Am Samstag um 11 Uhr ist es soweit. Mit Musik und Wein wird mitten im Rheingau ein neuer Keller eingeweiht: ein modernes, farbenfrohes Bauwerk aus Stahlbeton, Glas und Holz, das optisch ein auffälliges Gegenstück zu den Buntsandstein- und Fachwerkbauten der Weindörfer längst des Rheins darstellt. Das Weingut, das dort einzieht, gibt es schon seit einigen Jahren. Es heißt Chat Sauvage und gehört dem Hamburger Bauunternehmer Günter Schulz. Das Besondere: Es gibt in diesem Weingut nur Spätburgunder (der hier Pinot Noir heißt), Frühburgunder und ein wenig Chardonnay. Keinen Riesling.
Schulz, der am Samstag zur Kellereröffnung 74 Jahre alt wird, ist ein leidenschaftlicher Burgunderliebhaber. Er hat über 20 000 Flaschen Wein in seinem Hamburger Gewölbekeller gelagert – überwiegend französische Weine. Speziell roter und weißer Burgunder. Der Fachmann für Akustik- und Innenausbau liebt Pinot Noir und Chardonnay. Zu trockenen und halbtrockenen Rieslingen fühlt er sich weniger hingezogen.
Sein Traum war es immer gewesen, selbst einen Burgunder zu erzeugen, der Frucht, Finesse und Langlebigkeit besitzt wie die französischen Vorbilder. Im Jahre 2000 hatte er erstmals aus gekauften Spätburgundertrauben einen eigenen Pinot Noir erzeugt – ein kleines Fässchen. In den folgenden Jahren erwarb er sukzessive Weinberge in Johannisberg, Rüdesheim, Assmannshausen, Lorch und begann, die Trauben zu vinifizieren. 2005 war der erste kommerzielle Jahrgang, der auf dem Markt erschien.
Inzwischen hat Schulz sieben Hektar Rebbesitz, und der Platz in der alten Schamari-Mühle in Johannisberg, wo Chat Sauvage bislang zu Hause war, ist zu eng geworden. Der neue Keller bietet genügend Platz für die wachsende Weinproduktion, auch für eine Straußwirtschaft, die später einmal eröffnet werden soll.
Die Weine der ersten Jahrgänge sind beeindruckend. Die geringen Hektarerträge (30 bis 40 Hektoliter/ha), die Halbierung der Trauben in den alten Anlagen, die dickschaligen Klone in den Neuanlagen, die schonende Behandlung der Maische während der Vinifizierung – all das zusammen hat Weine ergeben, die tatsächlich mehr dem französischen Vorbild ähneln als dem Stil des deutschen Spätburgunders mit seinen blumig-fruchtigen, samtig-tanninlosen Stil. Dass die Weine nicht zu badischen oder pfälzischen, sondern zu Rheingauer Preisen angeboten werden, versteht sich von selbst.
Der neue Keller befindet sich im Hohlweg 23 in Geisenheim. Günter Schulz bringt am Samstag auch ein paar Flaschen seines 2001 Pinot Noir mit. Interessenten können sich unter 06722-9372586 anmelden (www.chat-sauvage.de).