Châteauneuf-du-Pape? Gigondas? Vacqueyras!

Klein, aber fein: die Appelation Vacqueyras
Klein, aber fein: die Appelation Vacqueyras
Die Südliche Rhône ist das Land schwerer Rotweine. Die berühmtesten heißen Châteauneuf-du-Pape und Gigondas. Kenner favorisieren jedoch immer häufiger die kleine Appellation Vacqueyras. Stefan Krimm kennt sich dort bestens aus.

Die Weinsze­ne an der Süd­li­chen Rhô­ne ist in den letz­ten Jah­ren in Bewe­gung gera­ten. Châteauneuf-du-Pape hat einen kome­ten­haf­ten Auf­stieg erlebt, qua­li­ta­tiv wie preis­lich. Die Wei­ne gehö­ren heu­te zur inter­na­tio­na­len Spit­zen­klas­se. Gigon­das wan­delt in den­sel­ben Fuß­stap­fen. Im Ver­gleich dazu ist Vac­quey­ras zurück­ge­blie­ben. Doch auch in die­ser Appel­la­ti­on bewegt sich etwas. Immer mehr Win­zer  haben sich einer Qua­li­täts­po­li­tik ver­schrie­ben, die sich in einem Satz so for­mu­lie­ren lie­ße: kräf­tig struk­tu­rier­te Wei­ne, aber mit hoher Trin­ke­le­ganz und von grö­ße­rer Fri­sche als früher.

Wo liegt Vacqueyras?

Vacqueyras - schlafende Schönheit
Vac­quey­ras – schla­fen­de Schönheit

Vac­quey­ras ist ein Städt­chen von 1.000 Ein­woh­nern, das eine hal­be Auto­stun­de nörd­lich von Avi­gnon liegt. Es gehört zum Départ­ment Vau­cluse. Vac­quey­ras ist aber auch der Name einer Appel­la­ti­on, also eines Wein­an­bau­ge­biets. Sie umfasst der­zeit etwa 1.400 Hekt­ar Reben und grenzt direkt an das Anbau­ge­biet von Gigon­das im Nor­den. Die Böden der Appel­la­ti­on bestehen aus Kalk­schot­ter bezie­hungs­wei­se aus jenem Roll­kie­sel, für den die berühm­ten Lagen von Châteauneuf-du-Pape bekannt sind. Der Ort Châ­teau­neuf liegt gera­de ein­mal 20 Kilo­me­ter ent­fernt. Bis 1990 kamen die Wei­ne von Vac­quey­ras unter der Bezeich­nung Côtes du Rhô­ne Vil­la­ges auf den Markt, seit­dem als Vac­quey­ras AOC.

Was für Weine werden in Vacqueyras erzeugt?

Weinberge in Vacqueyras
Wein­ber­ge in Vacqueyras

96 Pro­zent der Wein­pro­duk­ti­on von Vac­quey­ras ist Rot­wein. Die­ser besteht zu 90 Pro­zent aus den Reb­sor­ten Gren­ache Noir, Syrah und Mour­vèd­re, wobei der Anteil der Gren­ache Noir min­des­tens 50 Pro­zent betra­gen muss.

Die rest­li­chen zehn Pro­zent dür­fen ande­re Sor­ten aus­ma­chen, die an den Côtes du Rhô­ne tra­di­tio­nell ange­baut wer­den. Etwa die Carignan, die frü­her zum Anbau erlaubt, dann ver­bo­ten war und jetzt wie­der neu auto­ri­siert wor­den ist. Drei Pro­zent der Pro­duk­ti­on sind Weiß­wein (Clai­ret­te, Gren­ache blanc, Bour­bou­lenc, Rous­san­ne, Mar­san­ne und Vio­gnier), ein Pro­zent Rosé.

Wie schmecken die Rotweine von Vacqueyras?

Eini­ge Win­zer rekla­mie­ren eine gewis­se Ähn­lich­keit mit den Wei­nen des benach­bar­ten Gigon­das. Ande­re ori­en­tie­ren sich an den dunk­le­ren, kräf­ti­gen, alko­hol­rei­chen Gewäch­sen von Châteauneuf-du-Pape. Die Tra­di­tio­na­lis­ten aber bestehen dar­auf, einen Wein ganz eige­ner Sta­tur und Geschmacks­rich­tung zu erzeu­gen: kräf­tig, wür­zig, mit aus­rei­chend Tan­ni­nen, lang­le­big. In sei­ner tra­di­tio­nel­len Sti­lis­tik ist der Vac­quey­ras ein erdi­ger, fruch­ti­ger, manch­mal auch stren­ger Wein, rus­ti­ka­ler als der Wein von Gigon­das, tief­dun­kel in der Far­be, mit  typi­schem Dörrpflaumen-Ton, aber auch mit Brombeer-Gelee, bis­wei­len mit Portwein-Anklängen.

Worin besteht der Wandel in Vacqueyras?

Caveau von Vacqueyras
Caveau von Vacqueyras

Die heu­te füh­ren­den Domain­es haben sich vom tra­di­tio­nel­len Stil zwar nicht völ­lig ver­ab­schie­det, aber den Vac­quey­ras doch sehr deut­lich neu inter­pre­tiert: zum Bei­spiel Domain­es wie  d’Ouréa, La Gar­ri­gue, La Bouis­siè­re, Le Cou­rou­lu, Font Sara­de, Mon­ti­ri­us oder Le Clos des Cazaux. Ihre Wei­ne sind ner­vi­ger gewor­den, zei­gen mehr Struk­tur als frü­her. Sie sind zwar nach wie vor von der Gren­ache geprägt, aber doch dunk­ler: Die Spiel­räu­me, wel­che die Bestim­mun­gen der Appel­la­ti­on bie­ten, wer­den bewuss­ter aus­ge­nutzt. Das gilt ins­be­son­de­re für den Ein­satz der Mour­vèd­re, die den Wei­nen Rück­grat und eine nicht zu unter­schät­zen­de Lang­le­big­keit verleiht.

Aber auch die im ursprüng­li­chen Regle­ment ver­bo­te­ne Carignan ist wie­der da: Der Bann für die­se als Mas­sen­trä­ger miss­brauch­te Sor­te wur­de näm­lich auf­ge­ho­ben und die deklas­sier­ten alten Reben ver­lei­hen der Grenache-basierten Cuvée Kraft und Wür­ze. Vie­le Ken­ner der Wei­ne der Süd­li­chen Rhô­ne, auch der ame­ri­ka­ni­sche Wein­kri­ti­ker Robert Par­ker, machen hin­sicht­lich Qua­li­tät heu­te kei­nen Unter­schied mehr zwi­schen Gigon­das und Vacqueyras.

Warum sich ein Besuch in Vacqueyras lohnt

Lau­ra Com­ba­lu­zier und Jona­than Llamas­Mit sei­nen Pla­ta­nen, sei­nen Stra­ßen­ca­fés, den grau­gel­ben Natur­stein­mau­ern und sei­nen rau­schen­den Brun­nen, wel­che die Zeit nur ganz lang­sam ver­rin­nen las­sen, ist Vac­quey­ras der Inbe­griff eines buko­li­schen, süd­fran­zö­si­schen Städt­chens. Seit kur­zem gibt es auch einen Caveau, wo Besu­cher die Wei­ne von Vac­quey­ras zu Ab-Hof-Preisen kau­fen kön­nen. Er liegt am schat­ti­gen Cours Stas­sard. „Wir hof­fen, dass wir damit unse­rem Hei­mat­ort hel­fen kön­nen, den qua­li­ta­tiv nicht gerecht­fer­tig­ten Abstand zum Bekannt­heits­grad von Gigon­das zu ver­rin­gern“, meint Lau­ra Com­ba­lu­zier, die die Cave führt. Ver­tre­ten sind in ihrem Sor­ti­ment 25 Domain­es mit ins­ge­samt 75 Wei­nen: so gut wie alles, was in der Appel­la­ti­on Rang und Namen hat, von Les Amou­riers über Clos des Cazaux, Cou­rou­lu, Font Sara­de bis zu Mon­ti­ri­us, Rou­cas Toum­ba und Sang des Cailloux.

1 Kommentar

Antwort schreiben