Die Weinszene an der Südlichen Rhône ist in den letzten Jahren in Bewegung geraten. Châteauneuf-du-Pape hat einen kometenhaften Aufstieg erlebt, qualitativ wie preislich. Die Weine gehören heute zur internationalen Spitzenklasse. Gigondas wandelt in denselben Fußstapfen. Im Vergleich dazu ist Vacqueyras zurückgeblieben. Doch auch in dieser Appellation bewegt sich etwas. Immer mehr Winzer haben sich einer Qualitätspolitik verschrieben, die sich in einem Satz so formulieren ließe: kräftig strukturierte Weine, aber mit hoher Trinkeleganz und von größerer Frische als früher.
Wo liegt Vacqueyras?
Vacqueyras ist ein Städtchen von 1.000 Einwohnern, das eine halbe Autostunde nördlich von Avignon liegt. Es gehört zum Départment Vaucluse. Vacqueyras ist aber auch der Name einer Appellation, also eines Weinanbaugebiets. Sie umfasst derzeit etwa 1.400 Hektar Reben und grenzt direkt an das Anbaugebiet von Gigondas im Norden. Die Böden der Appellation bestehen aus Kalkschotter beziehungsweise aus jenem Rollkiesel, für den die berühmten Lagen von Châteauneuf-du-Pape bekannt sind. Der Ort Châteauneuf liegt gerade einmal 20 Kilometer entfernt. Bis 1990 kamen die Weine von Vacqueyras unter der Bezeichnung Côtes du Rhône Villages auf den Markt, seitdem als Vacqueyras AOC.
Was für Weine werden in Vacqueyras erzeugt?
96 Prozent der Weinproduktion von Vacqueyras ist Rotwein. Dieser besteht zu 90 Prozent aus den Rebsorten Grenache Noir, Syrah und Mourvèdre, wobei der Anteil der Grenache Noir mindestens 50 Prozent betragen muss.
Die restlichen zehn Prozent dürfen andere Sorten ausmachen, die an den Côtes du Rhône traditionell angebaut werden. Etwa die Carignan, die früher zum Anbau erlaubt, dann verboten war und jetzt wieder neu autorisiert worden ist. Drei Prozent der Produktion sind Weißwein (Clairette, Grenache blanc, Bourboulenc, Roussanne, Marsanne und Viognier), ein Prozent Rosé.
Wie schmecken die Rotweine von Vacqueyras?
Einige Winzer reklamieren eine gewisse Ähnlichkeit mit den Weinen des benachbarten Gigondas. Andere orientieren sich an den dunkleren, kräftigen, alkoholreichen Gewächsen von Châteauneuf-du-Pape. Die Traditionalisten aber bestehen darauf, einen Wein ganz eigener Statur und Geschmacksrichtung zu erzeugen: kräftig, würzig, mit ausreichend Tanninen, langlebig. In seiner traditionellen Stilistik ist der Vacqueyras ein erdiger, fruchtiger, manchmal auch strenger Wein, rustikaler als der Wein von Gigondas, tiefdunkel in der Farbe, mit typischem Dörrpflaumen-Ton, aber auch mit Brombeer-Gelee, bisweilen mit Portwein-Anklängen.
Worin besteht der Wandel in Vacqueyras?
Die heute führenden Domaines haben sich vom traditionellen Stil zwar nicht völlig verabschiedet, aber den Vacqueyras doch sehr deutlich neu interpretiert: zum Beispiel Domaines wie d’Ouréa, La Garrigue, La Bouissière, Le Couroulu, Font Sarade, Montirius oder Le Clos des Cazaux. Ihre Weine sind nerviger geworden, zeigen mehr Struktur als früher. Sie sind zwar nach wie vor von der Grenache geprägt, aber doch dunkler: Die Spielräume, welche die Bestimmungen der Appellation bieten, werden bewusster ausgenutzt. Das gilt insbesondere für den Einsatz der Mourvèdre, die den Weinen Rückgrat und eine nicht zu unterschätzende Langlebigkeit verleiht.
Aber auch die im ursprünglichen Reglement verbotene Carignan ist wieder da: Der Bann für diese als Massenträger missbrauchte Sorte wurde nämlich aufgehoben und die deklassierten alten Reben verleihen der Grenache-basierten Cuvée Kraft und Würze. Viele Kenner der Weine der Südlichen Rhône, auch der amerikanische Weinkritiker Robert Parker, machen hinsichtlich Qualität heute keinen Unterschied mehr zwischen Gigondas und Vacqueyras.
Warum sich ein Besuch in Vacqueyras lohnt
Laura Combaluzier und Jonathan LlamasMit seinen Platanen, seinen Straßencafés, den graugelben Natursteinmauern und seinen rauschenden Brunnen, welche die Zeit nur ganz langsam verrinnen lassen, ist Vacqueyras der Inbegriff eines bukolischen, südfranzösischen Städtchens. Seit kurzem gibt es auch einen Caveau, wo Besucher die Weine von Vacqueyras zu Ab-Hof-Preisen kaufen können. Er liegt am schattigen Cours Stassard. „Wir hoffen, dass wir damit unserem Heimatort helfen können, den qualitativ nicht gerechtfertigten Abstand zum Bekanntheitsgrad von Gigondas zu verringern“, meint Laura Combaluzier, die die Cave führt. Vertreten sind in ihrem Sortiment 25 Domaines mit insgesamt 75 Weinen: so gut wie alles, was in der Appellation Rang und Namen hat, von Les Amouriers über Clos des Cazaux, Couroulu, Font Sarade bis zu Montirius, Roucas Toumba und Sang des Cailloux.