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Cecchi bewegt sich: „Make Chianti Classico great again“

Das Chianti Classico ist die älteste Appellation der Welt. Ihre Grenzen wurden bereits 1716 festgelegt. Aber aus den ältesten Weinanbaugebieten kommen nicht automatisch die besten Weine. So haben auch die Winzer des Gallo Nero, des Schwarzen Hahns, im Laufe der Jahrhunderte Höhen und Tiefen erlebt. Doch seit 20, 30 Jahren ist Bewegung in dem Anbaugebiet. Die Sangiovese-Traube, die typische Rotweinsorte, liefert Qualitäten, von denen die Wenigsten früher etwas ahnten. Weinbauern, Weingüter, Önologen – sie unternehmen viel, um das Optimum aus Rebe und Trauben herauszuholen, dabei nachhaltig zu arbeiten und das alte Kulturgut Wein zu bewahren. „Make Chianti Classico great again“ lautet ihr Motto.

Alles begann mit dem Kauf der Villa Cerna

Einer dieser Weinproduzenten ist Cecchi: ein Familienunternehmen in der fünften Generation, das durch sein weltumspannendes Vertriebsnetz schon früh den Namen Chianti Classico in aller Welt bekannt gemacht hatte.  Ursprünglich als Kellerei gegründet, hat Cecchi in den 1960er Jahren sein erstes Weingut im Chianti Classico gekauft: Villa Cerna. Es liegt bei Castellina in Chianti. Seine Ursprünge gehen auf das Jahr 1001 zurück, als mittelalterliche Mönche dort ein Kloster gründeten.  Heute bildet die Villa Cerna das repräsentative Zentrum des Gutes – für die Familie, aber auch für Besucher. Die Brüder Andrea und Cesare Cecchi, die das Weingut leiten, haben dort unter anderem ein Restaurant („Foresteria Villa Cerna“) eingerichtet, in dem Toskana-Reisende ihre Chianti Classico zu toskanischer Kost genießen können und gleichzeitig ein bisschen Kultur der Renaissance, zu der auch die Weinerzeugung gehört, erleben können.

Cesare und Andrea Ceccchi

Villa Cerna, Villa Rosa und die Scudi-Weine

Villa Cerna war nur der Anfang. 1996 erwarb die Familie Cecchi umfangreiche Weinberge im Val delle Rose in der Maremma, aus dem Weißweine wie der Vermentino und Rotweine wie der Morellino di Scansano kommen. Doch der Schwerpunkt der Weinproduktion lag und liegt im Chianti Classico. 2015 konnte die Familie Cecchi ein zweites Weingut in dem Anbaugebiet erwerben: Villa Rosa. Aus dessen Weinbergen, die bis zu 400 Meter hoch liegen, kommen zwei ganz eigenständige Chianti Classico. Insgesamt bewirtschaftet die Familie über 330 Hektar Rebfläche. Außerdem kauft es Trauben von Weinbauern zu, mit denen Cecchi langfristige Lieferverträge hat. Sie gehen teilweise in die Scudi-Weine ein, wie Cecchi seine drei Chianti Classico nennt. Scudi bedeutet: Noblesse.

 

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Dem quantitativen Wachstum folgte das qualitative

Cecchis Renommé  macht nicht die Menge des Weins aus, die produziert wird. Durch die aufwendige, handwerkliche Produktionsweise ist die Qualität seiner Weine auf breiter Front kontinuierlich gestiegen.  Mehrfach haben Cecchi-Weine die begehrten 3 Gläser in dem für Italien führenden Weinguide Gambero Rosso erlangt.  Auch bei internationalen Weinkritikern glänzten Cecchis Chianti Classico-Weine mit 94 und mehr Punkten. Weinkenner.de hat kürzlich acht aktuelle Weine aus dem Cecchi-Sortiment verkostet, das auch in Deutschland und der Schweiz gut vertreten ist und die wir Ihnen hier vorstellen möchten.

Die Scudi-Weine

2019 Chianti Classico „Storia della Famiglia“, Cecchi

Dieser Wein, von dem 900.000 Flaschen gefüllt werden, bildet das Fundament des Cecchi-Sortiments: expressiv fruchtig, harmonisch, unkompliziert und äußerst preisgünstig passt dieser Chianti Classico zu nahezu allen Gerichten der italienischen Küche, von Antipasti über Pasta-Gerichte bis hin zum Käse. Er ist im großen Holzfass gereift und zu 90 Prozent aus Sangiovese-Trauben gekeltert, den Rest machen Canaiolo und Colorino aus. Die Trauben kommen teils aus eigenen Weinbergen, teils aus Weinbergen der Nachbarn.

Preis: ca. 9 Euro

2017 Chianti Classico „Riserva di Famiglia“, Cecchi

Die Riserva wird nur in guten Jahren produziert, und dann auch nur in kleinen Mengen, nämlich 40.000 Flaschen. Ein besonderer Wein also, kräftig strukturiert mit dem Aroma von Waldbeeren und Pinienholz, gewonnen aus 90 Prozent Sangiovese-Trauben und 10 Prozent Cabernet Sauvignon, ausgebaut in großen und kleinen Holzfässern: ein aristokratischer, eleganter Wein mit hoher Lebenserwartung, der bereits jetzt höchste Kritiker-Bewertungen erhalten hat.

Preis: ca. 17 Euro

2016 Chianti Classico Gran Selezione „Valore di Famiglia“, Cecchi

Die gesundesten und reifsten Trauben aus den Cecchi-Weinbergen gehen in die Gran Selezione ein, die die Spitze der Chianti Classico-Qualitätspyramide bildet: ein konzentrierter, nach Brombeeren und Kirschen duftender Wein, sanft über den Gaumen gleitend mit gut verschmolzenem Tannin, reinsortig aus Sangiovese-Trauben gewonnen  und 15 Monate in 500 Liter-Tonneaux gereift: ein großer Wein aus einem großen Jahrgang, monumental und elegant zugleich.

Preis: ca. 20 Euro

Die Weine von Villa Cerna

2017 Chianti Classico „Primocolle“, Villa Cerna

Villa Cerna ist das Zentrum des Cecchi-Besitzes im Herzen des Chianti Classico, umgeben von besten Weinbergslagen. Von dort kommen die Trauben für diesen Prestige-Chianti Classico: typischer Veilchen-Duft im Bouquet, feinherb mit viel Beerenfrucht auf der Zunge. „Ein komplexer Wein, der aber lustvoll zu trinken ist“, sagt die Önologin über ihn.

Preis: ca. 14 Euro

2016 Chianti Classico Riserva, Villa Cerna

Die Riserva von Villa Cerna ist der Premium-Chianti Classico aus den familieneigenen Weinbergen um die historische Villa: zu 95 Prozent bestehend aus Sangiovese-Trauben (Rest: Colorino), die von ertragsreduzierten Rebstöcken stammen und akkurat verlesen wurden.  Nach der Gärung reifte die Riserva, von der auch in guten Jahren wie 2016 nur 20.000 Flaschen abgefüllt werden, 14 Monate lang in Barriques: ein kraftvoller, konzentrierter Wein mit weichem Tannin, feingliedrig im Inneren, druckvoll am Gaumen mit zartem Fruchtschmelz.

Preis: ca. 28 Euro

Die Weine von Villa Rosa

2016 Chianti Classico „Ribaldoni“, Villa Rosa

Dieser superelegante, nur aus Sangiovese bestehende Chianti Classico kommt aus dem Weingut Villa Rosa, das die Familie Cecchi 2015 gekauft hat. Er besitzt die Struktur einer Riserva und ist deshalb auch 12 Monate in Tonneaux wie eine Riserva ausgebaut worden: Iris-Duft im Bouquet, Pflaumen und Sauerkirsche auf der Zunge, frische, aber moderate Säure – ein Wein wie aus einem Guss.

Preis: ca. 18 Euro

2016 Chianti Classico Gran Selezione, Villa Rosa

Im Unterschied zu den Weinen von Villa Cerna liegen die Weinberge der Villa Rosa auf 400 Meter Höhe. Die Nachttemperaturen sind entsprechend kühler, der Weine zarter mit frischerer, ungewöhnlich ausdrucksvoller Frucht, gestützt von einem seidigen Tannin: ein spannungsreicher, von Frucht- und Terroirnoten geprägter Wein, der zu den Glanzlichtern des Anbaugebiets gehört und verdientermaßen Höchstwertungen der internationalen Weinkritik erhalten hat.

Preis: ca. 35 Euro

Der Supertuscan

2016 „Coevo“ Toscana Rosso, Cecchi

Im toskanischen Dialekt heißt Coevo „der Zeitgemäße.“ Gemeint ist, dass der Wein einerseits Kraft und Struktur mitbringt, auf der anderen Seite aber auch trinkfreundlich ist. Möglich ist das durch eine besondere Zusammensetzung des Blends: 50 Prozent Sangiovese und 25 Prozent Cabernet Sauvignon (aus den Weinbergen von Villa Cerna) sowie 15 Prozent Merlot und 10 Prozent Petit Verdot aus den Cecchi-Besitzungen in der Maremma. Das Resultat: ein tief beerenfruchtiger Rotwein mit markanter Süßholzwürze, dazu Noten von Kaffee und Cassis. Er wird in Barriques und Tonneaux ausgebaut.  Dieser Supertuscan, der als einfacher Landwein (IGT) auf den Markt kommt, ist der Stolz der Familie: ein Wein von großer Struktur, aber auch großer Eleganz.

Preis: ca. 66 Euro

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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