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Bruno Giacosa gestorben

Der berühmte Barolo- und Barbaresco-Produzent Bruno Giacosa ist in der Nacht von Sonntag auf Montag in einem Krankenhaus in Alba verstorben. Er wurde 88 Jahre alt. Seine Weine haben das Piemont in den letzten 40 Jahren maßgeblich geprägt. Insbesondere seine Riserve vom Barolo Le Rocche del Falletto und von seinem Barbaresco Asili waren und sind auch heute noch eine Meßlatte für höchste Qualität. Um seine Person hat Giacosa nie großes Aufheben gemacht. Er galt als „Traditionalist“, weil er zum Ausbau seiner Weine nie Barriques verwendete. Tatsächlich war er für Neuerungen stets offen. So benutzte er für die großen Fässer, in denen seine Weine reifen, französische Eiche statt der traditionellen slawonischen Eiche. Er führte schon früh die Temperaturkontrolle ein und verkürzte traditionell oft viel zu lange die Maischegärung auf maximal drei Wochen.

Das Piemont hat Giacosa selten verlassen. Werbung für seine Weine zu machen, war sein Geschäft nie. Er lebte zwischen Weinberg und – mehr noch – seinem Keller. Nur wenige seiner Kollegen besaßen ein so tiefes Verständnis für Landschaft und ein so untrügliches Wissen um die guten und die großen Lagen wie er.

Giacosa begann in den 1960er Jahren als „Mediator“ – als Traubenaufkäufer. Eigene Weinberge besaß er nicht. Erst Ende der 1980er Jahre, als die Traubenpreise in den Langhe (wie die Hügelgegend um Alba heißt) die Höhe schnellten, begann er in Rebland zu investieren. In Barbaresco ist er heute in den beiden Spitzenlagen Asili und Rabaja begütert, in Barolo in der Spitzenlage Falletto di Serralunga sowie in Croera in La Morra. Diese Erzeuger-Abfüllungen werden unter der Bezeichnung „Azienda Agricola Falletto“ di Bruno Giacosa angeboten. Daneben kauft die Familie nach wie vor Trauben zu, deren Weine dann unter der Bezeichnung „Casa Vinicola Bruno Giacosa“ auf den Markt kommen.

Seit einem schweren Schlaganfall im Jahre 2007 war Giacosa mobilitätseingeschränkt. Trotzdem fand man ihn fast jeden Tag im Keller, wo er seine Weine verkostete. Ohne sein Plazet ging auch in den späten Jahren kein Wein auf die Flasche. Bereits 2004 hatte er den Betrieb an seine Tochter Bruna übergeben, die die Produktion (zusammen mit dem langjährigen Önologen Dante Scaglione) überwachte und sich um die Vermarktung kümmerte. Sie wird jetzt den Betrieb weiterführen.

Bis heute ist die Nachfrage nach Giacosa-Weinen so groß, dass die Top-Gewächse nicht verkauft, sondern zugeteilt werden. Deutsche Direktimporteure sind www.consigliovini.com und www.bremerwein.de.

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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