Brunello 2008: viel Trinkeleganz, aber auch viel herbe Enttäuschung

Weinberge in Montalcino
Weinberge in Montalcino
Seit Anfang des Jahres sind die 2008er Brunello im Verkauf. Keine fettleibigen Schwergewichte wie 2007, keine muskelbepackten Athleten wie 2006, sondern schlanke, fruchtige Weine – zumindest die besseren. Allerdings hat es selten so viele banale, gar missratene Brunello gegeben wie in 2008. Weinkenner.de nennt Ross und Reiter.

Nach dem „Bru­nel­lo­po­li“ im Jah­re 2007 und dem Ein­bruch des Mark­tes in den fol­gen­den Jah­ren hat sich die Lage in Mon­tal­ci­no inzwi­schen wie­der nor­ma­li­siert. Die Nach­fra­ge nach Bru­nel­lo hat ange­zo­gen. Mon­tal­ci­no ist wie­der die Spitzen-Appellation für Sangiovese-Weine in der Toskana.

Ruhe ist frei­lich nicht ein­ge­kehrt. Die Debat­te um die Fra­ge, ob der Bru­nel­lo ganz oder nur teil­wei­se aus Sangiovese-Trauben gewon­nen wer­den soll, wirkt nach. Zwar ist unter dem neu­en Konsortiums-Präsidenten Fabri­zio Bin­doc­ci (Il Pog­gio­ne) klar ent­schie­den wor­den, dass in einem Bru­nel­lo San­gio­ve­se und nichts als San­gio­ve­se sein soll. Doch glück­lich sind die meis­ten gro­ßen und eini­ge klei­ne Wein­gü­ter nicht über die Entscheidung.

Die Krise in Italien schlägt voll durch

Der Anschlag auf das Wein­gut Case Bas­se Ende letz­ten Jah­res hat Mon­tal­ci­no aber­mals in die Schlag­zei­len gebracht. Vor gut zwei Wochen hat dann der Tod von Fran­co Bion­di San­ti die Men­schen erschüt­tert. Am schlimms­ten aber lei­det das klei­ne, mit­tel­al­ter­li­che Städt­chen der­zeit unter der Wirt­schafts­kri­se des Lan­des. Die teil­wei­se dras­ti­schen Erhö­hun­gen von Steu­ern und Abga­ben sowie die immer wei­ter aus­ufern­de Büro­kra­tie läh­men den Kon­sum in ganz Ita­li­en. Der inlän­di­sche Markt für Wein ist regel­recht ein­ge­bro­chen, ins­be­son­de­re für den hoch­prei­si­gen Wein. Vor allem die klei­nen Erzeu­ger, die nur auf dem natio­na­len Markt agie­ren, haben Grund zur Klage.

Aller­dings war­ten vie­le der klei­nen Erzeu­ger auch mit höchst bie­de­ren, um nicht zu sagen bana­len Qua­li­tä­ten auf. Eini­ge Bru­nel­lo sind eines DOCG-Status gar unwür­dig. Das zeigt der Jahr­gang 2008 überdeutlich.

Höchstens 3 von 5 Sternen wert

Künstler-Kachel am Palazzo Civico
Künstler-Kachel am Palaz­zo Civico

2008 war ein küh­les Jahr. Es wur­de von den ört­li­chen Fach­leu­ten mit **** von maxi­mal ***** Ster­nen bewer­tet, wie eine ent­spre­chen­de Künstler-Kachel am Uhren­turm des Palaz­zo Civico im Zen­trum Mon­tal­ci­nos aus­weist. Doch ist der Jahr­gang aus heu­ti­ger Sicht höchs­tens *** Ster­ne wert.

Anhal­ten­de Regen­fäl­le im Som­mer haben zu einer spä­ten Trau­ben­fär­bung und in der Fol­ge zu einer Ver­zö­ge­rung der Rei­fe­pha­se geführt. Der küh­le Sep­tem­ber ver­hin­der­te dann, dass die Wein­ber­ge den Rück­stand auf­ho­len konn­ten – vor allem in den nord­öst­li­chen Tei­len des Anbau­ge­biets (die in den hei­ßen Jah­ren wie 2007 sonst im Vor­teil sind). Die Wei­ne aus die­sen Berei­chen sind mager, dünn und nicht sel­ten grün im Tannin.

Viele Brunello sind bessere Rosso di Montalcino

Von den 91 Bru­nel­lo, die ich ver­kos­ten konn­te, waren knapp ein Vier­tel bes­se­re Rosso di Mon­tal­ci­no – also letzt­lich das Geld nicht wert, das sie kos­ten. Win­zer mit guten Lagen und sol­che, die mit den Wid­rig­kei­ten des Jahr­gangs umzu­ge­hen wuss­ten, haben dage­gen sehr gute, teil­wei­se groß­ar­ti­ge Bru­nel­lo auf die Fla­sche gebracht. Sie sind weni­ger fett als die 2007er, weni­ger mus­ku­lös und weni­ger kom­plex als die 2006er, dafür schlan­ker und mode­ra­ter im Alkohol.

Montalcino
Mon­tal­ci­no

Vor allem zei­gen sie eine Tugend der Sangiovese-Weine, die schon fast in Ver­ges­sen­heit gera­ten ist ange­sichts der zahl­rei­chen war­men Jah­re und der Ten­denz, mög­lichst schwe­re, voll­rei­fe Wei­ne zu pro­du­zie­ren: die schö­ne, herz­haf­te Frucht. Schon lan­ge nicht mehr habe ich so ele­gan­te, geschliffen-fruchtige Wei­ne getrun­ken wie in 2008. Die meis­ten wer­den wohl nicht das „ewi­ge Leben“ haben. Aber kommt es dar­auf an? Sie sind in den nächs­ten drei bis zehn Jah­ren mit gro­ßen Genuss zu trin­ken, teil­wei­se auch jetzt schon.

Im Fol­gen­den mei­ne Ein­drü­cke von den Wei­nen die­ses Jahr­gangs, die ich am 23./24. Febru­ar 2013 in Mon­tal­ci­no ver­kos­tet habe. Außer Bion­di San­ti, Cer­baio­na, Val­di­ca­va waren alle wich­ti­gen Bru­nel­lo dabei. In drei Wochen kommt Anto­nio Gal­lo­ni, der Italien-Koster von Robert Par­ker, mit sei­nen Bewer­tun­gen her­aus. Ich bin gespannt – und mit mir alle Brunello-Liebhaber.

 


2008 Brunello di Montalcino: 94 bis 91 Punkte


Bru­nel­lo di MontalcinoSal­vio­niMus­ku­lö­ser, kraft­vol­ler Bru­nel­lo, in der Nase noch streng und leicht ani­ma­lisch, am Gau­men tan­nin­be­tont, erdig, noch etwas wider­spens­tig, aber viel­schich­tig, aro­m­en­tief und mit rie­si­gem Poten­zi­al aus­ge­stat­tet: über­ra­schend, was Giu­lio Sal­vio­ni aus die­sem Jahr­gang her­aus­ge­kit­zelt hat!94
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „Helich­ry­sum“San Pol­li­noHöchst ambi­tiö­ser, kon­zen­trier­ter Bru­nel­lo, hoch­rei­fe Bee­re, ins Kon­fi­tü­ren­haf­te gehen­de Frucht, leich­te Lack­no­ten, impo­nie­ren­de Fül­le: rie­si­ger, aller­dings auch anstren­gen­der, weil vor Fül­le schier bers­ten­der Wein.94
Bru­nel­lo di MontacinoUccel­lie­raUnheim­lich tie­fer, rei­cher Bru­nel­lo mit tau­send Facet­ten von Kaf­fee über Teer bis Bee­ren­cock­tail, mäch­tig, druck­voll, aus­la­dend, dadurch nicht ganz so straff wie gewohnt: trotz­dem, ein beein­dru­cken­der Wein der tra­di­tio­nel­len Stilrichtung.93
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „Vigne Vecchie“Le Rag­naieEssen­ti­el­ler, per­fekt aus­ba­lan­cier­ter, dabei aufs Wesent­li­che fokus­sier­ter Bru­nel­lo: Kom­ple­xi­tät, Tie­fe und extrem fei­nes Tan­nin. Noch unnah­bar, aber mit rie­si­gem Poten­zi­al. Hohe Ele­ganz. Nur 3000 Flaschen.93
Bru­nel­lo di MontalcinoSiro Pacen­tiBlau­ro­te Far­be, sehr straff gewirkt mit fein zise­lier­ter Frucht, Zwetsch­gen und Johan­nis­bee­ren im Bou­quet, im Hin­ter­grund edle Röst­aro­men: Exzel­len­ter, mit siche­rer Hand und viel Fin­ger­spit­zen­ge­fühl erzeug­ter Bru­nel­lo, gut aus­ba­lan­ciert, trotz sei­ner Fül­le unan­stren­gend und fein zu trinken.93
Bru­nel­lo di MontalcinoTalen­tiÜppi­ger, aber auch viel­schich­ti­ger Bru­nel­lo, kon­zen­triert, weich, schmelzig mit tie­fem Preiselbeer-/Lakritzaroma und süßer, rei­fer Bee­re: begeis­ternd und einer der Jahrgangsbesten.93
Bru­nel­lo di MontalcinoSan Pol­li­noGut struk­tu­rier­ter und prä­zi­se gear­bei­te­ter Bru­nel­lo eines klei­nen, bio­dy­na­mi­schen Gutes, das noch wenig bekannt ist: geschlif­fe­ne Frucht, fei­ne Wür­ze, gro­ßer Span­nungs­bo­gen – höchst respek­ta­bler Wein. Über­ra­schung des Jahres!93
Bru­nel­lo di MontacinoLa FugaNur mitt­le­re Struk­tur, aber geschlif­fen mit fei­nem Bou­quet von Iris- und Johan­nis­bee­ren, ein Hauch von Leder­po­li­tur: ein Bru­nel­lo aus dem Haus der „abtrün­ni­gen“ Folonari-Erben, nicht fürs ewi­ge Leben geschaf­fen, aber in den nächs­ten 5 bis 10 Jah­ren mit gro­ßem Genuss trinkbar.92
Bru­nel­lo di Monta­ci­no „Vigna Pog­gio Ronconi“Citil­le di SopraMus­ku­lö­ser, zupa­cken­der Wein mit tol­ler Struk­tur, klar geglie­dert, fein nuan­ciert und genau auf den Punkt gebracht.92
Bru­nel­lo di MontacinoFan­tiGeschlif­fe­ner Wein mit viel Preis­sel­bee­re, Teer, Tabak, gut ver­schmol­ze­nes Tan­nin, dis­zi­pli­nier­te Fül­le, nicht erschla­gend, griffig.92
Bru­nel­lo di MontalcinoLa Fio­ri­taSehr duf­ti­ger, aus­drucks­vol­ler Wein, schwar­ze Johan­nis­bee­re und Brom­bee­re, gut ver­schmol­ze­nes Tan­nin, schon jetzt mit Genuß zu trin­ken, mit Sicher­heit aber in 5 Jah­ren auch.92
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „Madon­na del­le Grazie“Il Mar­ro­n­e­toNoch unnah­bar und wenig Charme ver­strö­mend, flei­schig, streng, viel schwar­zer Pfef­fer: seh­ni­ger Bru­nel­lo mit kräf­ti­ger Tann­in­struk­tur, ver­mut­lich ein Spät­ent­wick­ler, der aber zu guten Hoff­nun­gen Anlass gibt.92
Bru­nel­lo di MontalcinoCor­te PavoneKräf­ti­ger, zupa­cken­der Wein, im Bou­quet viel Brom­beer und Teer, am Gau­men eher pri­mär­fruch­tig, beacht­li­ches Tan­nin­rück­grat, mitt­le­re Länge.92
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „Vigna di Pianrosso“Ciac­ci PiccolominiGeord­ne­ter, flei­schi­ger Wein mit fein zise­lier­ter Frucht, klar kon­tu­rier­tem Bou­quet, kräf­ti­gem, per­fekt ver­schmol­ze­nem Tan­nin, für den Jahr­gang recht gut struk­tu­riert: mit Genuss antrink­bar, aber auch mit genü­gend Ent­wick­lungs­po­ten­zi­al für fünf bis 10 Jahre.92
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „Tenu­ta Nuova“Casa­no­va di NeriEle­gan­ter, zupa­cken­der Bru­nel­lo mit aus­druck­vol­ler Frucht, edlem Neu­holz­ton, viel­schich­tig, aro­m­en­tief, nach­hal­tig, obwohl nicht über­mä­ßig kom­plex: trotz­dem schon rela­tiv früh zugänglich.92
Bru­nel­lo di MontacinoFor­naci­naBes­tens fun­dier­ter, tra­di­tio­nel­ler Bru­nel­lo mit viel Sub­stanz, rei­cher Frucht, fei­nen Würz­no­ten: erfreu­li­cher, sehr gut gelun­ge­ner Wein.91
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „Vigna Loreto“Mastro­jan­niWuch­ti­ger, opu­len­ter Bru­nel­lo aus der bes­ten Lage von Fran­ces­co lllys Wein­gut, viel­schich­tig, sau­ber, aus­drucks­voll, viel Extrakt­sü­ße: hohes Ele­ganz­po­ten­zi­al, aber ver­mut­lich kein Langläufer.91
Bru­nel­lo di MontalcinoSan PoloSehr straf­fer, ath­le­ti­scher Wein, mit sau­be­rer, kla­rer Frucht, zar­ter Wür­ze und bal­sa­mi­schen Noten ein­schließ­lich dis­kre­ter Röst­aro­men, schö­ne Tex­tur: schon gut ent­wi­ckel­ter, moder­ner Bru­nel­lo, beachtlich.91
Bru­nel­lo di MontalcinoSola­riaRei­cher, kom­ple­xer Bru­nel­lo mit viel fei­nem, gesun­dem Tan­nin, prä­zi­se gear­bei­tet, sau­ber, span­nungs­reich: der bes­te Wein von Patri­zia Cen­cio­ni seit Langem.91
Bru­nel­lo di MontacinoLe PotazzineTie­fes Veilchen-/Beerenbouquet, ele­gan­tes Tan­nin, druck­voll am Gau­men: sehr fei­ner, hoch­klas­si­ger Bru­nel­lo, schon lan­ge nicht mehr so gut getrun­ken von die­sem Erzeuger.91
Bru­nel­lo di MontacinoCana­lic­chio di SopraVer­schlos­se­ner, doch spür­bar fei­ner Wein mit her­vor­ra­gen­der Sub­stanz, bril­lan­ter Frucht, viel­schich­tig im Inne­ren, dabei flei­schig und kraftvoll.91
Bru­nel­lo di MontacinoFer­re­roFei­nes Bou­quet von Ama­rena­kri­sche, Kräu­ter­wür­ze, Tabak, gut inte­grier­tes Tan­nin, viel­schich­tig, klar geglie­dert, obwohl nur von mitt­le­rer Strut­kur: klei­nes Wein­gut nahe Ban­fi, doch sti­lis­tisch ganz anders als der gro­ße Nachbar.91

 

2008 Brunello di Montalcino: 90 bis 88 Punkte


Bru­nel­lo di MontalcinoQuercec­chioFarb­lich schon ins Oran­ge­ne ten­die­ren­der Wein, in der Nase und auf der Zun­ge jedoch noch frisch, Prei­sel­bee­ren, Kon­fi­tü­re­no­ten, pro­ven­ça­li­sche Gewür­ze, Röst­aro­men: schon gut ent­wi­ckel­ter Bru­nel­lo, jetzt und in den nächs­ten drei Jah­ren gut zu trinken.90
Bru­nel­lo di Monta­ci­no „Pog­gio alle Mura“Ban­fiÜppi­ger, fast schon opu­len­ter Wein mit rei­chem Innen­le­ben, kraft­vol­lem Tan­nin und – wie vom ame­ri­ka­ni­schen Wein­trin­ker gewünscht – star­ken Röst­no­ten, etwas grob­ma­schig und schon über­ra­schend weit entwickelt.90
Bru­nel­lo di MontacinoCas­tel­lo RomitorioAus dem Wein­gut des Künst­lers Ghia kommt ein rela­tiv leich­ter, säu­re­be­ton­ter Bru­nel­lo, sehr sau­ber in der Frucht mit animalisch-strengen Noten im Hin­ter­grund: sicher kein gro­ßer, aber ein höchst respek­ta­bler, fei­ner Wein mit Zukunft.90
Bru­nel­lo di MontacinoCitil­le di SopraNoch sehr ver­schlos­se­ner, zurück­hal­ten­der Wein, kraft­voll am Gau­men, kom­pakt auf der Zun­ge, exzel­len­te Tann­in­struk­tur, im Inne­ren etwas undif­fe­ren­ziert und spannungslos.90
Bru­nel­lo di Monta­ci­no „Pro­get­to Prime Donne“Donatel­la Cinel­li ColombiniEin Selek­ti­ons­wein, bei dem aus­schließ­lich Frau­en die bes­ten Fäs­ser aus­ge­sucht haben: kräf­ti­ger Kör­per, wei­ches Tan­nin, schmelzig-süße Frucht, ange­deu­te­te Tie­fe – erfreulich.90
Bru­nel­lo di MontalcinoIl Pog­gio­neKräf­ti­ger, sehr kom­pak­ter Wein, noch ver­schlos­sen und unspek­ta­ku­lär, Bee­ren­frucht und Teer ange­deu­tet, aber Tann­in­struk­tur deut­lich spür­bar: tra­di­tio­nell sehr zuver­läs­si­ger Bru­nel­lo mit Potenzial.90
Bru­nel­lo di MontalcinoLa Ger­laGut fun­dier­ter, mit siche­re­rer Hand gemach­ter Wein, hat Frucht, Wür­ze und Tie­fe, es fehlt aller­dings der letz­te Kick, Neu­holz außer­dem störend.90
Bru­nel­lo di MontalcinoLam­bar­diViel­schich­tig, kom­plex, herz­haft fruch­tig, noch etwas wild und unge­stüm, dabei aber kraft­voll: bes­ter Wein die­ses Gutes in den letz­ten Jahren.90
Bru­nel­lo di MontalcinoLe Chi­useFein zise­lier­ter, aro­m­en­tie­fer Wein, frucht­be­tont mit leich­tem Neu­holz­ton, dabei durch­aus zupa­ckend: erfreu­li­cher Wein von mitt­le­rer Struktur.90
Bru­nel­lo di MontalcinoMoca­liGut gebau­ter, saf­ti­ger Bru­nel­lo, aro­m­en­tief, nach­hal­tig, aus­drucks­stark, mit Grip – sehr erfreu­li­cher und weit über­durch­schnitt­li­cher Wein.90
Bru­nel­lo di MontalcinoPog­gio di SottoRei­fes, an süs­se Gelee­frucht erin­nern­des Bou­quet mit Würz­kräu­tern wie Estra­gon und Lor­beer, am Gau­men hoch­rei­fe, fast süße Frucht mit tro­cke­nem, etwas pel­zi­gem Tan­nin, sehr hel­le Far­be: exo­ti­scher Brunello.90
Bru­nel­lo di MontacinoAgo­s­ti­na PieriHell­far­be­ner, nicht über­mä­ßig struk­tu­rier­ter Bru­nel­lo, aber wun­der­bar duf­tig mit fei­nen Kirsch- und Kräu­ter­no­ten, guter Tex­tur, wie immer kräf­tig im Alko­hol, noch etwas neuholzlastig.90
Bru­nel­lo di MontacinoArgi­a­noAro­m­en­tie­fer, durch­aus druck­vol­ler Bru­nel­lo mit dif­fe­ren­zier­ter Frucht, grif­fi­gem Tan­nin und „Neu­holz­tur­bo“: für einen in gro­ßer Men­ge erzeug­ten Wein beachtlich!90
Bru­nel­lo di MontacinoBar­biKraft­vol­ler, mus­ku­lö­ser Wein mit Tief­gang, wie immer viel rau­es, unge­schlif­fe­nes Tan­nin, wild, ja etwas stör­risch: ein herr­lich rus­ti­ka­ler, grund­so­li­der Wein der tra­di­tio­nel­len Machart.90
Bru­nel­lo di MontacinoCam­po­gio­van­niKein mit­rei­ßen­der, aber immer höchst zuver­läs­si­ger Bru­nel­lo mit schö­nem Span­nungs­bo­gen: erdi­ge Ter­ro­irn­o­ten, süße, gleich­zei­tig aber fri­sche Bee­ren­frucht, mode­ra­te Säu­re – gelun­ge­ner Wein.90
Bru­nel­lo di MontacinoCasis­a­no di ColombaioStren­ger, noch unnah­ba­rer Bru­nel­lo mit viel Eisen, viel Mine­ra­lik, wenig Frucht, einem zwar rau­en, aber kraft­vol­len Tan­nin und kraft­vol­lem Kör­per: inter­es­san­ter, neu­gie­rig machen­der Wein, der zu eini­gen Hoff­nun­gen Anlass gibt.90
Bru­nel­lo di MontacinoCas­tig­li­on del BoscoSo luxu­ri­ös wie das Resort, das um die­ses Wein­gut her­um errich­tet wur­de, ist der Bru­nel­lo nicht, aber erfreu­lich ist er den­noch: viel Prei­sel­beer und Lakritz in der Nase, fein­kör­ni­ges Tan­nin, viel Frucht, aber auch viel Neu­holz. Gutes Potenzial.90
Bru­nel­lo di MontalcinoFuli­g­niBru­nel­lo von der Nord­ost­flan­ke Mon­tal­ci­nos, wie immer von etwas leich­te­rer Struk­tur, dafür fein, dies­mal fast fili­gran im Inne­ren, im Bou­quet streng, ani­ma­lisch: der­zeit noch brav wir­kend, doch viel­leicht ein „slee­per of the vintage“?90
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „For­nace“Le Rag­naieSehr fei­ner, aus­drucks­vol­ler Lagen-Brunello mit Tie­fe, Tem­pe­ra­ment und rei­chem Innen­le­ben, höchst erfreu­lich, lei­der nur 1700 Flaschen.90
Bru­nel­lo di MontalcinoLisi­niEher leich­ter, aber sehr sau­be­rer und aus­ge­wo­ge­ner Bru­nel­lo, hat sicher nicht das ewi­ge Leben, ist aber in den nächs­ten fünf Jah­ren genuss­voll zu trinken.90
Bru­nel­lo di Mon­tal­ci­no „Alte­ro“Pog­gio AnticoFein­glied­rig, ele­gant, fei­nes Preiselbeer- und Wacholder-Bouquet, am Gau­men mäßig druck­voll, geschlif­fe­nes Tan­nin, aber kur­zer Spannungsbogen.90
Bru­nel­lo di MontalcinoCiac­ci PiccolominiFarb­lich rela­tiv trans­pa­rent, tie­fes Bou­quet von Veil­chen und dunk­len Bee­ren, sau­be­re Frucht, gut fun­diert: für den Basis-Brunello respektabel.90
Bru­nel­lo di MontalcinoCasa­no­va di NeriSchnör­kel­lo­ser, unkom­pli­ziert zu trin­ken­der Bru­nel­lo, sau­ber gear­bei­tet, schö­ne Tex­tur, glat­te Län­ge: attrak­ti­ver Wein von mode­ra­ter Struktur.90
Bru­nel­lo di MontalcinoPian del­le VigneWeit aus­la­den­der Wein mit rei­cher und sehr rei­fer Frucht, durch­aus Tie­fe und kräf­ti­ger Struk­tur, aber prak­tisch schon voll entwickelt.89
Bru­nel­lo di MontalcinoQuer­ce BettinaHell­far­big, duft­in­ten­siv mit Noten von Him­beer­drops und Gum­mi, pri­mär­fruch­tig und wür­zig am Gau­men, sehr sau­ber und klar, sta­bi­les Tan­nin­rück­grat, jetzt und in den nächs­ten Jah­ren schön zu trin­ken, unver­wech­sel­bar, aller­dings nicht sehr hintergründig.89
Bru­nel­lo di MontacinoSil­vio NardiBasis-Brunello aus dem rie­si­gen Reben­be­sitz der Fami­lie Nar­di: wie immer sehr sau­ber, prä­zi­se und schon gut antrink­bar, aber ein­fach strukturiert.89
Bru­nel­lo di MontacinoColl­elce­toBrom­beer­fruch­tig mit pikan­ter Wür­ze von Lor­beer, Lakritz und Pini­en­holz, Andeu­tung von Tie­fe, aller­dings etwas locker gewo­ben und mit lak­ti­schen Noten im Bouquet.89
Bru­nel­lo di MontacinoFattoiUrwüch­si­ger, völ­lig unge­küns­tel­ter Bru­nel­lo, vie­le Ecken und noch mehr Kan­ten, kräf­ti­ge Struk­tur: nicht fein, aber sehr ehrlich.89
Bru­nel­lo di MontalcinoLa Pode­ri­naGut fun­dier­ter, sehr sau­be­rer Wein, straff, glatt und durch­aus fein, der gro­ße Atem fehlt allerdings.89
Bru­nel­lo di MontalcinoLa Toga­taLeicht ver­ständ­li­cher, weil ein­fach struk­tu­rier­ter Wein, nur kur­zer Span­nungs­bo­gen, den­noch nicht ohne Aus­druck und schon jetzt mit Genuss antrinkbar.89
Bru­nel­lo di MontalcinoCaril­lonSchlan­ker, seh­ni­ger Wein mit fei­nem Tan­nin und stren­ger Frucht, mode­ra­te Fül­le, schon jetzt mit Genuss zu trinken.89
Bru­nel­lo di MontalcinoLe Rag­naieSaf­ti­ger und gleich­zei­tig viel­schich­ti­ger Wein, klar geglie­dert, betö­ren­de Sangiovese-Frucht, etwas zu klein dimen­sio­niert, aber den­noch eine her­vor­ra­gen­de Einstiegsqualität.89
Bru­nel­lo di MontalcinoSes­tiAttrak­ti­ve, fri­sche Nase, Brom­beer, Johan­nis­beer, Lor­beer, Lakritz, druck­voll am Gau­men, sta­bi­les Tan­nin­rück­grat, etwas undif­fe­ren­ziert im Inneren.89
Bru­nel­lo di MontalcinoVal di SugaSau­be­re, aus­drucks­vol­le Frucht, schö­ne Wür­ze, fei­ne Röst­aro­men, mitt­le­re Tann­in­struk­tur: ange­sichts des mode­ra­ten Prei­ses und der 130.000 Fla­schen, in denen die­ser Wein auf den Markt kommt, höchst respaktabel.89
Bru­nel­lo di MontacinoDonatel­la Cinel­li ColombiniStreng, flei­schig, rus­ti­kal mit viel unge­ho­bel­tem Tan­nin: wird nie ein ele­gan­ter Wein, besitzt aber gute Sub­stanz und Charakter.89
Bru­nel­lo di MontalcinoIl Mar­ro­n­e­toKlei­ner Bru­nel­lo, sau­ber im Aus­druck und rela­tiv grad­li­nig, ins­ge­samt eher ele­gant als kom­pakt, schon früh antrinkbar.89
Bru­nel­lo di MontalcinoLa For­naceGuter, noch etwas ver­schlos­se­ner Wein, hat Sub­stanz und Kraft, es fehlt nur der letz­te Schliff.89
Bru­nel­lo di MontacinoCol d’OrciaNoch ver­hal­ten im Bou­quet mit Frucht, Wür­ze und Lakritz im Hin­ter­grund, am Gau­men weich mit gut ver­schmol­ze­nem Tan­nin, ins­ge­samt aber wenig Grip: sau­be­rer, aber rela­ti­ver ein­fa­cher Bru­nel­lo von unspek­ta­ku­lä­rer Standardqualität.88
Bru­nel­lo di MontacinoCol­le­mat­to­niBau­ern­bru­nel­lo, urwüsch­sig, grob­ma­schig, aber mit aus­drucks­vol­ler, rei­fer Frucht und spür­ba­rer Säure.88
Bru­nel­lo di MontalcinoLa For­tu­naKräf­tig, reich, fast opu­lent, dabei aber unge­ho­belt, braucht sicher­lich Zeit, wird aber nie ele­gan­ter Wein.88
Bru­nel­lo di MontalcinoMastro­jan­niRei­cher, üppi­ger Wein mit rei­fer, süßer Bee­re und gut ver­schmol­ze­nem Tan­nin, aller­dings schon über­ra­schend weit ent­wi­ckelt und mit oran­ge­nem Rand im Glas: trinken.88
Bru­nel­lo di MontalcinoRenie­riStren­ger, urwüch­si­ger Wein, gut struk­tu­riert, aber grob im Tan­nin: sehr rustikal.88
Bru­nel­lo di MontacinoVas­co SassettiOrdent­li­cher, aber etwas vor­der­grün­di­ger Wein, sau­ber, aber ein­fach gewirkt und schon jetzt fast trinkreif88
Bru­nel­lo di Monta­ci­no „Pie­tra­ne­ra“Frig­gia­liSoli­der, aber unspek­ta­ku­lä­rer Bru­nel­lo vom Vul­kan­ge­stein an der Süd­flan­ke Mon­tal­ci­nos, sau­be­re Frucht, mäßi­ge Tie­fe, nicht unbe­dingt mitreißend.88
Bru­nel­lo di MontacinoBan­fiMit über einer hal­ben Mil­li­on Fla­schen der „Rekord­meis­ter“ unter den Bru­nel­los: tech­nisch okay und durch­aus mit Genuss zu trin­ken, aber ohne den „hei­ßen Atem“ eines gro­ßen Brunellos.88
Bru­nel­lo di MontacinoCapar­zoPrä­zis gear­bei­te­ter, würzig-beerenfruchtiger Wein nicht ohne Tie­fe, sau­be­re Frucht, mitt­le­re Struk­tur, ins­ge­samt jedoch eher ein­fa­chen Zuschnitts und ohne gro­ße Zukunft.88
Bru­nel­lo di MontalcinoPog­gio AnticoJahrgangs- und lagen­be­dingt ein recht struk­tur­ar­mer, für einen Bru­nel­lo wenig kom­ple­xer Wein, trink­freund­lich und mit durch­aus ele­gan­ten Tex­tu­ren, aber eben ein wenig karg.88

 

2008 Brunello di Montalcino: 87 bis 82 Punkte


Bru­nel­lo di Monta­ci­no „Ugol­for­te“San Gior­gioSchwie­ri­ger, nicht aus­ba­lan­cier­ter Wein mit Likör­no­ten, sehr rei­fer, viel­leicht sogar über­rei­fer Bee­re und flüch­ti­ger Säu­re: woll­te bes­ser sein, als die Natur ermöglicht.87
Bru­nel­lo di MontacinoVer­be­naGefäl­li­ger Wein mit auf­fäl­lig lau­tem Bou­quet, Veil­chen und schwar­ze Johan­nis­bee­ren, etwas ein­di­men­sio­nal, auch unge­ord­net, Lack­no­ten in der Nase.87
Bru­nel­lo di MontacinoVil­la Le PrataBemüh­ter und dadurch ange­strengt wir­ken­der Wein, der zwar trink­freund­lich, aber wenig dif­fe­ren­ziert ist und am Ende nicht überzeugt.87
Bru­nel­lo di MontacinoCasa­no­va del­le CerbaieBra­ver Bru­nel­lo mitt­le­rer Struk­tur, ange­deu­te­te Frucht, spür­ba­re Säu­re, lau­es Tan­nin: ins­ge­samt wenig Schliff und nur sehr begrenz­tes Reifepotenzial.87
Bru­nel­lo di MontalcinoCana­lic­chioEtwas tem­pe­ra­ment­lo­ser, ein­fa­cher Wein, ohne Feh­ler, aber auch ohne gro­ßen Span­nungs­bo­gen, am Rand schon etwas aufgehellt.87
Bru­nel­lo di MontacinoFrig­gia­liEin­fach struk­tu­rier­ter, beschei­de­ner Wein, der die Basis des Friggiali-Sortiments bil­det und immer rela­tiv preis­wert ange­bo­ten wird: jetzt und in den nächs­ten Jah­ren gut zu trinken.87
Bru­nel­lo di MontacinoVil­la a TolliBra­ver, bie­de­rer Wein ohne Fehl und Tadel, wenig Höhe­punk­te, plump.86
Bru­nel­lo di MontacinoBar­to­li Giu­s­ti „Tenu­ta Communali“Ver­spiel­ter, auf den ers­ten Schluck sehr gefäl­li­ger, beim zwei­ten jedoch harm­lo­ser Wein, der kei­nen Tief­gang besitzt und an der Ober­flä­che bleibt: zu wenig für einen Brunello.86
Bru­nel­lo di MontacinoCold­i­so­leDeli­kat, aber ein­fach, kurz und ohne jede Tie­fe: mehr Rosso di Mon­tal­ci­no als Bru­nel­lo di Montalcino.86
Bru­nel­lo di MontalcinoSes­ta di SopraSehr tra­di­tio­nel­ler, nach Leder und Würz­kräu­tern duf­ten­der Bru­nel­lo, gute Struk­tur, aber unge­ord­net mit wenig Konturen.86
Bru­nel­lo di MontacinoCapan­naAnge­nehm fruch­ti­ger, schön zu trin­ken­der Wein mit viel Frucht, wenig Wür­ze, kaum Tie­fe und einem Tan­nin, das neben dem Wein steht: als Bru­nel­lo eher harm­los, ein bes­se­rer Rosso di Montalcino.86
Bru­nel­lo di MontacinoCan­ne­taBru­nel­lo von moder­ner Struk­tur, sau­be­re Frucht, aber mäßi­ge Sub­stanz, die durch viel Neu­holz kaschiert wird: letzt­lich ein plum­per, nicht durch­ge­ar­bei­te­ter Wein, zwiespältig.85
Bru­nel­lo di MontalcinoGian­ni Bru­nel­li – Le Chi­use di SottoWild, unge­stüm, unge­ord­net, schon fort­ge­schrit­te­ne Rei­fe, wenig Ambi­ti­on spürbar.85
Bru­nel­lo di MontalcinoPian­cor­nel­loDif­fu­ser Wein mit Joghurt­no­ten im Bou­quet, säuerlich-süßer Frucht und mode­ra­tem Tan­nin, ins­ge­samt etwas ange­strengt wirkend.85
Bru­nel­lo di MontalcinoPie­tro­soLieb­lo­ser, tra­di­tio­nel­ler Bru­nel­lo, gute Sub­stanz, aber nicht durch­ge­ar­bei­tet, es fehlt jeg­li­che Feinheit.85
Bru­nel­lo di MontalcinoGrep­po­ne Maz­zi – RuffinoBie­de­rer Wein mit ent­fern­ten Anklän­gen an einen Bru­nel­lo, beschei­den in der Struk­tur, wenig Tie­fe, säuerlich.85
Bru­nel­lo di MontacinoCami­glia­noHöchst beschei­de­ner Bru­nel­lo mit blas­ser Frucht, aus­drucks­lo­sem Bou­quet, stump­fem Tan­nin: ein­fachs­te Stan­dard­qua­li­tät, klas­si­sche Discounterware.84
Bru­nel­lo di MontacinoCan­ti­na di MontalcinoHarm­lo­ser, ja zahn­lo­ser Bru­nel­lo der ört­li­chen Genos­sen­schaft: kein Biss, kein Span­nungs­bo­gen, kein fes­ter Kern, das Poten­zi­al eines Bru­nel­los nicht ein­mal andeutend.84
Bru­nel­lo di MontacinoVil­la Pog­gio SalviAus­drucks­lo­ser, völ­lig lieb­lo­ser Wein, platt, säu­re­arm, steht völ­lig ver­lo­ren da: einer der schlech­tes­ten Bru­nel­lo des Jahrgangs.83
Bru­nel­lo di MontalcinoSco­po­neBana­ler, ziem­lich ober­fläch­li­cher Wein, wenig Aus­druck unde ohne jeden Span­nungs­bo­gen, verkorkst.83
Bru­nel­lo di MontacinoCava d’OniceFlau­er, schon strak geal­ter­ter Wein, im Bou­quet bereits jetzt Anzei­chen von Unfri­sche, trau­ri­ges Exem­plar von Brunello.82
Bru­nel­lo di MontalcinoPini­noSchon unfrisch in der Nase, am Gau­men unge­ord­net, viel Saft, aber kei­ne Span­nung, dazu wenig Sub­stanz: dilet­tan­ti­scher Wein, der mit einem Bru­nel­lo wenig zu tun hat.82

2 Kommentare

  • Sehr geehr­ter Herr Priewe,
    schö­ner Bericht von Ihnen! Mei­ne Lieb­lings­bru­nel­li Pian dell Ori­no, Cos­tan­ti und Stel­la di Campalto sind alle nicht dabei. Gibt es Gründe?

    Freund­li­che Grüße
    r. schneider

Antwort schreiben