Beaujolais 3: Namen, Qualitäten, Bezugsquellen

Beaujolais Moulin-a-Vent | Foto: David Gillet / Inter Beaujolais
Beaujolais kann eine tolle Sache sein. Aber nicht alles, was diesen Namen auf dem Etikett trägt, genügt den Ansprüchen von Justin Leone. Der junge Amerikaner, der als Sommelier in München arbeitet, stellt hier fünf Weingüter vor, deren Weine besonderen Eindruck auf ihn gemacht haben.

Was wäre ein Lob­lied auf den Beau­jo­lais ohne Namen und Bezugs­quel­len? Nur Bal­last. Des­halb habe ich Ihnen, lie­ber User, fünf Domain­es zusam­men­ge­stellt, deren Wei­ne für mich die Mess­lat­te im Beau­jo­lais sind. Eini­ge die­ser Wei­ne gibt es in Deutsch­land. Für ande­re müs­sen Sie nach Frank­reich fahren.

Per­sön­li­cher Punkte-Bewertungen möch­te ich mich ent­hal­ten. Ich glau­be, dass die her­kömm­li­chen Bewertungs-Instrumente die­sen Wei­nen nicht gerecht wer­den. Wir müs­sen auf­hö­ren, jeden Wein in die Cham­pi­ons League zu zwin­gen, wo er nur Schlä­ge ein­steckt, weil er dort gar nicht hingehört.

Im Übri­gens glau­be ich fest dar­an, dass der Weg zur Zufrie­den­heit dar­über führt, alles um sei­ner selbst wil­len wert­zu­schät­zen – von den ein­fa­chen Freu­den des Lebens bis hin zu den abso­lut außer­ge­wöhn­li­chen. Das Leben ist kom­pli­ziert genug, und viel­leicht braucht es manch­mal bloß ein Glas fei­nen Beau­jo­lais’, um die Din­ge ein wenig ent­spann­ter zu sehen.

Potel Aviron, La Chapelle de Guinchay

Etikett Potel Aviron JulienasEin ehr­gei­zi­ger, jun­ger und per­fek­tio­nis­ti­scher Win­zer namens Sté­pha­ne Avi­ron ver­folgt zusam­men mit einer Kory­phäe des Bur­gunds, Nico­las Potel, sei­nen Traum, die Crû-Wei­ne aus dem Beau­jo­lais zurück zu altem Glanz und Ruhm zu füh­ren. Dem­entspre­chend tra­di­tio­nell ist ihre Vor­ge­hens­wei­se: Koh­len­säu­re­mai­schung wird sel­ten bis gar nicht ange­wandt und nie­mals für die Crû-Abfüllungen. Sechs Crûs wer­den erzeugt: Julié­nas, Brouil­ly, Ché­nas, Fleu­rie, Mor­gon, Moulin-à-Vent. Die Wei­ne rei­fen in alten, bereits zwei- oder drei­fach gebrauch­ten Bur­gun­der­fäs­sern, die Reben haben eben­falls ein gewis­ses Alter – min­des­tens 40 Jah­re, eini­ge (wie bei sei­nen Chénas-Weinen) sogar mehr als 100. Sie sind ver­schont geblie­ben von der Reb­laus und besit­zen noch ihren ursprüng­li­chen Wur­zel­stock. Von die­ser Domaine kom­men eben­falls Spit­zen­bei­spie­le aus den Appel­la­tio­nen Julié­nas, Mor­gon, „Cote du Py“ und Moulin-à-Vent.
Preis: um 13 Euro
Bezug: Vivinum

Domaine du Vissoux, St.-Vérand-de-Vissoux

Etikett Fleurie Les Garants - Domaine du VissouxAbso­lut rei­zen­de Men­schen, Mar­ti­ne und Pierre-Marie Cher­met­te, und einen einen Top-Moulin-à-Vent- aus einem klei­nen Wein­berg namens „Les Trois Roches“ erzeu­gen sie auf ihrer Domaine de Vis­soux auch. Kraft­voll, mas­ku­lin, rau ist der Wein, man könn­te glau­ben: für die Ewig­keit geschaf­fen. Er braucht zwei bis drei Jah­re in der Fla­sche, um sei­ne Frucht zu zei­gen. Außer­dem vini­fi­zie­ren die bei­den zwei wei­te­re Fleurie-Spitzenlagen: „Les Garants“ und „Pon­cié“. Die Wei­ne der Erst­ge­nann­ten ver­fü­gen über eine lan­ge Lager­fä­hig­keit, die Wei­ne der Letzt­ge­nann­ten zei­gen die femi­ni­ne­re Sei­te von Fleu­rie: durch und durch Ele­ganz und Raf­fi­nes­se. Das Geheim­nis die­ser Domaine liegt jedoch in zwei ande­ren Wei­nen: einem fan­tas­ti­schen Beau­jo­lais Blanc (Char­don­nay) und einem abso­lut groß­ar­ti­gen Crè­me des Cas­sis. Und selbst der Basis-Beaujolais „Cuvée Tra­di­tio­nel­le Vieil­les Vignes“ ist einer der schmack­haf­tes­ten Kost­bar­kei­ten im Burgund.
Preis: Crûs um 15 Euro
Bezug: La Cave de Bac­chus – Fran­zö­si­sche Wein­hand­lung, Die Fran­zö­si­sche Wein­bot­schaft, La Vino­the­que, Nob­bi Mül­ler – Bur­gun­der und Süß­wein, Wein­hand­lung Pom­pet­te, Wein­pa­lais, VINISÜD, Wein­hand­lung Kreis.

Clos de la Roilette, Fleurie

Etikett Clos de la Roilette FleurieEine win­zi­ge Domaine mit ledig­lich zwei Wei­nen, die jedoch aus dem Filet­stück Fleu­ries stam­men, dem Wein­berg „La Roi­let­te“. Die­ser gerad­li­ni­ge Fleu­rie kom­bi­niert Stär­ke mit Ele­ganz und zeich­net ein voll­kom­me­nes Bild der Spit­zen­er­zeug­nis­se die­ser Appel­la­ti­on. Dann erzeugt Alain Cou­dert, der Win­zer, noch eine leicht rest­sü­ße Spät­le­se, deren Trau­ben zwei, drei Wochen län­ger an den Reb­stö­cken hän­gen blei­ben. Gewapp­net mit deut­lich mehr Extrakt und einem viel tie­fe­ren Farb­ton for­dert sie mehr Geduld her­aus und einen küh­len Kel­ler. Bei­de Wei­ne pro­fi­tie­ren enorm von einer län­ge­ren Lage­rung: sechs Jah­re, bes­ser noch zehn. Die Basis-Cuvée berei­tet dage­gen schon nach etwa zwei Jah­ren Vergnügen.
Preis: der Fleu­rie um 11 Euro
Bezug: Wei­ne Wolf­gang Wut­t­ke, Noble Wine

Jean Foillard, Villié-Morgon

Etikett Jean Foillard MorgonJean Foil­lard ist ein sym­pa­thi­scher Mann und ganz sicher einer der bes­ten Tisch­ten­nis­spie­ler Frank­reichs. Doch im Ver­gleich zu sei­ner Arbeit im Wein­berg ver­blasst selbst Jeans Kön­nen an der Tisch­ten­nis­plat­te. Die meis­ten sei­ner Reben wach­sen in Mor­gon. Sein bes­ter Wein wächst in der Côte du Py – eine Lage, die beson­ders pro­fi­lier­te und balan­cier­te Wei­ne her­vor­bringt: nicht so üppig und ele­gant wie ein Fleu­rie, aber mine­ra­lisch, kräf­tig, völ­lig unge­schönt, unfil­triert abge­füllt. Dane­ben stellt Foil­lard aus den bes­ten und ältes­ten Reben die­ser Lage eine Cuvée mit dem Namen „3.14“ in begrenz­ter Auf­la­ge her. Super­kon­zen­triert, dicht, extrem ver­schlos­sen und mine­ra­lisch – man hat abso­lut kei­ne ande­re Wahl, als auf die­sen Wein zu war­ten, bis er end­lich reif ist. Nach acht Jah­ren ist man auf der siche­ren Sei­te, in den bes­ten Jah­ren dür­fen es auch zehn bis 14 Jah­re sein. Foil­lard pro­du­ziert inzwi­schen auch einen Fleu­rie von Top-Qualität – ein schö­ner Kon­trast zu dem recht mas­ku­li­nen Mor­gon. Er ist fili­gran und besitzt Ver­füh­rungs­kraft. Lei­der bleibt fast die gesam­te Pro­duk­ti­on in Frank­reich oder wird in die USA exportiert.

Louis Jadot, Château des Jacques

Etikett Louis Jadot Chateau des Jacques - Moulin-a-VentDer berühm­te Bur­gun­der Négo­çi­ant Lou­is Jadot erzeugt im Beau­jo­lais unter dem Namen Châ­teau des Jac­ques eini­ge der bes­ten Wei­ne der Regi­on: sechs ver­schie­de­ne  Crû-Weine aus Moulin-à-Vent, drei aus Mor­gon und einen aus Ché­nas. Die meis­ten brau­chen ein paar Jah­re Kel­ler­rei­fe, bean­spru­chen also die Geduld des Wein­trin­kers. Die Wei­ne kom­men häu­fig in einem mas­ku­li­nen, kraft­vol­len Stil daher, etli­che rei­fen in neu­en, extra für Jadot ange­fer­tig­ten Eichen­fäs­sern. Deren Holz stammt aus drei aus­ge­such­ten Wäl­dern Frank­reichs. Ist das Eichen­holz jung, hin­ter­lässt es einen all­zu offen­sicht­li­chen Geschmack am Gau­men. Aber ande­rer­seits: Die­se Wei­ne sind nicht für das „Jetzt“ gemacht. Ein hori­zon­ta­les Tasting die­ser edlen Trop­fen soll­te man sich kei­nes­falls ent­ge­hen las­sen, da die Viel­zahl der Nuan­cen und Fein­hei­ten der Appel­la­ti­on Moulin-à-Vent mit jeder wei­te­ren geöff­ne­ten Fla­sche deut­li­cher wer­den. Eini­ge Händ­ler in Deutsch­land bie­ten gereif­te Jahr­gän­ge an.
Prei­se: zwi­schen 20 und 30 Euro
Bezug: Vinexus Wein­wel­ten, Belvini.de wein + design, Filip Wine & More Fiwimo.de

The Robinhood Chronicles (3):

The Ban­dit of Bay­ern­shire Robs Beau­jo­lais Blind; Retur­ning with riches fit for a king, at pri­ces even a Fri­ar can afford. By Jus­tin G. Leone

A Few tips for see­king out the best wines, from the best producers:

Potel-Aviron

An ambi­tious, young, and per­fec­tion­ist pro­du­cer, Ste­fan Avi­ron pai­red up with ano­ther Bur­gun­di­an Lumi­na­ry, Nico­las Potel, to rea­li­ze his dream of res­to­ring Beau­jo­lais Cru wines to their for­mer glo­ry. Thus, the prac­ti­ces here are com­ple­te­ly tra­di­tio­nal; Car­bo­nic mace­ra­ti­on is rare­ly, if ever, used, and never for the Cru bot­t­lings, wines are rai­sed in second or third-use Bur­gun­dy bar­rels, and the vines are all con­side­red “Vieil­les Vignes,” being at the least, for­ty years of age, and in some cases (such as his Ché­nas) are over one hundred years old, having been unaf­fec­ted by Phyll­o­xera, and thus “ori­gi­nal” root­stock. Top examp­les of Julié­nas, Mor­gon “Côte du Py,” and Moulin-à-Vent are also to be found at this domain.

Mar­ti­ne et Pierre-Marie Chermette

A posi­tively char­ming man, and the source for top Moulin-à-Vent, from a small viney­ard cal­led “Les Trois Roches.” Powerful, mas­cu­li­ne, rug­ged. Built to last, and requi­res 2-3 years in the bot­t­le to real­ly show its deca­dent fruit. Also two top Fleu­rie sites, “Les Garants” and “Pon­cié.” The for­mer is cer­tain­ly more a powerful, vin-de-garde cha­rac­ter, while the lat­ter dis­plays the much more femi­ni­ne side of Fleu­rie; all ele­gan­ce and refi­ne­ment. The secret to this domain lies, howe­ver, in two other pro­ducts: A tru­ly fan­ta­stic, if not simp­le, Beau­jo­lais Blanc (Char­don­nay) and abso­lu­te top Crè­me de Cas­sis. Even the basic Beau­jo­lais “Cuvée Tra­di­tio­nel­le” Vieil­les Vignes is per­haps one of the best values in Burgundy.

Clos de la Roilette

A minis­cu­le domain. One could say, about as small as it gets. Only two wines are made here, howe­ver both, as the name­sa­ke would sug­gest, made from the “filet stuck” of Fleu­ry, the “La Roi­let­te” viney­ard. The Straight Fleu­ry has power and ele­gan­ce com­bi­ned, the abso­lu­te pic­tu­re of top Fleu­ry. The­re is also a “Vend­an­ge Tar­di­ves” sel­ec­tion made, whe­re the gra­pes are har­ve­s­ted two to three weeks later, per­haps lon­ger in a per­fect gro­wing sea­son. Armed with con­sider­a­b­ly more extra­ct, a much deeper pur­ple hue, and just a touch more resi­du­al sugar, the­se wines are inten­ded to test your pati­ence, and cel­lar manage­ment skills, cer­tain­ly bene­fit­ting from 6 years of soli­ta­ry con­fi­ne­ment, and even bet­ter, with 10. Thank­ful­ly, the basic cuvee gives a fair bit of plea­su­re after just about 2 years, but shows bet­ter after 4 to 5.

Jean Foil­lard

A posi­tively con­ge­ni­al man, and sure­ly one of the best table ten­nis play­ers in France. As  mas­terful as it is, howe­ver, even Jean’s touch with a ping-pong padd­le pales in com­pa­ri­son to his artful work in the viney­ard. Most of his vines lie in Mor­gon, one of the best-known Crus for pro­du­cing top notch wines. What’s more, he pro­du­ces most­ly in the “Côte du Py” Lieu-dit, which pro­du­ces wines of par­ti­cu­lar edge and poi­se; quite mine­ral, not so lush like a Fleu­ry, and always very fine after some years of cel­la­ring. Within this tiny viney­ard, within Mor­gon, Foil­lard makes a very limi­t­ed cuvee cal­led “3.14” from only the very best, and oldest, vines. Super con­cen­tra­ted, den­se, bru­t­ally clo­sed, and mine­ral, the­re is abso­lut­e­ly no choice but to wait for this one to come around. 8 years is a safe bet, but in the best vin­ta­ges, 10-14 is quite bet­ter. He also now pro­du­ces a Fleu­rie of top qua­li­ty. A love­ly con­trast to the more mas­cu­li­ne Mor­gon, pos­ses­sing all the filigree and allu­re of this more exo­ti­cal­ly cha­rac­te­ri­zed Cru.

Lou­is Jadot, Cha­teau des Jaques

A grand old nego­ci­ant, so lar­ge in fact, that it’s often dif­fi­cult to say which appel­la­ti­ons in Bur­gun­dy Jadot doesn’t have inter­en­st in. Jaques Lar­dier does, howe­ver, make some of the finest wine in Bur­gun­dy, from a handful of very spe­cial viney­ards under his con­trol, and the estate in Beau­jo­lais is a prime exam­p­le. Here, one can tas­te no less than six dif­fe­rent single-vineyard wines from Moulin-à-Vent, three from Mor­gon, and one Ché­nas, all of which are abso­lu­te top examp­les in a Burgundian-style. Most of the­se are made for the cel­lar, requi­ring some pati­ence, howe­ver repay­ing the favor ten-fold after 5 years or so. The­se are often more mas­cu­li­ne, powerful styl­es, some aged in new oak bar­rels, made and blen­ded spe­ci­fi­cal­ly for Jadot, sel­ec­ted from three spe­ci­fic forests in France. When young, the oak can be a litt­le too evi­dent on the pala­te, but then again, the­se wines are not made for “now.” A hori­zon­tal tasting here is not to be missed, as the multi­tu­de of nuan­ces and intri­ca­ci­es of Moulin-à-Vent come clea­rer with each bot­t­le opened.

All this having been said, for tho­se fin­ding them­sel­ves still skep­ti­cal to the beau­ty of Beau­jo­lais, I offer you this last allo­wan­ce. Tho­se see­king per­so­nal vali­da­ti­on in point-values, gra­des, and other fabri­ca­ted forms of wine objec­ti­fi­ca­ti­on, shan’t find any in the­se pages. Jan­cis Robin­son, the much-celebrated Eng­lish wine wri­ter, per­haps framed the men­ta­li­ty best:

“The­se are pre­cis­e­ly the sort of wines that demons­tra­te the fatui­ty of app­ly­ing nume­ri­cal scores to some­thing as vis­ce­ral and sub­jec­ti­ve as wine app­re­cia­ti­on. The­se are stu­pen­dous wines…..To what ext­ent should they be pena­li­zed for their lack of sui­ta­bi­li­ty for dus­ty cel­lars and salerooms?”

To that point, I sug­gest we lea­ve the “high scoring” to our FC Bay­ern boys in red, and for­get about for­cing every wine to take their bea­tings in a Champion’s League to which they don’t belong. I firm­ly belie­ve that the path to con­tent­ment lies in the app­re­cia­ti­on of ever­y­thing for what it is; from life’s simp­le plea­su­res to the utter­ly extra­or­di­na­ry. Life is com­pli­ca­ted enough; and some­ti­mes, it just takes a tall glass of cel­lar tem­pe­ra­tu­re Beau­jo­lais to help one see things a litt­le clearer.

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