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Dear Mr. President, lieber Donald,

ich erlaube mir, Dich nicht nur als Inhaber des großartigsten Amtes, das Dein Land zu vergeben hat, anzuschreiben, sondern auch persönlich anzusprechen (auf Englisch gibt es sowieso  keinen Unterschied zwischen Du und Sie wie in unserem kleinen Europa).

Du hast also verfügt, dass ab sofort 25 Prozent Zoll auf französische, spanische und deutsche Weine zu zahlen sind.

Ich möchte Dich zu dieser mutigen Entscheidung beglückwünschen.

Deine Landsleute werden nun zwar tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie Bordeaux, Rioja oder Riesling trinken wollen. Aber schlimm ist das nicht. Dank des fantastischen Erfolgs Deiner Politik geht es der amerikanischen Wirtschaft großartig. Alle Amerikaner haben, seitdem Obama weg ist, mehr Geld in der Tasche. Die Jobmaschine läuft wie geschmiert. Keinem, der Riesling oder Spätburgunder liebt, wird es deshalb schwerfallen, ein paar Dollar mehr für Weine aus Deutschland auszugeben – wenn er denn will.

Niemand muss sich künftig mehr mit Bordeaux, Rioja, Riesling plagen

Und wenn er nicht will? Dann erhält er die Möglichkeit, die großartigen Weine seiner Heimat entdecken. Kann sich seinen Riesling von den Five Fingers Lakes oder aus Washingtion State kaufen, seinen Icewine von der Niagara Peninsula, seinen Pinot Noir aus Oregon. Und seine Bordeaux aus dem Napa Valley holen. Niemand muss sich mehr mit französischen, spanischen, deutschen Weinen herumquälen. Amerikanische Weine sind, wie Du neulich etwas undiplomatisch, aber mutig gesagt hast, sowieso besser als Weine aus Europa, auch wenn die Medien ständig etwas anderes behaupten. Womit wir wieder beim Thema Fake News wären. Ich erinnere nur an das Paris Tasting von 1976. Irgendwann muss die Wahrheit ja auch mal offiziell raus.

Airbus gegen Boeing: So what!

Außerdem sind Deine neuen Zölle nicht irgendeiner Laune entsprungen. Sie sind, wie jeder weiß, eine Reaktion auf die unfairen Subventionen für Airbus. Es kann nicht sein, dass Boeing, also der Flugzeugbauer Deines großartigen Landes, aufrecht und ehrlich wirtschaftet und sich jede staatliche Unterstützung verbittet, während die Europäer ihrem Luftfahrtunternehmen großzügige Anschubfinanzierungen gewähren.

Und sollte die WTO im nächsten Monat doch etwas bei Boeing beanstanden, würde ich an Deiner Stelle einfach nur sagen: So what.

Fifth Avenue mit BMW, Audi, Mercedes zugeparkt

Eigentlich müssten wir Deutschen Dir für die Milde danken, nur Wein und ein paar andere völlig überschätzte Produkte aus unserem armseligen Europa mit höheren Zöllen belegt belegt hast, etwa Olivenöl und Parmesankäse. Strafzölle auf deutsche Autos wären viel schlimmer. Ich werde nie vergessen, wie Du Dich vor einem Jahr oder so beklagt hast, dass die elegante Fifth Avenue in New York von hochmotorisierten BMW, Audi, Mercedes zugeparkt wird und weit und breit kein amerikanischer Pickup zu sehen ist – und das gleich um die Ecke jenes großartigen Tower, der nach Dir benannt ist.

Das kann nicht die Konsequenz eines faires Deals sein.

Champagner wirst Du für den Sieg über die Demokraten brauchen

Ein guter Deal war es hingegen, dass Du italienische Weine und Champagner ausdrücklich von den Strafzöllen ausgenommen hast. Was sollten Rudy Giuliani, Mike Pompeo und Deine anderen italienischen Freunde trinken, deren Vorfahren dieses großartige Amerika mit aufgebaut haben? Willst Du denen etwa ihren Chianti wegnehmen. Und was den Champagner angeht – Churchill hatte ja einst gesagt: Nach Siegen braucht man ihn. Der Sieg über die Demokraten im Senat, die Dich unehrenhaft aus dem Amt jagen wollen, steht noch bevor. Champagner wirst Du also bald brauchen.

Wer Churchill ist? Der hatte (anders als die Kurden heute) damals in der Normandie mit euch Amerikanern gekämpft. Du erinnerst Dich. Da fällt mir ein: Du trinkst ja gar keinen Alkohol (oder nur sehr selten). Aber Ivanka, die liebt Perlen umso mehr. Da gilt natürlich: Family First

Wahnsinn: Millionen für sinnlose neue Fahrradwege

Nein, für Mitleid mit deutschen Winzern besteht kein Anlass, schon gar nicht für Rache, wie die deutsche Landwirtschaftsministerin sie geschworen hat. Sollten wir Europäer nächstes Jahr etwa Strafzölle für Boeing erheben? Lächerlich. Woher sollen dann die Ersatzteile kommen, die Lufthansa für ihre Boeings benötigt? Und Zölle auf US Beef? Wir müssten dann mit unserem grauen, wässrigen Schweinefleisch vorlieb nehmen statt uns saftige Steaks von freilaufenden Rindern aus dem schönen Nebraska reinzuziehen. Eine ganze Grillsaison wäre uns vermiest. Zoll auf Jack Daniels gibt es ja schon. Zur Strafe müssen wir jetzt unsere selbst gebrannten Gins trinken anstelle Eurer großartigen Kentucky-Whiskeys.

Auch unsere Rache-Zölle auf Harley Davidson haben uns nur Chaos beschert. Die Ledermänner mussten danach nämlich aufs Fahrrad umsteigen und die Kommunen Millionen für neue Fahrradwege ausgeben. Wahnsinn.

Lieber Fracking an der Mosel als Wein an der Mosel

Okay, dass die europäischen Winzer über Deine Strafzölle nicht happy sind, ist verständlich. Aber mal ehrlich: Wie groß ist der Schaden? Weniger als 20 Prozent in der Menge, etwas mehr als 20 Prozent im Wert, sagt die deutsche Weinstatistik. Verglichen mit den Einbußen, die amerikanische Sojafirmen erleiden, weil die Chinesen zu wenig kaufen und den US-Farmern dadurch das Geld für Glyphosat und grössere Traktoren fehlt, ist das nicht der Rede wert.

Ich finde, die deutschen Winzer sollten sich einfach neue Absatzmärkte suchen oder weniger produzieren. Die Steillagen an Mosel und Saar sind schon lange nicht mehr rentabel. Sie stillzulegen und stattdessen mit dem Fracking des Schiefers zu beginnen – das wäre ein intelligenter Deal. Ich bin sicher, in dem Gestein ist Öl drin. Dann sparen wir uns den ganzen Ärger mit den Windrädern.

Ich hoffe, meine Argumente gefallen Dir, lieber Donald. Wenn Du einen neuen Botschafter in Berlin brauchst, ruf mich doch einfach an. Der jetzige ist nicht ganz optimal. Ich traue mir zu, meine Landsleute vor all den Fake News, die im Umlauf sind, zu bewahren und unsere Politiker von Deinen großartigen Schutzmaßnahmen zu überzeugen. Believe me.

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