Er war der erste Blanc de Blancs der Champagner-Historie.
Gelegenheit Champagner zu trinken, hat der Verfasser dieser Zeilen häufig. Aber den Champagner von Salon hat er erst ganz wenige Male in seinem Leben im Glas gehabt. Er ist extrem rar und extrem teuer, was beides damit zu tun hat, dass er extrem gut ist. Er wächst in einer Grand Cru-Lage an der Côte des Blancs. Sie liegt knapp 50 Kilometer südlich von Reims, der Champagnerhauptstadt, und zeichnet sich dadurch aus, dass die Böden dort aus fast schneeweißer Belemnitkreide bestehen und besonders gut für weiße Traubensorten geeignet sind. Im Falle der Champagne heisst das: für Chardonnay. Der Salon-Champagner besteht zu hundert Prozent aus Chardonnay und kommt zu hundert Prozent aus der berühmtesten Gemeinde an der Côte des Blancs: Mesnil.

Nur wenige hundert Flaschen gelangen nach Deutschland
Je nach Jahrgang werden jährlich 40.000 bis 50.000 Flaschen produziert, die für die ganze Welt reichen müssen. Der größte Teil geht nach Japan, wo Salon eine lange Handelstradition hat. Nach Deutschland gelangen nur wenige hundert Flaschen, von denen allein 8 in der letzten Woche ausgetrunken wurden. Es war ein heißer Julitag, und zehn Sommeliers, Gastronomen und Weinfachhändler hatten sich bei Käfer in München getroffen, um den neuen Jahrgang 2015 zu begutachten und bei dieser Gelegenheit gleich ein paar ältere Jahrgänge zu mitzuverkosten.
Das Gegenstück zu Dom Pérignon und Roederers Cristal
Salon ist ein schlanker Champagner. Frische und Komplexität sind seine Markenzeichen, wobei er mindestens acht Jahre auf der Hefe liegt, oft länger. Dabei entwickelt er eine Finesse, die selten ist: feingliedrige Textur, aromatisch subtil, hochmineralisch mit salzig-kreidigen Elementen und immer recht cremig aufgrund des langen Hefelagers. Säure und Cremigkeit machen, dass er auch nach den acht Jahren seine Frische nicht verliert und sich locker weitere zehn, 15 oder mehr Jahre in der Flasche verfeinert, um dann peu à peu karamellig-nussige Aromen anzunehmen. Stilistisch ist er das Gegenstück zum Dom Pérignon und von Roederers Cristal mit ihrem hohen Pinot Noir-Anteil. Sales Director Cristian Rimoldi präsentierte die einzelnen Jahrgänge, die verkostet wurden (siehe weiter unten).
Heutiger Besitzer von Champagne Salon ist Laurent-Perrier
Champagne Salon hat eine wechselhafte Geschichte. Gegründet wurde das Haus 1905 als privates, nicht-kommerzielles Unternehmen durch Eugène-Aimé Salon. Der Junge aus einem Dorf an der der Côte des Blancs hatte Kürschner gelernt und war durch den Verkauf von Kaninchenfellen an die berühmten französischen Modedesigner nicht nur vermögend, sondern auch Teil der feinen Pariser Gesellschaft geworden. Für sie und ihre Feste war sein Champagner gedacht. Er kam von einem kleinen Weingarten von einem Hektar direkt hinter der Kirche von Mesnil-sur-Oger und war ausschließlich aus Chardonnay-Trauben gekeltert – der erste Blanc de Blancs der Champagner-Historie. Da sich „Le Mesnil“ großer Anerkennung erfreute, entschloss Salon sich bald, ihn auch offiziell anzubieten. Der erste kommerzielle Jahrgang war 1921, und der berühmteste Ort, an dem er in den folgenden Jahrzehnten ausgeschenkt wurde, war das Maxims in Paris. Nach dem Tod von Eugène-Aimé Salon im Jahre 1943 wurde Salon verkauft. 1988 erwarb es das Champagnerhaus Laurent-Perrier. Durch den Zukauf mehrerer kleiner Parzellen in Mesnil verfügt Salon heute über zehn Hektar in dem berühmten Grand Cru.
Die Weine
2015 Blanc de Blancs Brut „Le Mesnil“, Champagne Salon
Strohgeld mit grünen Reflexen, blumig in der Nase mit Citrus und Lindenblüten, am Gaumen fein strukturiert, salzig, jodig-strenger Abgang. Überraschend ist, dass der (sehr) warme Jahrgang 2015 die Säure nicht gekillt und wie wenig Hitze und Trockenheit den Aromafacetten geschadet haben. Der Champagner ist verführerisch delikat, nervös, charmant. „Much too nice“, um ihn jetzt zu köpfen.
2013 Blanc de Blancs Brut „Le Mesnil“, Champagne Salon
Der Wein hat 10 Jahre auf der Hefe gelegen und präsentiert sich immer noch von vibrierender Frische, die allerdings erkennbar von guter Substanz unterfüttert ist. Andeutung von Bergamotte und reifem Apfel in der Nase, cremig-hefig auf der Zunge, insgesamt stämmig mit breiten Schultern und langem Finale, das von einer markanten, reifen Säure getragen wird.
2007 Blanc de Blancs Brut „Le Mesnil“, Champagne Salon
Der Jahrgang 2007 steht heute im Schatten des überragenden 2008ers. Manche bezeichnen ihn als „fürchterlichen“ Jahrgang, was für Pinot Noir zutreffen mag, aber nicht für Chardonnay. Der 2007er „Le Mesnil“ zeigt viel Hefe, viel buttriges Brioche, wenig Frucht und eine mitreißende, reife Säure, die gut eingebunden ist und an pikantes Yuzu erinnert. Sicher nicht der größte der Salons, wohl aber ein sehr feiner.
2002 Blanc de Blancs Brut „Le Mesnil“, Champagne Salon
Katastrophales Jahr für Rotweine, großes Champagnerjahr. Der kühle Klimaverlauf veranlasste Salon, erst spät, nämlich Mitte September, zu lesen. Der Wein ist relativ hell in der Farbe mit gelb-grünem Schimmer, im Bouquet kandierte Zitronenzesten, Honigmelone, Buttercroissant und eine feine Exotik in Form von Passionsfrucht. Säure- und Reifearomen in bester Balance: nobler Champagner, der laut Cristian Rimoldi die Struktur des 1982ers und die Eleganz des 1999ers aufweist.
Preis: ca. 1100 Euro (2015)
Bezug: www.laurent-perrier.com/de (extrem limitiert)









































































