Der weltberühmte Rhône-Winzer Michel Chapoutier hat im Gespräch mit der englischen Weinfachzeitschrift The Drinks Business seiner Sorge über die steigenden Alkoholgehalte im Wein Ausdruck gegeben. Bei einem seiner Spitzenweine, dem Hermitage Le Pavillon, sei der durchschnittliche Alkoholgehalt seit 1990 von durchschnittlich 12,5 Vol.% auf 14 Vol.% gestiegen. Unter den wenigen Gegenmaßnahmen, die Winzer ergreifen können, um die Alkoholgehalte wieder auf ein vertretbares Maß zurückzuführen, favorisiert er das Hinzufügen von Wasser zum Wein: „Im Vergleich zu den teuren und eher destruktiven Techniken der Umkehrosmose ist das Hinzufügen von Wasser zum Wein der leichtere Weg, um die Alkoholgehalte zu senken, ohne den Geschmack zu verwässern“, sagte er dem Magazin.
Die steigenden Alkoholgehalte im Wein sind ein Resultat der hohen Zuckerkonzentration in den Beeren, für die Chapoutier die steigenden CO-Emissionen verantwortlich macht. Die immer dünner werdende Ozonschicht führe letztlich zu einer intensiveren Sonneneinstrahlung und in der Folge zu stärkeren Photosynthese der Pflanzen. Andere Massnahmen zur Zuckerreduktion, die Winzern offenstehen, wären nach Ansicht des Franzosen Rebpflanzungen im Dichtstand, bei denen die Reben sich gegenseitig beschatten. Die Zulassung von hitzeresistenten Sorten wie der portugiesischen Touriga Naçional auch in Frankreich wäre eine weitere Option.
Chapoutier, der seine Weinberge nach biodynamischen Regeln bewirtschaftet, will aber auch nicht ausschließen, daß sich die Reben an den Klimawandel anpassen könnten: „Weil Pflanzen nicht wegrennen können wie Tiere, reagieren sie schneller auf Krankheiten und Temperaturveränderungen als diese. Tomaten haben sich in Tests innerhalb einer Generation oder zwei Generationen an die veränderten Umweltbedingungen angepaßt.“