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Das Eichenholz

Fein wie französische Eiche

Weinfässer wurden in den vergangenen Jahrhunderten aus dem Holz der Kastanie, Akazie, Kirsche, Pinie, Palme, Rotzeder und des Eukalyptusbaums hergestellt. Aber kein Holz eignet sich zur Lagerung des Weins so sehr wie das der Eiche.

Eiche ist härter und dichter als die meisten anderen Holzarten. Das süße, würzige Tannin ihres Holzes kann das Aroma feiner Weine hervorragend unterstützen. Aus diesem Grunde wurden schon im 17. Jahrhundert vorzugsweise Eichenholzfässer zum Ausbau des Weins verwendet. Allerdings wachsen Eichen langsam. Sie müssen mindestens 80 Jahre alt sein, bevor sie eingeschlagen werden, und der Stammdurchmesser muss mehr als 50 Zentimeter betragen.

Drei Hauptquellen für Fasseiche

Es gibt rund 300 verschiedene Eichenarten auf der Welt, aber nur drei kommen für den Faßbau in Frage: die Steineiche (Quercus sessilis) und die Sommereiche (Quercus peduncolator), die beide in Europa kultiviert werden, sowie die amerikanische Weißeiche (Quercus alba), die in Nordamerika zu Hause ist. Bis vor dem Ersten Weltkrieg reiften die besten europäischen Rotweine in Fässern, deren Holz aus Polen, Lettland und Estland kam. Heute gibt es drei Hauptquellen. Die erste ist Frankreich, vor allem die Forste in Zentralfrankreich und in den Vogesen. Die zweite Quelle ist das Gebiet des ehemaligen Jugoslawien: Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien (slawonische Eiche). Als dritte Quelle haben sich seit einigen Jahren die USA etabliert. Das Holz ihrer Eiche wird vor allem in Australien und Spanien, zunehmend auch in Südfrankreich hochgeschätzt. Österreich und Deutschland haben als Eichenholzlieferanten nur regionale Bedeutung.

Französische Eiche

Die französische Eiche gilt heute weltweit als die beste. Sie ist nicht nur sehr aromatisch, die Feinheit ihrer Aromen ist unübertroffen. Allerdings ist sie auch die teuerste, so daß sich nur Erzeuger hochwertiger Weine Fässer aus französischer Eiche leisten können. Sie wird größtenteils zu Barriques, Piècen oder anderen kleinformatigen Weinbehältnissen verarbeitet. Der hohe Preis hat damit zu tun, daß die französischen Forste zwar groß sind, aber äußerst restriktiv bewirtschaftet werden. Außerdem wächst die hochwertigste Eiche nur in wenigen Gebieten, in denen die Böden nicht zu feucht sind und kein Eisen enthalten. Noch wichtiger ist, daß der Verarbeitungsaufwand und der Materialverbrauch bei französischer Eiche sehr viel höher ist als zum Beispiel bei amerikanischer oder slawonischer Eiche. Französisches Eichenholz kann nämlich nicht gesägt, sondern muß von Hand gespalten werden. Da dies nur längs der Faserrichtung möglich ist, ist die Ausbeute sehr gering und der Abfallanteil sehr hoch.

Slawonische Eiche

Slawonische Eiche besteht fast ausschließlich aus der Sorte Quercus peduncolator. Sie wird seit alters zum Faßbau verwendet, insbesondere für größere Fässer von fünf bis 150 Hektolitern, wie sie traditionell für italienische Weine verwendet werden: etwa für Barolo, Brunello di Montalcino und Chianti. In der Faserstruktur ist sie etwas grober als französische Eiche, im Geschmack neutraler. Das Forstmanagement der neuen Balkanrepubliken ist freilich von französischen Standards weit entfernt. Immer wieder passiert es, daß Bäume zu jung eingeschlagen werden und später strenge Gerbsäure an den Wein abgeben. Oder das Holz wird gesägt statt gespalten, was später zu Lekagen an den Fässern führt. Als neue Eichenholzlieferanten drängen derzeit Ungarn, Rumänien, Ukraine und Rußland auf den Markt.

Amerikanische Eiche

Die amerikanische Eiche besitzt wesentlich härteres Holz als die europäischen Quercus-Arten und läßt sich wesentlich leichter verarbeiten. Es ist eine sehr aromatische Eiche, die sich zum Ausbau geschmacksintensiver Rotweine, etwa aus Shiraz- (Syrah-) oder Tempranillo-Trauben, bewährt hat. Auf delikate, elegante Weine wirkt sie jedoch zu stark, weshalb auch viele amerikanische Weinmacher die französische Eiche vorziehen. Amerika hat die größten Bestände an Weißeichen in der Welt. Die Faßeiche kommt meist aus Pennsylvania, Minnesota oder anderen östlichen Bundesstaaten. Aber auch in Oregon, teilweise sogar in Kalifornien wird sie angebaut.

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