Neue Chef-Kellermeisterin bei Champagne Jacquart

Collage Eingangstor Champagne Jacquart und neue Kellermeisterin Floriane Eznack
Jacquart ist für seine frischen, finessereichen Champagner bekannt. Seit Anfang des Jahres hat das Champagnerhaus in Reims auch ein neues Gesicht. Die 32-jährige Floriane Eznack ist zum Chef de Cave befördert worden – der obersten Kellermeisterin des Hauses. Bislang ist es nur fünf Frauen gelungen, in der Männerdomäne Champagner Führungspositionen einzunehmen. Von Jens Priewe

Emp­foh­len hat sich die jun­ge Öno­lo­gin bei Veuve Clic­quot Pon­s­ar­din, wo sie bis zur Num­mer 2 im Winemaker-Team auf­ge­rückt war. Seit Janu­ar 2011 ist Flo­ria­ne Eznack nun Chef de Cave bei Jac­quart, das mit 3,6 Mil­lio­nen Fla­schen zwar nur einen Bruch­teil der Men­ge von Veuve pro­du­ziert, aber zu den auf­stre­bends­ten Cham­pa­gner­häu­sern der letz­ten Jah­re gehört. Als obers­te Kel­ler­meis­te­rin trägt sie nun die Ver­ant­wor­tung für die Mar­ke und muss das Haus nach außen repräsentieren.

Dass die zier­li­che, jun­ge Frau unter dem Druck der neu­en Auf­ga­be zusam­men­bre­chen könn­te, ist nicht zu erwar­ten. Nach vier­ein­halb Jah­ren im Weinmacher-Team von Veuve Clic­quot ist sie genü­gend gestählt, um die neue Auf­ga­be zu schul­tern. Außer­dem gehört sie mit ihren 32 Jah­ren zur jun­gen, nach­rü­cken­den Gene­ra­ti­on, die mit wacher Intel­li­genz und dün­kel­lo­sem Auf­tre­ten auch in der Män­ner­do­mä­ne Cham­pa­gner schnell punktet.

Beruf stand schon früh fest

Champagne JacquartHin­zu kommt bei Eznack der kei­nes­wegs lei­den­schafts­lo­se Ein­satz für die Sache Cham­pa­gner. Schon als 16-Jährige hat­te sie sich für Wein inter­es­siert und gern an Glä­sern und Fla­schen, die in der Diplo­ma­ten­fa­mi­lie, aus der sie stammt, stets in gro­ßer Zahl her­um­stan­den, geschnup­pert und genippt. Auf­ge­wach­sen in der war­men, hel­len Cha­ren­te (der Gegend um Cognac), stand ihr Berufs­wunsch schon früh fest: Weinmacher.

Nach dem Abitur stu­dier­te sie Bio­che­mie in Paris. Anschlie­ßend erwarb sie an der Uni­ver­si­tät Reims ihren Mas­ter in Öno­lo­gie. Fach­lich ist sie auf Augen­hö­he mit den Bes­ten ihrer männ­li­chen Kol­le­gen. Dazu kommt die typisch weib­li­che Sprach­be­ga­bung. Neben Spa­nisch und Deutsch spricht sie, nach­dem sie mit ihren Eltern fünf Jah­re lang in Lon­don gelebt hat, akzent­frei Eng­lisch. An Selbst­be­wusst­sein fehlt es ihr mit­hin nicht. Trotz­dem weiß sie genau, dass ein Chef de Cave nur im Team stark ist. Und da zählt nicht das Geschlecht: „Die Kunst des Ver­kos­tens basiert zu 90 Pro­zent auf Fleiß, Erfah­rung und Moti­va­ti­on“, ist sie über­zeugt. „Da hilft es nicht, Mann zu sein. Umge­kehrt glau­be ich aber auch nicht, dass Frau­en auto­ma­tisch die bes­se­ren Ver­kos­ter sind.“

Keine Machtkämpfe mit Männern

Jac­quart befin­det sich im Besitz der Grou­pe Alli­ance Cham­pa­gne, einer gemein­sa­men Toch­ter der drei gro­ßen regio­na­len Genos­sen­schaf­ten COVAMA, COGEVI und Uni­on Aubo­i­se, die zusam­men sie­ben Pro­zent der Reb­flä­che der Cham­pa­gne kon­trol­lie­ren. Das Winemaker-Team, mit dem sie zusam­men­ar­bei­tet, besteht aus den Kel­ler­meis­tern die­ser drei Caves Coope­ra­ti­ves. „Unter uns gibt es kei­ne Rän­ke­spie­le oder Macht­kämp­fe“, sagt sie. „Das Pen­sum, das wir zu bewäl­ti­gen haben, und die Ver­ant­wor­tung für die Mar­ke sind ein­fach zu groß.“

Seit die Grou­pe Alli­ance Cham­pa­gne die Mar­ke im Jah­re 1998 erwor­ben hat, hat Jac­quart eine rasan­te Ent­wick­lung durch­ge­macht. Inzwi­schen gehört das Haus, das im vor­neh­men Hôtel de Bri­mont am Bou­le­vard Lun­dy in Reims  behei­ma­tet ist, zu den Top 10 der Cham­pa­gne. In Deutsch­land liegt Jac­quart inzwi­schen auf Platz 7 im Ran­king der Cham­pa­gner­mar­ken, obwohl der Brut  Mosaï­que, sein Haupt-Champagner, nicht zu den Bil­lig­mar­ken gehört. Er steht zum „Kampf­preis“ von 20,50 Euro in den Rega­len des Fach­han­dels (Jac­quart Deutschland-Geschäftsführer Franz J. Walkucz).

Jacquart stark gewachsen in Deutschland

Hôtel de Brimont am Boulevard Lundy in ReimsIm letz­ten Jahr ist Jac­quart in Deutsch­land um 27 Pro­zent gewach­sen, wäh­rend die Ver­kaufs­zah­len der meis­ten Marken-Champagner rück­läu­fig waren. Neben dem Brut  Mosaï­que gehört der Mil­lé­si­mé Blanc de Blancs, der aus­schließ­lich aus Char­don­nay gewon­ne­ne Jahrgangs-Champagner (39 Euro), zu den erfolg­reichs­ten Wei­nen des Hauses.

Am Jacquart-Stil will und wird Eznack nichts ändern: Trau­ben gro­ßen­teils von Premier- und Grand Cru-Lagen, nur Most der ers­ten Tail­le, Ver­gä­rung aus­schließ­lich im Edel­stahl­tank, min­des­tens drei­jäh­ri­ges Hefelager (auch für den Brut  Mosaï­que), dazu bis zu 30 Pro­zent Reserve-Weine für die Cuvées, voll­stän­di­ger bio­lo­gi­scher Säu­re­ab­bau, aber kein Holz: „Cham­pa­gne Jac­quart – das ist wie ein groß dimen­sio­nier­tes Haus, das trans­pa­rent und luf­tig ist und in dem man sich spielerisch-leicht bewe­gen kann.“

Möglichkeiten der Optimierung nutzen

Die­sen Stil möch­te Eznack auf den Cham­pa­gner über­tra­gen, wobei sie durch­aus Mög­lich­kei­ten der Opti­mie­rung sieht: „Bes­ser wer­den kön­nen wir bei der Aus­wahl der Par­zel­len, von denen wir unse­re Trau­ben für unse­re Cuvées bezie­hen“, ist sie über­zeugt. Ihre Haupt­auf­ga­be sieht sie denn auch dar­in, mög­lichst vie­le der ins­ge­samt 1800 Win­zer, die den drei Genos­sen­schaf­ten ange­hö­ren, ken­nen­zu­ler­nen und Gesprä­che mit ihnen zu füh­ren: „Jac­quart ist groß genug, um aus­wäh­len zu kön­nen, aber immer noch so klein, dass das Haus einen cha­rak­ter­vol­len Cham­pa­gner erzeu­gen kann.“

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