Bowmore-Raritäten aus einer Zeit, als Fernsehen schwarz-weiß war

Vor genau zwei Jahren ging Kaypingers Whiskyblog das erste Mal online. Grund genug,diesen Tag mit legendären Abfüllungen gebührend zu feiern und uns bei euch fürs Reinschauen zu bedanken. Diesmal eine Auswahl alter Bowmore-Destillate aus dem Herzen Islays, die aus einer Zeit stammen, als das Fernsehen noch schwarz-weiß war.
  • Bow­mo­re King’s Pri­de 21y ~ 1960er Blend for South Afri­can Mar­ket – bot­t­led 1980er – 43%
  • Bow­mo­re 12y ~ 1960er OB Dum­py brown bot­t­le – bot­t­led Ende 1970er – 43%
  • Bow­mo­re over 8yo ~ 1950er OB Ship label duty free bot­t­ling 1960er – 35 Fl.Oz. & 75 Pro­of – 43%
  • Bow­mo­re 1956 OB – bot­t­led Anfang 1980er – 43%

King’s Pri­de ist ein Mor­ri­son Bow­mo­re Blend, den es in meh­re­ren Aus­füh­run­gen gab (ohne Alters­an­ga­be, als 12-, 17-, 21-, 25- und 30-Jähriger sowie in den ver­schie­dens­ten Fla­schen­for­men). Der 21yo De Luxe, den wir hier heu­te aus­ge­sucht haben, wur­de in den Acht­zi­ger­jah­ren für den süd­afri­ka­ni­schen Markt abge­füllt. Die King’s Pri­de sind heu­te eben­so rar wie die nächs­ten Whis­kys in unse­rem Tasting.

Der 12-Jährige in der „dum­py brown bot­t­le“ mit dem gol­de­nen Label kam in unter­schied­li­chen Ver­sio­nen auf den Markt. Ihn gibt es als 75cl oder auch als Liter­fla­sche, ein­mal mit 40% und ein­mal mit 43%, eben­so als „over 12 years old“. Des Wei­te­ren sind Unter­schei­de am Fla­schen­hals und Ver­schluss vor­han­den. Die etwas neue­ren Abfül­lun­gen (Anfang/Mitte der Acht­zi­ger) haben anstatt des Kor­kens eine Plas­ti­kum­man­te­lung am Fla­schen­hals und einen Plas­tik­ver­schluss (sie­he hier).

Der Bow­mo­re Sherriff´s „over 8 years old“ mit dem Segel­schiff auf dem Label und 75 Pro­of Alko­hol­stär­ke (die meis­ten haben 70 Pro­of) ist an sich schon sehr schwer auf­find­bar, aber die­ser in der Liter­fla­sche „duty free only“ mit 75 Pro­of taucht so gut wie nie auf. Die­se uralten „Ship label“-Bowmores gibt es auch  noch ohne Alters­an­ga­be und 12-jährig.

Auch der Bow­mo­re Vin­ta­ge 1956  Islay Pure Malt wur­de noch in einer Zeit destil­liert, bevor die Mor­ri­sons die Geschäf­te von Bow­mo­re über­nah­men. Etwa 25 Jah­re durf­te die­ses Destil­lat in den bes­ten Sherry-Fässern rei­fen, bevor es Anfang der Acht­zi­ger­jah­re abge­füllt wurde.

Tasting Notes


King’s Pride 21y ~ 1960er – Bowmore De Luxe for South African Market, bottled 1980er - 43%King’s Pride 21y ~ 1960er – Bowmore De Luxe for South African Market, bottled 1980er – 43%
90

Far­be: Vol­les Gold mit Bernsteinstich
Nase: Alte, aus­ge­wo­ge­ne Tex­tur mit wei­chem Rauch und dezen­ten Torf­aro­men, gepaart mit Asche, Ruß, Koh­le und fruch­ti­ger Honig­me­lo­ne. Frisch gefet­te­tes Leder – mari­tim und wür­zig begleitet.
Geschmack: Staubig-würzig, dump­fes, wei­ches Leder, Pfer­de­sat­tel und leicht süß­li­cher Stall­ge­ruch mit immer mehr mine­ra­li­schem Salz. Wie­der tro­cke­ne Asche mit viel Rauch und her­bem Über­gang zum Finish.
Finish: Maxi­mal mit­tel­lang – die Süße ist nun kom­plett ver­schwun­den, und der Abgang wird noch rau­chi­ger und tro­cke­ner. Das Finish ist geprägt von Koh­le, Asche und tro­cke­nem Torf.
Bemer­kung: Ein alter Blend, der auch heu­te noch erstaun­lich gut daher kommt!
90 Punk­te (Nase: 90 / Geschmack: 91 / Finish: 89)
Preis: ~200 Euro


Bowmore 12y ~ 1960er - OB Dumpy brown bottle - bottled Ende 1970er - 43%Bowmore 12y ~ 1960er – OB Dumpy brown bottle – bottled Ende 1970er – 43%
90

Far­be: Gold
Nase: Sehr ange­nehm – süße Mar­zi­pan­no­ten in Ver­bin­dung mit einer Kräu­ter­pa­ra­de, Mag­gi­wür­ze, Kuh­stall und nas­ses Schafs­fell. Frisch gesto­che­ner Torf und sehr viel Rauch. Mari­tim mit unter­leg­ten Nussaromen.
Geschmack: Etwas dün­ne Kon­sis­tenz, nur leicht wür­zig, wie­der Kuh­stall, alter Leder­sat­tel, Dach­bo­den und alte Möbel. Hin­zu kom­men sehr salzig-herbe Kräu­ter, etwas Holz und eine fei­ne Honigsüße.
Finish: Rela­tiv kurz – rauchig-salzig-herb! Getrock­ne­te Kräu­ter und stau­bi­ger Dachboden.
Bemer­kung: Die Nase erin­nert etwas an die alten Blends von White Hor­se aus den Fünfzigerjahren!
90 Punk­te (Nase: 91 / Geschmack: 90 / Finish: 88)
Preis: ~300 Euro


Bowmore > 8y ~ 1950er - OB Ship label, duty free bottling 1960er - 35 Fl.Oz. & 75 Proof - 43%Bowmore over 8y ~ 1950er – OB Ship label, duty free bottling 1960er – 35 Fl.Oz. & 75 Proof  – 43%
92

Far­be: Blas­ses Gold
Nase: Fri­sche, her­be Kräu­ter, Maggie-Würze, Stall­ge­ruch, Meer­salz und viel Rauch (etwas Ähn­lich­keit mit dem 12y Dum­py, jedoch noch viel run­der und har­mo­ni­scher). Frisch auf­ge­schnit­te­ne Limet­ten (grün-fruchtig), rauchig-süße Balsamico-Creme mit schwar­zem Pfef­fer und duf­ten­dem Heu.
Geschmack: Alter Dach­stuhl und altes Leder, her­be Kräu­ter, wür­zig und sehr sal­zig mit Sar­del­len, Oli­ven, mari­ti­mem Torf und Lager­feu­er am Strand. Dazu grü­ne und fri­sche Aro­men von Grape­fruit und Limet­ten – ein Wech­sel­spiel von frisch­süß auf herb, sehr aus­ge­wo­gen und mit feins­ten Leder­no­ten versehen.
Finish: Mit­tel­lang bis lang – immer rau­chi­ger wer­dend. Wie­der fri­sche Limet­ten, Honig­me­lo­ne und tor­fi­ger Rauch­schin­ken. Gegen Ende mit Honig ange­rei­cher­ter Pfef­fer­minz­tee und altes Papier.
Bemer­kung: Hier spielt Fri­sche mit lan­ger Fla­schen­la­ge­rung – nicht über­aus mäch­tig, aber klasse!
92 Punk­te (Nase: 92 / Geschmack: 93 / Finish: 92)
Preis: ~2000 Euro


Bowmore 1956 – OB, bottled Anfang 1980er – 43%
96

Far­be: Vol­les Gold
Nase: Saf­ti­ge Früch­te, rote und schwar­ze Bee­ren, ein­ge­hüllt in sanf­tem Rauch. Oran­gen und Melo­nen mit mari­ti­mem Salz, roten Pfef­fer­kör­nern und wür­zi­gem Stall­ge­ruch sowie Noten von frisch umge­gra­be­ner Erde und nas­sem Leder. Sehr kom­plex und abso­lut ausgewogen.
Geschmack: Würzig-cremiger Sher­ry mit wei­chen Torf­aro­men. Wie­der leicht „far­my“, rau­chig und immer sal­zi­ger wer­dend. Süße, mar­me­la­de­ar­ti­ge Frucht­no­ten von Brom­bee­ren, Holun­der, etwas Zitro­ne und fri­scher Min­ze wer­den durch lecke­ren Wald­ho­nig abge­run­det. Mit viel Salz und Pfef­fer geht es zum Finish.
Finish: Sehr lang – Tabak, Leder, etwas Vanil­le und getrock­ne­te Oran­gen­schei­ben. Immer wür­zi­ger und her­ber wer­dend mit genia­len Nuss­aro­men, tro­cke­nem Torf und phe­nol­hal­ti­gem Rauch. Eine leich­te Fruch­tig­keit von schwar­zem Obst und Bee­ren beglei­tet die Aro­men­pa­let­te bis zum Ende.
Bemer­kung: Die­ses Finish wird wohl kaum mehr von ande­ren 43%-igen Malts zu über­tref­fen sein – traumhaft!
96 Punk­te (Nase: 94 / Geschmack: 96 / Finish: 97)
Preis: 2500-3000 Euro