Denis Dubourdieu, Professor für Önologie an der Universität Bordeaux, Weinbergsbesitzer und Berater zahlreicher Châteaux, muß nach eigener Aussage bis ins Jahr 1984 zurückgehen, um einen Vergleich mit einer ähnlich schwierigen Lese wie 2013 zu finden. Das teilte der 62-Jährige anlässlich eines Dinners auf Castello d’Albola im Chianti Classico mit, einen Betrieb, den er ebenfalls berät: „So einen Jahrgang möchten wir nicht noch einmal erleben“, erklärte er. „2013 war eine der härtesten Herausforderungen in meinem Berufsleben.“ 1984 hatte zahlreiche Top-Châteaux darauf verzichtet, einen Grand Vin abzufüllen.
Dubourdieu rechnet für die Weine des Jahrgangs 2013 mit einem Preisabschlag von 20 bis 30 Prozent: „Die Weine haben ein weiches Tannin und sind fruchtig, besitzen aber nicht die Struktur, um 20 Jahre alt zu werden.“ Die besten 2013er kommen nach seinen Aussagen von Erzeugern, die – anders als 2012 – nicht bis Mitte Oktober gewartet, sondern früh gelesen haben.
Trotz der Vorbehalte glaubt Dubourdieu, dass die 2013er Weine besser sind als die 1984er. Viele Châteaux hätten diesmal eine extreme Selektion vorgenommen, so dass die Erträge bei der Hälfte eines Durchschnittsertrags liegen, berichtete er. Er vergleicht die 2013er deshalb mit den 2007ern, ebenfalls ein schwieriger Jahrgang in Bordeaux, der keine langlebigen, aber delikate und zum kurzfristigen Genuß geeignete Weine hervorgebracht hat. „Bordeaux befindet sich derzeit in schwerer See“, fasste er die Lage zusammen.