Das Dekantieren von Weißwein

Wäh­rend das Dekan­tie­ren von Rot­wein ein geläu­fi­ger Vor­gang ist, geriet das Dekan­tie­ren von Weiß­wein in Ver­ges­sen­heit. Im 19. Jahr­hun­dert war es dage­gen durch­aus üblich, gehalt­vol­le Weiß­wei­ne bewusst in der Karaf­fe zu ser­vie­ren. Heu­te setzt sich zuneh­mend die Erkennt­nis durch, dass gewis­sen Weiß­wei­nen die »Belüf­tung« genau­so gut tut wie gewis­sen Rotweinen.

Wiederbelebte Praxis

Dekantieren von Weißwein

Die Idee, Weiß­wei­ne zu dekan­tie­ren, wur­de vor kur­zem in Öster­reich wie­der­be­lebt. Die Wach­au­er Win­zer Franz Hirz­ber­ger und Emme­rich Knoll waren immer wie­der ver­blüfft, dass das drit­te Glas eines Ries­ling Sma­ragd oder eines Grü­ner Velt­li­ner Sma­ragd bes­ser schmeck­te als das ers­te. Des Rät­sels Lösung: Der Wein des drit­ten Gla­ses hat­te mehr Zeit gehabt, in der geöff­ne­ten Fla­sche mit Sau­er­stoff zu reagie­ren und ihr Redox-Potenzial abzu­bau­en. Dadurch wirk­te er vol­ler und har­mo­ni­scher. Eine ähn­li­che Erfah­rung mach­ten Som­me­liers mit hoch­ran­gi­gen Weiß­wei­nen aus dem Elsass, aus Deutsch­land und aus dem Bur­gund. Erst nach­dem sie eine Stun­de oder zwei Stun­den in der Karaf­fe gestan­den hat­ten, kamen die Fül­le und der Facet­ten­reich­tum der aus­ge­schenk­ten Weiß­wei­ne voll zur Geltung.

Atmen im Glas:

Bereits ein genü­gend gro­ßer Glas­durch­mes­ser kommt dem »Dekan­tier­ef­fekt« nahe. Der Wein kann atmen.

Falsch:

Groß­vo­lu­mi­ge Karaf­fen sind zum Dekan­tie­ren von Weiß­wein unge­eig­net. Die Kon­takt­flä­che mit der Luft ist zu groß.

Weißweine zum Dekantieren:

Grü­ner Velt­li­ner Sma­ragd, ein wei­ßer Bur­gun­der Grand Cru, ein elsäs­si­scher Ries­ling Grand Cru.

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Karaffen, falsch dekantieren, dekantieren von Weißwein, Weißwein dekantieren

Vie­le Karaf­fen wer­den nach mehr­ma­li­gem Gebrauch von einem trü­ben Schlei­er auf der Innen­sei­te des Gla­ses über­zo­gen. Mit nor­ma­lem Spül­mit­tel lässt er sich meist nicht ent­fer­nen. Lässt man hin­ge­gen Essig­es­senz ein paar Stun­den lang ein­wir­ken, ver­schwin­det der Belag meist schnell. Danach wird die Karaf­fe mehr­mals mit Was­ser aus­ge­spült. Auf einem Dekan­tier­stän­der kann sie abtrop­fen. Die­ser ist in Wein­fach­ge­schäf­ten und in Ver­sand­shops für Wein­ac­ces­soires erhält­lich. Wer kei­ne Dekan­tier­ka­raf­fe zur Hand hat, aber den­noch einen Wein dekan­tie­ren möch­te, kann sich mit einem alten Trick behel­fen: Man dekan­tiert den Wein vor­sich­tig in eine Mine­ral­was­ser­fla­sche und schüt­tet ihn aus die­ser wie­der zurück in die Ori­gi­nal­fla­sche. Der Effekt ist annä­hernd der­sel­be wie bei der Karaf­fe. Ein­zi­ge Bedin­gung: Kei­ne PET-Flasche verwenden.