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“Carlo” Wolf ist tot

Einer der bedeutendsten deutschsprachigen Weinhändler ist gestorben. Karl-Heinz Wolf, genannt Carlo, ist am letzten Freitag in Steinbach am Attersee einer schweren Krankheit erlegen. Er wurde 67 Jahre alt.

Wolf war Multiunternehmer im Bereich Gourmet Food und Wein. Aus Bad Honnef am Rhein stammend, hatte er 1978 den Rungis Express gegründet, über den die deutsche Top-Gastronomie erstmals mit frischer Gourmet-Ware aus Paris beliefert wurde. Parallel dazu baute er das Weinhandelsunternehmen Wein Wolf auf, dessen Ziel es war, französische Spitzenweine nach Deutschland zu importierten. Beide Unternehmen waren hoch erfolgreich und wurden von Wolf nach 10 bzw. 13 Jahren verkauft (Wein Wolf ist heute im Besitz von Hawesko).

Doch ohne Wein ging bei Wolf nichts. So gründete er 1990 Grand Cru Select, das sich, wie der Name schon sagt, auf internationale Spitzenweine fokussierte und zum wichtigsten Vertriebskanal für Champagne Pommery in Deutschland wurde. Die Marke hatte Wolf in engem Kontakt mit Pommery Reims zu neuer Blüte gebracht. Es folgten zahlreiche weitere Firmengründungen: WeinArt, LandArt, das Sterne-Restaurant Tanglberg, die Restrukturierung von Schluss Halbthurn im Burgenland, dessen Pinot Noir einst Schlagzeilen machte. Wolf hatte seinen Firmen- und Familiensitz Mitte der 1990er Jahre nach Österreich verlegt, wo er in dem ehemalig kaiserlichen Forsthaus am Attersee residierte.

Wolf hatte ein gutes Gespür dafür, wann er sich von seinen Firmen wieder trennen musste. Seine Anteile an Grand Cru Select und WeinArt Deutschland hatte er beizeiten verkauft. Beide Unternehmen gehören heute mehrheitlich zu Hawesko. Behalten hat Wolf lediglich den österreichischen Zweig der WeinArt, der seit einigen Jahren von seiner Tochter Katharina geführt wird. Das Sortiment liest sich wie ein Who is Who des Weins. Es umfasst nahezu alles, was international Rang und Namen hat, von den Top-Betrieben des Burgund und den Premiers Crus von Bordeaux über Spitzen-Spanier und Spitzen-Barolo bis zu FX Pichler, Knoll, Hirtzberger und Egon Müller – und das in beeindruckender Jahrgangstiefe.

Triebfeder der unternehmerischen Aktivitäten war immer Wolfs persönliche Lust am Genuss (und am Kochen), die er gerne und generös mit Gleichgesinnten auslebte. Er war der letzte Weinsammler im deutschsprachigen Raum, der noch regelmässig grosse Weinproben mit entsprechender kulinarischer Begleitung veranstaltete. Diese Veranstaltungen waren (und sind noch immer) legendär und zogen sich manchmal über ein ganzes Wochenende hin. Es kamen nur feinste Lebensmittel ohne die Verkünstelungen der Sterne-Küche (Wolf hasste jedes Chi-Chi) auf den Tisch. Bisweilen stand Wolf selbst am Herd. Weinkenner-Autor Jens Priewe war mehrmals dabei und hat über die grossen Degustationen von Château La Mission Haut-Brion, der Domaine Dujac sowie der Weine von Armand Rousseau (damals noch im Weinwisser) ausführlich berichtet. Mit “Carlo” Wolf ist ein grosser, meinungsstarker Weingourmet abgetreten.

 

 

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