria Große Reserve Steiermark – die höchste Kategorie der österreichischen Schaumweinhierarchie.
Auch als Sprizz geeignet
Der Schilcher Rosé Frizzante ist sein einfachster Wein. Ein Einstiegswein, der Leichtigkeit, Delikatheit, Lebensfreude vermittelt. Er ist ideal für eine Schinken- und Salamivesper, für eine steirische Leberpaste, aber auch für ein Wiener Brathendl. Junge Leute trinken den Frizzante gern zum Flammkuchen, zur Quiche, zur Maki Roll. Und wer die Spannung im Mund nicht aushält, veredelt ihn mit einem Schuss Aperol: Schilcher Sprizz.
Rosé Schilcher Frizzante, Weingut Christian Reiterer
Preis: 8,90 Euro
Bezug: Weinfurore