Diverse spanische Medien berichten über einen vermeintlichen Betrug, der bis zu 50 Millionen Weinflaschen betreffen könnte. Mindestens seit 2017 sollen Weine mit gefälschten Garantiesiegeln in den Umlauf gelangt sein. Laut Presseberichten wurde einfacher Bulkwein als DOQ Priorat, DO Montsant und DO Terra Alta ausgewiesen und zu einem überhöhten Preis verkauft.
Dieser Vorwurf richtet sich gegen die in Katalonien ansässige Weingruppe Reserva de la Tierra. Bei einer Razzia am 8. Oktober in den Büros und Lagern des Unternehmens stellte die katalanische Polizei nach eigenen Angaben 3,2 Millionen gefälschte Etiketten bzw. Herkunftssiegel sicher und beschlagnahmte 750.000 Flaschen Wein. Gegen sieben Personen wurde bereits Anklage erhoben. Sie lautet unter anderem auf Verbraucherbetrug, irreführende Werbung und Urkundenfälschung.
Die Ermittlungen der Polizei begannen im Juli, nachdem die Kontrollräte der Anbaugebiete DOQ Priorat, DO Montsant und DO Terra Alta gemeinsam Anzeige erstatteten. Deren Inspektoren hatten Unregelmäßigkeiten bei den Garantiesiegeln auf den Rücketiketten festgestellt. Jene Siegel garantieren die geografische Herkunft eines Weins und die Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards bei dessen Erzeugung.
Konkret sollen 14 Weinmarken von Reserva de la Tierra betroffen sein (Stand 24.10.2021). Joan Arrufi, Präsident der DO Terra Alta, sagte dem Decanter-Magazin, man habe Weine mit falschen Garantiezertifikaten bis nach China und in die USA verfolgen können.
Woher die Bulkweine kamen, wisse man derzeit nicht, so ein Polizeisprecher in einem Statement am 21 Oktober. Auch über die genaue Höhe des angeblichen Millionenbetrugs ließen sich noch keine finalen Angaben machen. Die Ermittlungen dauern an.
Wie die regionale Zeitung Diari de Tarragona berichtet, erwägt die unter Verdacht stehende Weingruppe Reserva de la Tierra nun selbst gerichtliche Schritte. Gegen wen sich diese richten würden, bleibt allerdings unklar. Jedenfalls weist sie die Vorwürfe derzeit zurück: Man arbeite mit den Behörden zusammen und garantiere die Qualität aller hergestellten und vermarkteten Weine, so das Unternehmen in einer Stellungnahme.
Hingegen mussten vier Supermarktketten nach richterlicher Anweisung vom 21. Oktober die betroffenen Weinmarken bereits aus dem Sortiment entfernen. Laut einer Meldung von Diari de Tarragona vom selben Tag stehen bestimmte Weine bzw. Jahrgänge von folgenden Marken von Reserva de la Tierra unter konkretem Verdacht:
DOQ Priorat
- Heredad Mestral
- Heredad Mestral Ciervo
- Vega Escal
- Clos Roja
- Viña Carles
- Slates of Bonmont
DO Montsant
- Heredad Centum
- Carles Heredad
DO Terra Alta
- Vesprals: Gran Reserva + Reserva + Crianza
- Armónico: Selección + Gran Selección
- Gráfico: Selección + Gran Selección
- Heredad Cheroga
- Cheroga
- Escal Roja Gran Reserva