Die Familie Mazzei, Besitzer des Weinguts Castello di Fonterutoli in Castellina im Chianti Classico, befindet sich in einer schweren Liquiditätskrise. Nach einem Bericht der römischen Tageszeitung La Repubblica haben sich die Verbindlichkeiten der Florentiner Weindynastie auf über 43 Millionen Euro akkumuliert. Das entspricht mehr als dem Vierfachen des jährlichen Umsatzes, den die Mazzei mit Wein und angegliederten Dienstleistungen machen. Einen Sanierungsplan, der den Verkauf umfangreicher Immoblienwerte in der Toskana vorsieht, wurde von den Gläubigerbanken abgelehnt. Größter Gläubiger ist die Cassa di Risparmio di Firenze.
Ausgelöst wurde die Liquiditätskrise durch umfangreiche Investitionen der Familie in den letzten 15 Jahren. So wurden seit Ende der 90er Jahre in der südlichen Maremma 110 Hektar Land gekauft und die Tenuta Belguardo gegründet. Wenig später expandierte die Familie nach Sizilien, wo sie das Weingut Zisola nahe der Stadt Noto mit 50 Hektar Land erwarb. Das meiste Geld verschlang jedoch die neue, hypermoderne Kellerei Fonterutoli im Herzen des Chianti classico, die allein 14 Millionen Euro gekostet haben soll.
Die Folgen der noch immer anhaltenden Wirtschaftskrise in Italien, die zu einem drastischen Rückgang des inländischen Weinkonsums und vor allem zu massiven Zahlungsverzögerungen durch die Gastronomie geführt hat, konnten die Mazzei trotz hoher Qualität ihrer Weine und hohen Exportanteils am Ende nicht mehr ausgleichen. Die Verluste, so zitiert La Repubblica einen mit den Finanzen vertrauten Banker, belaufen sich täglich auf den „Wert eines Appartements“.
Die Versuche, einen für die Banken akzeptablen Sanierungsplan aufzustellen, gehen weiter. Sie befinden sich aber laut der Tageszeitung „auf des Messers Schneide“.