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Crazy Irish Malt: Cadenhead 1952 Tullamore & 1963 Bow Street

1991 feierte Cadenhead 150-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass gab es acht Irish-Malt-Abfüllungen, unter anderem auch diese beiden „Highpower“ Authentic Collection 150th Anniversary Bottling’s: Mit 68,9%, der Tullamore 38y 52-91  und mit 68,2% Bow Street 27y 63-91. Diese beiden Malts haben ihre Spuren hinterlassen!


Tasting Notes


Tullamore 38y 52-91 Cad Authentic Collection 150th Anniversary Bottling - 68,9%Tullamore 38y 52-91 Cad Authentic Collection  150th Anniversary Bottling – 68,9%
90

Farbe: Gold
Nase: Erster Eindruck – ein Bourbon im ersten, „künstlich“ gehaltenen Teil: Klebstoff, Bohnerwachs, Möbelpolitur, Terpentin und Farbe, dann der prozentual überwiegende „natürlichere“ Teil mit zarten, süßen Honigaromen, Marzipan und Getreide. Jetzt stark aufkeimende holzgeladene Aromen von trockenen Brettern. Dazu Kautschuk, Leder (Satteltasche) sowie durchdringende herbe Orangenschalen und immer wieder das Wechselspiel zwischen dem künstlichen und natürlichen Teil. Höchst interessant!
Geschmack: Ölig, superstarker Holz-Terpentin-Minze-Kräuter-Bohnerwachs-Cocktail mit Leder, Orangenschalen und unendlich bitteren, süßen und kräuterhaltigen Einschlägen – mit fast 70% ein Hammerschlag.
Finish: Superlang – mit federführender Minze und wie schon in der Nase: Künstlichkeit gegen Natürlichkeit! Gegen Ende immer süßer werdend mit noch mehr Kräutern in pfeffrigem Sud. Der letzte bleibende Eindruck: bittere Minze in Kombination mit Eichenholz.
Bemerkung: Was für ein Ire! In der Nase merkt man die fast 70% nicht, aber auf der Zunge schlägt er ein wie eine Granate. Durch die dauernden Wechsel zwischen künstlichen und natürlichen Noten sehr schwer zu bewerten. Wir sind bei 90 Punkten – aber was für eine aromatische Bereicherung!!!
90 Punkte (Nase: 92 / Geschmack: 90 / Finish: 88)


Bow Street 27y 63-91 Cad Authentic Collection 150th Anniversary Bottling – 68,2%
95

Farbe: Mahagoni – alte Eiche
Nase: Fette Aromen von Pflaumen- und Zwetschgenmarmelade, rot und dunkel, kandidierte Früchte, Rotwein, satte blaue Trauben und Vanille, die mit einer betörenden Lavendelfrische versehen sind. Dazu dezente Maggiwürze, Tabak, Rosinen, Honig, klassischer Sherry, Pappe und nasse Zeitungen. Nicht zu verachten die Aromen von feinstem Kräutertee – perfekte Nase!
Geschmack: Ölig-cremig mit süßem, mächtigem Sherry, allerlei Trockenfrüchten und einer Würze, die alles weghaut. Mächtige Pfeffernoten wirbeln auf der Zunge und durchkreuzen dumpfe Noten von Pappe, Papier, Leder und Holz. Hervorragend – mit Orangenschalen, Gerbstoffen, Kräutern, Holunderbeeren geht es in den immer trockener werdenden Abgang.
Finish: Lang – Fruchtsüße kombiniert mit Kräutern, Kaffee, Espresso, Mokka, viel trockenem Leder sowie Orangen und Holz
95 Punkte (Nase: 96 / Geschmack: 95 / Finish: 93)


Fazit: Was für zwei irre Iren!


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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