Bordeaux 2011 nachverkostet: im Fass leicht verbessert …

Weinfässer Bordeaux | Foto: © CIVB
Weinfässer Bordeaux | Foto: © CIVB
Der Bordeaux-Jahrgang 2011 hat einen miserablen Ruf – teils zu Recht, teils zu Unrecht, wie Ulrich Sautter bei einer Nachverkostung herausgefunden hat. Das größte Problem sind allerdings die Preise. Es besteht wenig Grund, jetzt zu kaufen.

„The­se wines will make won­derful bin ends“ – so pfle­gen eng­li­sche Händ­ler über einen Bordeaux-Jahrgang zu urtei­len, den sie für preis­lich falsch posi­tio­niert hal­ten. Auf gut Deutsch: Es gibt kei­ner­lei Grund für einen Sub­skrip­ti­ons­kauf. Man kann in aller Ruhe war­ten, bis die Wei­ne im Lau­fe der Jah­re als Son­der­an­ge­bo­te auf den Markt zurückkommen.

So war es schon mit den in Sub­skrip­ti­on über­teu­er­ten 1997ern. Und man muss kein Hell­se­her sein, um auch Jahr­gän­gen wie 2007 und 2011 ein ähn­li­ches Schick­sal zu pro­phe­zei­en. Vie­le Châ­teaux waren nach dem preis­li­chen und qua­li­ta­ti­ven Höhen­flug der Jahr­gän­ge 2009 und 2010 in einen Rausch ver­fal­len, der sie die Boden­haf­tung ver­lie­ren ließ.

Die Primeurkampagne für den 2011er war ein Totalflop

Statt aufs Preis­ni­veau der 2008er zurück­zu­keh­ren, ermä­ßig­ten sie die Prei­se für die beschei­de­nen 2011er nur um ein paar Pro­zent gegen­über den Prei­sen der gro­ßen 2010er. Die­se aber waren in der Regel 30 bis 50 Pro­zent teu­rer als die 2008er.

Dem­entspre­chend schwach lie­fen die 2011er wäh­rend der Pri­meur­kam­pa­gne. Die asia­ti­schen Käu­fer, die noch ein Jahr vor­her jeden auf­ge­ru­fe­nen Preis akzep­tiert hat­ten, hiel­ten sich plötz­lich vor­nehm zurück. Inzwi­schen haben die 2011er ein zusätz­li­ches Pro­blem bekom­men: den Nach­fol­ger­jahr­gang 2012. Denn zumin­dest am rech­ten Ufer Bor­deaux, also in Saint-Émilion und Pome­rol, sind die 2012er meist bes­ser als der Jahr­gangs­vor­gän­ger – und billiger.

Kurioser Klimaverlauf

Bor­deaux 2011: Kei­ne Lager­wei­ne­Qua­li­ta­tiv ist 2011 ein mitt­le­res, teil­wei­se auch gutes, auf lei­den­schafts­los geführ­ten Betrie­ben aller­dings ein schwa­ches Jahr. Der Kli­ma­ver­lauf war kuri­os, sodass der Jahr­gang die Win­zer vor völ­lig neue Her­aus­for­de­run­gen stell­te. Das Früh­jahr war som­mer­lich heiß. Im Juni gab es loka­le Hagel­schlä­ge (vor allem in Mar­gaux). Der Som­mer brach­te dann April­wet­ter und Mehltau-Infektionen. Im Herbst sorg­te schwül-feuchte Wit­te­rung dafür, dass Fäul­nis um sich griff. Resul­tat: mit­tel­ge­wich­ti­ge Wei­ne, denen es am letz­ten Quänt­chen Fri­sche und Prä­zi­si­on fehlt.

Ich habe die Fass­mus­ter des 2011er Jahr­gangs in die­sem Früh­jahr nach­ver­kos­tet. Es zeig­te sich, dass die Wei­ne wäh­rend des Aus­baus gewon­nen haben. Klei­ne­re Unreife-Töne in Frucht und Gerb­stoff sind dabei, sich zu mil­dern – man wird die meis­ten 2011er nach einer mitt­le­ren Rei­fe­dau­er von vier bis acht Jah­ren mit Ver­gnü­gen trin­ken kön­nen. Lager­wei­ne sind sie aber nicht.

So schwierig die roten, so gut sind edelsüßen Weine

Wenn Sie mehr über 2011 wis­sen wol­len: In mei­nem Wein­brief weinverstand.de fin­den Sie eine Über­sicht über die Kli­ma­be­din­gun­gen des Jahr­gangs 2011 und die fünf Stil­ty­pen, die er her­vor­ge­bracht hat (mit einer Zuord­nung der ent­spre­chen­den Châ­teaux). Eine Gratis-Leseprobe erhal­ten Sie hier.

Für die süßen Vins liquor­eux aus Sau­t­er­nes und Bar­sac war der feucht-warme Jahr­gang ein Segen: Er brach­te den Win­zern von Bar­sac bis Sau­t­er­nes Wel­len von fei­ner, wahr­haft edler Botry­tis. Die edel­sü­ßen Wei­ne sind in 2011 die ein­zi­gen, zu deren Kauf man ohne jede Vor­be­hal­te raten kann. Beim Preis sind die­se Wei­ne übri­gens auf dem Boden geblie­ben – trotz ihrer her­vor­ra­gen­den Qua­li­tät. Sie ver­spre­chen über Jah­re hin­weg einen stil­vol­len Genuss.

Eine wei­te­re Lese­pro­be mit den Bewer­tun­gen der Sauternes- und Barsac-Weine fin­den Sie hier.

1 Kommentar

  • Inter­es­san­ter­wei­se star­tet LIDL die­se Tage eine gro­ße BDX Offen­sie­ve u.a. mit einen ganz pas­sa­blen Cha­teaus, aller­dings dem 2011er Jahr­gang (zurück­ge­kom­me­nen wie Sie es bezeich­nen) die mit reich­lich Bamp­field points deko­riert wer­den. Für die brei­te LIDL Kli­en­tel wohl erst­mals eine inten­si­ve Berüh­rung mit Bor­deaux 🙂 … “wenn das mal gut geht ” cheers

Antwort schreiben