Die ersten Preise für den 2010er Bordeaux sind da. Das meist beachtete Angebot kommt aus dem Haus Jean-Pierre Moueix in Libourne. Moueix geht bekanntermaßen auf Distanz zu Robert Parker und scheint es sich zur Unternehmenspolitik gemacht zu haben, seine Angebote zu unterbreiten, bevor dessen Noten veröffentlicht sind. Mit den Preisen für die vier Top-Weine Petrus, Trotanoy, Lafleur-Petrus und Belair-Monange hält allerdings auch Moueix noch zurück. Von Ulrich Sautter
Bourgneuf, ein Pomerol der räsonablen Preiskategorie, kostet 33 Euro nach 29,50 im Jahr zuvor. Also rund 10 Prozent mehr. Für den La Grave, einen guten Mittelklasse-Pomerol, müssen Privatkunden dieses Jahr 29,90 Euro hinblättern, nach 25,90 für den 2009er. Aufschlag: rund 15 Prozent. Einer der prestigereicheren Pomerol, Château Providence, kostet mit 83 Euro sogar 20 Prozent mehr als 2009 (69 Euro). Besonders stark zog der Preis für La Serre an – einen St-Émilion, der in den letzten Jahrgängen als Geheimtipp gelten konnte. Doch dieses Jahr hat er mit 39,90 Euro (nach 32,90 in 2009 und 23,80 Euro in 2008) seinen Schnäppchen-Charakter eingebüßt. An diesen Offerten wird deutlich, was für alle Weine gilt: 2010 ist preislich ein neuer Benchmark-Jahrgang.
Moueix‘ Preisaufschläge haben unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Thomas Boxberger-von Schaabner (Extraprima) äußert sich abwartend: „Ich bin sehr gespannt, ob sich diese Preise durchsetzen lassen.“ Der Mannheimer Händler vermutet, dass Parker den Jahrgang zurückhaltender bewerten könnte, als dies allgemein erwartet wird.
Derweil sind bei anderen Händlern die ersten Positionen aus dem Moueix-Portfolio schon ausverkauft, trotz der Preiserhöhungen – etwa im Webshop der Bacchus Vinothek in Rottweil. Inhaber Michael Grimm verweist auf die traditionell zurückhaltende Preispolitik des Hauses Moueix: „Die Preise sind auch nach diesen Erhöhungen noch lange nicht auf der spekulativen Seite. Und man darf nicht vergessen, dass Moueix von 2008 auf 2009 bei weitem nicht so stark aufgeschlagen hat wie andere.“
Auch Matthias Hilse von „Aux Fins Gourmets“ in Bodenheim betont, dass man Moueix keine Preistreiberei vorwerfen könne: „Man darf nicht vergessen, dass gerade in Pomerol die Ernte sehr klein war. Die Preiserhöhungen für Weine wie La Grave oder Providence sind vor allem eine Reaktion auf die knappen Erntemengen.“
Hilse verweist im Übrigen darauf, dass es bei den ersten 2010er Offerten auch Beispiele für stabile Preise gebe. Die bislang auf den Markt gekommenen Crus bourgeois aus dem Médoc hätten die Preise fast alle auf dem Niveau von 2009 gehalten – und würden gut von den Kunden angenommen: „Im Großen und Ganzen bin ich überrascht, wie gut die Kampagne anläuft“.