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Das Glas, das die Weinkenner entzückt: Zalto

Zalto ist ein kleiner handwerklicher Glasmacher im österreichischen Waldviertel, in Gmünd direkt der Grenze zu Tschechien ansässig. Eine kühle und einsame Gegend, aber weil sich Quarz im Boden befindet, ist die Glasherstellung dort und im benachbarten Tschechien der wichtigste Gewerbe- bzw. Industriezweig. Quarz ist notwendig zur Produktion von Glas.

Extrem filigran, extrem leicht, extrem dünn

Zalto stellt Weingläser her: handwerklich gefertigte, mundgeblasene Weingläser, und zwar von einer Beschaffenheit, wie sie bisher keine andere Glashütte zustande gebracht hat. Sie sind extrem filigran, extrem leicht und auffällig in der Formgebung. Wer sie im Schrank hat, hat sie gekauft, weil er teure Weine im Keller hat und es schade wäre, sie nicht aus dem besten Glas zu trinken.

Auf einer Stufe mit der Rolex Oyster

Denk’Art heisst diese Gläserserie. Sie besteht aus sechs verschiedenen Gläsern: je eines für Süsswein, Schaumwein, Weisswein, Bordeaux, Burgund, dazu ein Universalglas. „Unverbesserbar“ hat das amerikanische Wall Street Journal geschrieben und Zalto auf eine Stufe mit ewigen Design-Klassikern wie der Rolex Oyster und dem Hängeschwinger-Stuhl von Thonet gestellt. In zehn Jahren hat sich der Ruf dieser Gläser über die ganze Welt verbreitet. Im Wiener Steirereck, im The Ledbury in London, im Astrance in Paris, im Park Hyatt in Tokio, im Le Bernadin in New York  wird Wein nur aus diesen Gläsern ausgeschenkt. Bei Victor’s Fine Dining, einem 3 Sterne-Restaurant im saarländischen Perl, wird der Champagner-Aperitiv aus in ihnen serviert. Auch die besten Weingüter in Europa und Amerika lassen Kunden und Gäste ihre Weine aus Gläsern dieser kleinen österreichischen Manufaktur kosten.

Man wird „eins mit dem Wein“

Was ist das Besondere an den Weingläsern von Zalto? Das Glas ist hauchdünn. Führt man es an den Mund, ist es, als liefe der Wein direkt über die Lippen. Man wird, wie die amerikanische Weinkritikerin Madeline Puckette schrieb, „eins mit dem Wein“. Zweitens sind die Gläser leicht. Die Hand, die den Stiel anfasst,  spürt nur das Gewicht des Inhalts, also des Weins, nicht des Gefäßes. Die Stiele sind so dünn wie bei keinem anderen Glas, und die Kelche genau auf den Typ Wein zugeschnitten, der aus ihnen getrunken werden soll. Sie sind etwas höher gezogen als die Kelche von normalen Weingläsern, und auch ihr Durchmesser übersteigt  die Masse herkömmlicher Gläser. Die Krümmung zwischen Stiel und breitester Stelle entspricht dem Neigungswinkel des Planeten Erde auf seiner Umlaufbahn um die Sonne: 24 Grad, bei den kleineren, engeren Gläsern einem Vielfältigen davon (48 und 72 Grad). Esoterisch? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die alten Römer glaubten, dass ihre Lebensmittel aus Gefäßen mit diesem Neigungswinkel länger frisch bleiben und besser schmecken.

Experten sind entzückt von der Glasserie

Besser schmecken – das ist die entscheidende Erkenntnis, die Weinexperten mit den Zalto-Gläsern gemacht haben. „Mein Lieblingsglas“ bekannte Jancis Robinson, die Weinkolumnistin der Financial Times in London. „Das ultimative Weinglas“ urteilt Eric Asimov, Weinkritiker der New York Times. Der amerikanische Weinkritiker Robert Parker liess sich zu der Aussage hinreissen: „Dieses Glas ist perfekt.“ Und Hendrik Thoma, deutscher Weinhändler in Hamburg, Master Sommelier und Video-Weinblogger findet: „Zalto ist das Non plus Ultra.“

In Blindproben getestet

Ihrer aller Urteil beruht auf Vergleichen mit anderen Gläsern, die sie angestellt haben. Sie haben die Gläser verschiedener Hersteller mit immer demselben Wein befüllt, um zu testen, wie präzis der Duft zur Nase transportiert wird und wie intensiv der Geschmack an den Gaumen gelangt. Gewinner: Zalto, fast immer.

2009 hatte die Illustrierte stern in einem Blindtest die Weingläser von zehn verschiedenen Glashütten getestet. In der Jury saßen bekannte Sommeliers und die Chefs der Glashütten selbst. In drei von fünf Kategorien (Weisswein, Rotwein, Unisersalglas etc.)  siegten die Gläser von Zalto, in den beiden anderen waren sie unter den ersten Drei.

Filigran und doch robust

Die Zalto DenkArt Serie

Obwohl extrem dünnwandig und filigran: Zalto-Gläser sind robust. Der Kelch ist elastisch. Das Glas zerspringt nicht so schnell, wenn es mal irgendwo anstösst. Natürlich sind Zalto-Gläser auch spülmaschinenfest. Da sie ohne Bleizusatz hergestellt werden, werden sie auch nach häufigem Waschen nicht von einem Grauschleier überzogen. Billig ist die Denk’Art-Serie allerdings nicht, aber auch nicht teurer als die Gläser anderer Luxusmarken.

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5 Kommentare

  1. Ich habe auch ein großes Zalto Glas. Wohl noch die alte Bordeaux-Form die wohl auch in den Vergleichstests 2009 vorkam. Ich nehme es zunehmend seltener. Es ist mir doch zu filigran und der Schwerpunkt liegt bei eingeschenktem Glas doch recht hoch. Dennoch, gerade bei Burgundern oder reiferen Gewächsen find ich die Leichtigkeit passend und nehme das Glas gerne.
    Und so ein Zalto ist mir auch schon am Stil gebrochen. Zu schnell wie ich fand! Aber mit Gläsern dieser Güte sollte man eben sorgsamer hantieren.
    Aber ich habe das schon mitbekommen: Viele lieben genau diese Art von verschwindend leichtem Glas!
    Hat auch was und muß man erst mal handwerklich so hinbekommen.
    Der Zalto Text war mir jetzt aber doch zu sehr ein reiner Werbetext!

  2. Lieber Jens Priewe
    Ich hab zwar nur das Burgunderglas von Zalto gebraucht, aber ich kann die Begeisterung überhaupt nicht teilen. Das Glas liegt einfach schlecht in der Hand, der Stil ist zu eindeutig zu hoch und die Schwungbewegung ist nicht harmonisch. Wenn Blindproben das anders sehen, dann ist mir das Wurscht. Genau gleich wie mir Wein-Proben Wurscht sind. Ich will Spass am Wein und auch am Glas haben. Für mich bleibt die Riedel-Vinum Serie das Mass der Dinge, auch hinsichtlich Preis/Qualität. Nein, ich habe gar nicht mit Riedel zu tun, bin ein total unabhängiger Weintrinker- und händler.
    Es ist auch etwas komisch, wenn gleich neben dem Artikel eine Werbung für Zalto geschaltet wird !
    Grüsse aus der Schweiz.
    Carlo

    • Riedelgläser ziehe ich nach wie vor für bestimmte Weine vor. Zum Beispiel ist das Montrachet-Glas für grosse Chardonnay-Weine nach meiner Meinung immer noch erste Wahl. Das Willsberger-Burgunder-Glas von Spiegelau ist phantastisch. Aber Zaltos Burgunderglas ist noch ein Tick besser. Wenn es sich vielleicht nicht so gut balancieren lässt, dann liegt es daran, dass zu wenig Wein drin ist. Zur Bemerkung Zalto-Anzeige: Wir haben keinen Cent von Zalto für den Artikel bekommen, und auch das Zalto-Bahnner ist eine reine Gefälligkeitsanzeige (wie früher mal für Riedel auch).

  3. Ich kann mich dem Lob für die Zalto-Gläser grundsätzlich anschließen, allerdings nicht für alle Versionen: So bin ich nach gut 4 Jahren und einigen leicht getrübten Genußabenden wieder vom Burgunder-Glas abgekommen. Dieses zerlegt die meisten Pinots nämlich in Holz, Alkohol und Säure. Analytisch womöglich püräzise, Harmonie und Balance dieser Weine sind aber kaum noch spürbar.

    Das Glas für Schäumer wiederrum ist arg klein ausgefallen: Intensivere Champagnes wirken weit weniger charmant, als aus größeren Gläsern.

    Hervorragend: Das Universal und das Bordeaux. Gut, wenngleich mir etwas zu klein: Das Weißweinglas.

  4. Lieber Jens,
    Ich stimme zu, dass die Zalto Gläser prima sind: schön gemacht und schön anzuschauen! Und trinken lässt es sich auch gut daraus. Vom Preis her sind die übrigens deutlich günstiger als die vom Platzhirsch und angeblichen Qualitätsführer Riedel!
    Aber mir persönlich ist das Gabriel-Glas als universelles Verkostungsglas lieber. Und seit ich mir davon die maschinengefertigte Version zugelegt habe, stelle ich fest, dass mir so super filigrane Gläser wie die Zaltos gar nicht so lieb sind.
    Das maschinengefertigte Gabriel-Glas ist angenehm robust und liegt trotzdem gut in der Hand. Mir ist es nämlich ganz lieb, wenn ich das Glas in der Hand spüren kann von Form und Gewicht.
    Ist eben auch Geschmacksache, das mit den Weingläsern 😉

    Grüße Johannes

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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