Ob modern, klassisch, romantisch verspielt oder schlicht und elegant: das Etikett ist die Visitenkarte des Weins. Es macht, dass ein Wein als wertig angesehen wird – oder nicht. Die Hälfte aller Kunden im Supermarkt, so haben Marketing-Untersuchungen ergeben, entscheidet nach dem Etikett, ob sie einen Wein als kaufenswert einschätzen. Das Etikett ist Werbung für ein Weingut. Es trägt zum Corporate Design des Erzeugers bei. Es besitzt einen hohen Wiedererkennungswert. Es steigert die Vorfreude auf den Wein. Ein gutes Etikett macht den Wein zur Marke.
Weinetiketten – Aushängeschilder der Winzer
In der Etiketten-Gestaltung ist jeder Winzer frei. Dementsprechend vielfältig ist das Angebot an Weinetiketten, das Winzern und Kellereien zur Verfügung steht. Zur Auswahl stehen Etiketten in unterschiedlichen Materialqualitäten, Präge- und Druckverfahren. Auch die Haptik, also die Art und Weise, wie sich das Papier unter den Fingern anfühlt, spielt eine Rolle beim Etikettendesign. In der heutigen Zeit gibt es neben dem einfachen Papier verschiedene Strukturpapiere und auch Etiketten aus Folie. Reliefs und Prägungen verstärken den sinnlichen Eindruck beim Ergreifen der Weinflasche. Relief- und Effektlacke sowie Strukturen eignen sich ebenfalls zur Veredelung. Ein metallischer Glanz erhöht den optischen Wert des Etiketts. Üblich ist eine farbliche und stilistische Abstimmung auf das jeweilige Logo der Marke.
Das Etikett als begehrtes Sammlerstück
Viele Menschen verbinden mit einem Wein ganz bestimmte Emotionen. Weinetiketten sind somit eine Erinnerung an den Genuss. Wer den Ehrgeiz besitzt, möglichst viele verschiedene Weine zu probieren, behält durch das Sammeln der Etiketten leichter den Überblick. Inzwischen gibt es zahlreiche Weintrinker, die mit Leidenschaft Etiketten sammeln. Wer möchte, versieht die Etiketten mit persönlichen Notizen zu Datum und Ort des Weingenusses sowie persönlichem Geschmackserlebnis. Jürgen Cantstetter, Vorsitzender des deutschen Freundeskreises der Weinetiketten-Sammler, widmet sich schon seit Jahrzehnten diesem Hobby. Er besitzt eine große und schöne Sammlung, die die Vielfalt des Weins anschaulich präsentiert. Wie ein bunter Bilderreigen fügen sich die Etiketten aneinander. Doch hinter einer solchen Sammlung steckt viel Vorarbeit. Schließlich müssen die Etiketten möglichst unbeschädigt von der Flasche entfernt werden. Passionierte Weinliebhaber kennen da so manchen Trick, mit dem sich auch die modernen selbstklebenden Etiketten leicht ablösen lassen.
Obligatorische Pflichtangaben
Weinetiketten erfreuen mit ihrer originellen Gestaltung aber nicht nur das Auge. Sie informieren auch über Herkunft, Jahrgang, Alkoholgehalt, Rebsorte und Qualitätsstufe des Inhalts. Dabei gibt es strenge Vorschriften für das, was auf dem Etikett steht beziehungsweise stehen muss. Hierfür verantwortlich ist das Deutsche Weingesetz, dem wiederum eine entsprechende EU-Verordnung zugrunde liegt. So sind für das Etikett außerdem noch der Name des Erzeugers oder Abfüllers, die Menge des Flascheninhalts, die Prüfnummer sowie ein Allergenhinweis obligatorisch. Bei Qualitätsweinen ist ein genauer Herkunftsnachweis vorgeschrieben: in Deutschland etwa Mosel, Pfalz oder eines der anderen elf deutschen Weinanbaugebiete. Frankreich und Italien eines der über 300 mehr oder minder kleiner Ursprungsgebiete, die abgekürzt AOP (Frankreich) beziehungsweise DOC/DOCG (Italien) heißen. In Portugal und Spanien stehen die Buchstaben DOP für einen Qualitätswein. Dazu kommt der Name der g.U., der geschützten Ursprungsbezeichnung. Also Rioja, Priotato, Ribeira del Duero oder, in Portugal, Douro, Alentejo. Deutschland und Österreich sind die einzigen Weinbauländer in Europa, die ihre Qualitätsweine noch nach Prädikaten differenzieren: Spätlese, Auslese etc., wobei diese Prädikate in Österreich immer für süße Weine stehen, in Deutschland auch für trockene angewendet werden können.
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