Der langjährige Direktor von Château Margaux, Paul Pontallier, ist am Ostermontag einem Krebsleiden erlegen. Er stand kurz vor Vollendung des 60. Lebensjahres. Seit 33 Jahren arbeitete er für den Premier Cru, zunächst als Technischer Direktor, später (seit 1990) als Gesamt-Verantwortlicher für das Château. Zusammen mit Corinne Mentzelopoulos (aus der Eigentümerfamilie) war er das „Gesicht“ von Château Margaux, das er in der ganzen Welt perfekt repräsentierte.
Nach dem Studium der Önologie bei Professor Peynaud an der Universität Bordeaux und einem kurzen Forschungsaufenthalt in Chile an der Katholischen Universität in Santiago trat Pontallier 1983 in die Dienste von Château Margaux. Unter seine Ägide fällt die dramatische Verfeinerung des Weins von Margaux, die sich in zahlreichen großen Jahrgängen wie 1983, 1986, 1990, 1996 und 2005 ausdrückte, in denen der Grand Vin zu den absoluten Top-Premiers von Bordeaux zählte. Pontallier arbeitete beständig an der Verfeinerung des Tannins, das für ihn „die Seele“ eines guten Bordeaux ausmachte. Seit 2011 leitete er die vorsichtige Umstellung der Weinberge auf biologisch-organische Wirtschaftsweise ein, ohne dem „Vodoo“ der Biodynamie (wie er es nannte) zu erliegen. Er begann, mit alternativen Verschlüssen zu experimentieren und führte die fälschungssichere Flasche ein. 2015 wurde der neue, von Norman Foster entworfene Keller des Château eröffnet, den Pontallier massgeblich geplant hatte.
Obwohl Pontalliers engste Umgebung von der Krebserkrankung wusste, kam sein Tod überraschend. Ganz Bordeaux, ja die ganze Weinwelt, ist tief betroffen, war Pontaliier doch einer der letzten Köpfe und Charaktere jener Epoche, in der die Geschicke der Châteaux noch von Familien, nicht von Firmen bestimmt wurden
Ruhe in Frieden.