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Cono Sur: Chile zeigt, was es kann

„Eine Neue Welt“ nennt Alfredo Hurtado das, was in den letzten Jahren in Cono Sur passiert ist. So heißt das Weingut, dessen Winemaker er ist. Es glänzt nicht nur mit guten Weinen. Es befindet sich – aufregender noch – in einem tiefgreifenden Transformationsprozess: weg von der industriellen Produktionsphilosophie, hin zu klimaneutraler, umweltschonender, sozialverträglicher Produktion. Auf Englisch: sustainability.

Global Player beim Wein

Handelte es sich um ein kleines, familiengeführtes Weingut, würde man nicht viel Aufhebens von der Umstellung machen. Aber Cono Sur ist das drittgrößte Weingut Chiles. Es besitzt 1.800 Hektar Reben und verarbeitet zugelieferte Trauben von einer umgerechnet 1.400 Hektar großen Fläche. Die jährliche Produktion liegt bei weit über 20 Millionen Flaschen. Von der Größenordnung her ein Industriebetrieb mit weltweitem Vertriebsnetz und Hunderten von Mitarbeitern, die in den Transformationsprozess einbezogen sind.

Das Ziel: Sustainability

Mehr noch: Cono Sur befindet sich im Besitz von Concha y Toro, dem größten chilenischen Weinerzeuger. Ein börsennotiertes Unternehmen, das an der Wall Street gelistet ist und damit starken wirtschaftlichen Zwängen unterliegt. Zu den eigenen Mitarbeitern kommen auch noch die Aktionäre, die nicht investiert haben, um guten Wein zu trinken und die Umwelt zu retten, sondern um eine gute Rendite ihres Kapitals zu erwirtschaften. Sie müssen den Transformationsprozess zumindest absegnen, was insofern nicht selbstverständlich ist, als sustainability Geld kostet.

Nachhaltigkeit geht weit über den Weinbau hinaus

Wörtlich übersetzt heißt sustainability Nachhaltigkeit. Also naturnaher, möglichst biologisch-organischer oder biologisch-dynamischer Weinbau, Fauna und Flora respektierend, gesunde Produkte hervorbringend, Boden und Rebstock vital erhaltend. In Amerika bedeutet sustainability aber viel mehr. Außer ökologischer Weinbergspflege geht es um geschlossene Produktionskreisläufe, Ressourcenschonung, Energieeffizienz, und zwar für die gesamten Abläufe und Prozesse, die mit dem Wein zu tun haben. So geht das Gebot der CO₂-Neutralität weit über die eigene Produktion hinaus. Auch die Zulieferer für Trauben, Flaschen, Verpackungsmaterial etc. sind angehalten, die gesetzten Standards zu erfüllen. Das Verschiffen der Weine nach Europa, Asien oder in die USA geht ebenfalls in die Carbon-Footprint ein. Selbst das Humankapital, sprich: das eigene Personal, ist Gegenstand von sustainability: Gesundheit, Lebensqualität, ethisch vertretbare Löhne stehen auf der Agenda – alles ISO-zertifiziert.

Weltweit erstes Weingut mit CarbonNeutral® -Status

Gänseherde im Weinberg

Eben eine gänzlich „Neue Welt“, wie Hurtado, der Winemaker, sagt. Sicher, die Transformation ist noch nicht abgeschlossen. Erst ein Drittel der Weinberge sind umgestellt, und die Optimierung der Abläufe für noch mehr Nachhaltigkeit ist eine tägliche Herausforderung. Doch für ein Großunternehmen, das global aufgestellt ist und im internationalen Wettbewerb steht, ist das Erreichte ungewöhnlich, zumindest aus der Sicht vergleichbarer Unternehmen in der Alten Welt. Verwendung natürlicher, nachwachsender Materialien für den Kellerbau, Fahrrad als internes Fortbewegungsmittel, Gänse in den Weinbergen, um die Schädlingspopulationen unter Kontrolle zu halten – Cono Sur ist das erste Weingut der Welt, dem bereits 2007 der CarbonNeutral-Status zugestanden wurde.

Der Konsument ahnt nicht, was hinter den Kulissen passiert

Fahrrad-Mobilität in den Weinbergen

Für die Konsumenten, die irgendwo im Supermarkt oder beim Händler eine Flasche Wein kaufen, ist das, was hinter den Kulissen eines Weinguts passiert, meist nicht sichtbar. Sie wollen nur einen gut schmeckenden Wein im Glas. Den bekommen sie in diesem Fall auch – selbst wenn sie keine dicke Brieftasche haben. Wir  haben fünf Weine von Cono Sur verkostet, alle aus der Reserva Especial-Linie, also dem gehobenen Sortiment. Alle kosten unter 10 Euro. Natürlich kann, wer mehr ausgeben will, auch zu den beiden Icon-Weinen an der Spitze der Qualitätspyramide greifen: zum Pinot Noir Ocio, dem unangefochten besten chilenischen Wein aus dieser Sorte (55 Euro). Oder zum Cabernet Sauvignon Silencio, der mit einem Preis von über 110 Euro zu den Super Premium Weinen des Landes gehört, vergleichbar mit dem Seña von Errazuriz und dem Almaviva von Philippe de Rothschild. Doch beim Preis-/Leistungs-Verhältnis unschlagbar sind die kleineren Weine.

2017 Sauvignon Blanc Reserva

2017 Sauvignon Blanc Reserva

Geschmacklich komplexer, alkoholmäßig jedoch leichter Sauvignon Blanc (12 Vol.%) aus dem kühlen Casablanca Valley bei Valparaiso, Aromen von Stachelbeere, Grapefruit und Paprika, kräftige Säure, im Edelstahltank bei niedriger Temperatur langsam vergoren: würziger, nicht zu pikanter Weisswein mit vibrierender Frucht, gut balanciert.
Bewertung: 88/100 Punkte
Preis: 9,50 Euro
Bezug: www.belvini.de

2017 Cabernet Sauvignon Reserva Especial

2017 Cabernet Sauvignon Reserva Especial

Ein klassischer Cabernet Sauvignon aus dem warmen Maipo Valley südlich von Santiago, warm und weich am Gaumen mit Cassis- und Blaubeernoten, dazu ein Hauch von Spearmint, gut verschmolzenes Tannin, glatte Länge: ein geschliffener Rotwein aus dem Portfolio einer Großkellerei, wie es ihn in dieser Qualität und Preisklasse in Europa nicht gibt.
Bewertung: 88/100
Preis: 9,50 Euro
Bezug: www.belvini.de

2017 Merlot Reserva Especial

2017 Merlot Reserva Especial

straffer, gut gewirkter Wein aus dem Valle del Rapel und dem Valle de Colchagua, gestochen klare, blaubeerige Frucht mit einem Hauch grüner Paprika, mittlerer Körper, milde Säure, Teilbarrique-Ausbau: ein gehaltvoller, leicht verständlicher Wein, der durch seine Zugänglichkeit und seinen fruchtigen Charme überzeugt.
Bewertung: 88 Punkte
Preis: 9,50 Euro
Bezug: www.belvini.de

2017 Carmenère Reserva Especial

2017 Carmenère Reserva Especial

Der dunkelste Rotwein der Reserva Especial-Linie, zugleich derjenige mit dem toughsten Tannin. Am Gaumen reich und vielfältig, sowohl mit strengen, fleischigen Noten als auch mit herben Fruchtnoten und Gewürznelken-Aromen. Die Trauben kommen aus Valle del Rapel und dem Valle del Cachapoal, wo die Sorte Carmenère voll ausreifen kann. Trotz seiner Konzentration leicht zugänglich und sofort genießbar, am besten zu kräftig gewürzten Gerichten.
Bewertung: 89/100
Preis: 9,50 Euro
2017 Syrah Reserve Especial
Bezug: www.belvini.de

2017 Syrah Reserva Especial

2017 Syrah Reserva Especial

opak in der Farbe mit blauroten Reflexen, kräftiger Körper, dicht gewoben, Cocktail von dunklen Beeren mit viel schwarzem Pfeffer und süßer, würziger Vanille: cool climate-Shiraz aus dem pazifiknahen Limari Valley, zehn Monate im Barrique gereift, anspruchsvoll.
Bewertung: 90/100 Punkte
Preis: 9,50 Euro
Bezug: www.belvini.dehttp://www.belvini.de

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