Es ist heute üblich, Wein mit Spirituosen und Aperitiven gleichzusetzen, nur weil sie alle Alkohol enthalten. Das führt zu Missverständnissen. Tatsächlich gibt es verschiedene Arten von Alkohol. Der Gärungsalkohol, der seit 10.000 Jahren seit der Entstehung des Weins bekannt ist, wird von natürlichen Hefen erzeugt. Sie sind Träger der alkoholischen Gärung. Gärungsalkohol ist also das Resultat eines natürlichen, organischen Prozesses. Der so entstandene Alkohol ist der Hauptbestandteil des Weins. Er wird von rund drei Prozent anderen Bestandteilen begleitet, der Rest des Weins ist Wasser.
Destillationsalkohol ist etwas anderes als Gärungsalkohol
Davon zu unterscheiden ist der Destillationsalkohol, der durch den Entzug von Alkohol aus Trauben-, Obst- oder Fruchtwein entsteht. Das Destillat wird mit Wasser verdünnt, teilweise aromatisiert und künstlich koloriert. Das Resultat ist Schnaps oder – vornehmer ausgedrückt – eine Spirituose. Teilweise wird der destillierte Alkohol auch anderen Getränken zugesetzt mit dem Ziel, diesen einen höheren Alkoholgehalt zu verleihen und die Getränke so in die Kategorie einer Spirituose zu heben. Bei der Destillation aber geht ein großer Teil der anderen Weinbestandteile verloren.
Eine Gleichsetzung von Wein und Schnaps ist irreführend
Obwohl das Alkohol-Molekül das gleiche ist, unterscheiden sich Wein, Spirituosen und Aperitive grundlegend voneinander. Dabei geht es nicht darum, den Wettbewerb zwischen verschiedenen Produkten zu schüren, sondern den Verbrauchern ein Höchstmaß an Klarheit zu bieten. Es darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass der Konsum von Weinen, Spirituosen oder Aperitiven das Gleiche ist. Eine solche Gleichsetzung wäre irreführend, ja verwirrend. Denn Schnaps/Aperitive und Wein werden ganz unterschiedlich konsumiert. Die Trinkmuster und der Konsummodus von Wein- und Schnapstrinkern sind grundverschieden. Mit der Verteufelung des Alkohols allgemein aber wird alles in einen Topf geworfen.
Wein als Nahrungs- und Genussmittel erhalten
Weinerzeuger, Kommunikatoren und Weintrinker sollten deshalb dafür zu kämpfen, dass die Spirituosen/Aperitive getrennt vom Wein behandelt und beurteilt werden. Verbände, die den Begriff „Wein“ in ihrem Namen führen, müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass kein anderes Getränk eine solche kulturelle Tiefe wie der Wein besitzt. Wein ist in der Geschichte der Menschheit, der Kulturen, der Landschaften, der Traditionen, der Religionen tief verwurzelt. Schon in der Schöpfungsgeschichte steht, dass Noah, nachdem die Sintflut vorüber war und er die Arche verließ, den ersten Weinstock pflanzte, damit der Wein als Nahrungs- und Genussmittel erhalten bleibt.