Bei der roten Rebsorte Gamay handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Kreuzung aus Pinot Noir und einer fast komplett unbekannten, ausgestorbenen weißen Sorte, genannt Gouais, deren Wurzeln bis in die Römerzeit reichen.
Darüber hinaus wird vermutet, dass die Gamay einstmals viel beliebter war als die Pinot Noir – in Zeiten der Pest brauchten die Bauern eine verlässlichere Sorte als die Pinot Noir. Die Gamy reift früher und gibt mehr Ertrag. Die Beeren sind ein wenig größer als bei der Pinot Noir, und sie besitzen ein saftigeres Fleisch.
Wenn man die Rebstöcke allerdings zu viele Trauben hervorbringen lässt, dann schmeckt der Wein – auch bei anderen Rebsorten – wässrig und harmlos und zeigt wenig von seinem Charakter, seiner Herkunft oder dem Stil des Weinmachers. Vielleicht waren es diese damals dringend benötigten, hohen Erträge, die der Gamay ihren fragwürdigen Ruf einbrachten.
So wurde und wird die Gamay noch heute als „unedel“, auf jeden Fall als minderwertiger betrachtet als die Pinot Noir. Die Folge: Sie wurde aus den Weinbergen der Côte d’Or in weiter südlich gelegene Regionen verbannt. Die Verbannung erwies sich allerdings nicht als Nachteil. Im Gegenteil: Sie war ein Segen für die ungeliebte Sorte. Denn auf den Granitböden des Beaujolais gedieh sie prächtig.
Bezeichnung “Beaujolais” nicht auf den Etiketten der Crûs
Das Beaujolais reicht vom Süden des Burgund bei Macon bis kurz vor Lyon. Das Herzstück bilden zehn größere Crûs im nördlichen, hügeligen Teil des weiten Anbaugebiets. Jeder Crû stellt seine eigene Appellation dar. Benannt sind die Appellationen nach den jeweiligen Gemeinden, und da jede Gemeinde ihr eigenes Terroir hat, bringt sie auch einen eigenen Wein hervor.
Die Bezeichnung „Beaujolais“ taucht auf den Etiketten der zehn Crûs überhaupt nicht auf. Sie enthalten nur den Namen der Appellation. Wo Beaujolais auf der Flasche steht, kommen die Trauben aus den weit gezogenen Grenzen des Anbaugebiets, das im Süden sandig-tonige Böden aufweist und entsprechend leichte, charmante Weine ergibt: eben Bistro-Weine.
Beaujolais-Villages – gehobene Qualität
Weine mit der Bezeichnung „Beaujolais-Villages“ kommen aus 38 Gemeinden im engeren Umkreis der zehn Crûs oder bestehen aus einer Mischung von Trauben verschiedener Crûs. Sie sind gehaltvoller als die einfachen Beaujolais-Weine, reichen aber nicht an die Qualität der Crû-Weine heran. Beaujolais-Villages-Weine sind für den frühen Genuss bestimmt. Leicht gekühlt und zusammen mit einem Picknickkorb voll kaltem Braten, knusprigem Brot und Weichkäse gibt es keine schönere Art, einen Sommernachmitag zu verbringen.
Die Crû-Weine sind jedoch mehr als nur ein Nachmittagsvergnügen. Sie können schroff, strukturiert und ernsthaft sein, verlangen vier bis acht Jahre Zeit zum Altern und profitieren möglicherweise von weiteren zehn Jahren Lagerung. Man sagt, sie nähmen mit zunehmendem Alter Züge eines Burgunders an.
Die zehn verschiedenen Crûs
Brouilly: Weicher, femininer, sinnlicher Gamay-Stil mit Aromen, die vielleicht genauso „blau“ wie „rot“ sind: Hände voller Beeren – von Kirschen bis zu Heidelbeeren. Ebenfalls interessant zu wissen ist, dass Brouilly eine ziemlich einzigartige Stellung innehat: Denn dies ist die einzige Gemeinde im Beaujolais, in der Weine auch aus anderen Rebsorten als der roten Gamay hergestellt werden dürfen, darunter Chardonnay, Aligoté und Melon de Bourgogne (die sich auch im Weinbaugebiet Muscadet Sevre-et-Mains an der Loire findet).
Côte de Brouilly: Hier gründet sich die Qualität der Weine auf alte, verloschene Vulkane, die ein hügeliges, fast bergiges Terrain erschaffen haben und einmalige Terroirs bieten, wie sie sonst in Frankreich kaum vorkommen. Dieses Anbaugebiet bringt Weine hervor, die typischerweise noch reicher, tiefer und konzentrierter sind als die aus der angrenzenden Appellation Brouilly. Sie sind ein bisschen schroffer und können mit Leichtigkeit vier und mehr Jahre altern.
Chiroubles: So wie allein der Name Bilder von bezaubernden, geflügelten Nymphen mit lockigem Haar wachruft, sind auch die Weine aus dieser Gemeinde charakteristischerweise recht zart, fein duftend, vielleicht etwas floraler als andere Beaujolais-Weine, dazu mit einem sanften Profil von roter Frucht und einer wunderbaren Säure. Das liegt möglicherweise daran, dass sich die Weinberge in einigen der höchsten Lagen dieser Region befinden. Üblicherweise lassen sich diese Weine am besten jung genießen.
Régnié: Als erste Region im Beaujolais, die von den Römern bepflanzt wurde, blieb diese Appellation seltsamerweise bis 1988 ohne Namen – bis sie schließlich in den Crû-Status erhoben wurde. Die Frucht dieser Weine gestaltet sich intensiver, mit einer etwas dunkleren, tieferen Rotschattierung. Sie erlangen jedoch nicht so viel Tannin, dass man sie zu den Vin de Garde, also den für eine lange Flaschenlagerung geeigneten Weinen zählen könnte. Sie sind ebenfalls – mehr oder weniger – für den zeitigen Genuss bestimmt.
Saint-Amour: Eine Appellation, die einen leichten Wandel zu einem der ernsteren Weine der Region begonnen hat. Einerseits lassen sich dort recht einfache, süffige Beispiele finden, die sofort nach dem Abfüllen getrunken werden können und nicht mehr allzu viel durch eine Extra-Lagerung gewinnen. Andere hingegen, die im traditionellen Burgunderstil hergestellt werden, entwickeln deutlich würzige, erdige Noten mit noch anderen faszinierenden Aromen von Obst – nicht eingeschränkt auf die zu erwartenden roten Beeren. Einige dieser Weine können ohne Probleme zehn Jahre und länger im Keller reifen.
Fleurie: Ein persönlicher Favorit: Diese Weine weisen ein faszinierendes Gleichgewicht zwischen Kraft und Finesse auf: prächtige Frucht, gleichzeitig feminin-floral, in den besten Jahren eine etwas rauere Art aufweisend, haben sie die Fähigkeit, 15 Jahre und mehr zu altern, die Besten sogar länger als 25 Jahre. Einen spektakulären Ausblick auf die Umgebung hat man von der Spitze des Berges Fleurie aus. Das eindrucksvolle Panorama umrahmt eine winzige, alte Kapelle, die während der Reblaus-Epidemie von 1872 aus der schieren Verzweiflung der Bauern heraus errichtet worden ist: Sie wollten damit ein Opfer bringen – als Gegenleistung für den vermeintlich göttlich gelenkten Rückgang dieser Plage.
Juliénas: Benannt nach Julius Cäsar höchstpersönlich und von den Einwohnern als erster bepflanzter Weinberg des Beaujolais bezeichnet (was einen Streit mit den Bewohnern von Régnié auslöste). Juliénas’ Wein ist von feinerer Art: Auf dem sandigen Granitboden bekommt der Wein eine Tanninstruktur, die niemals grobkörnig oder hart ausfällt. Eine frische Säure unterstützt die elegant-blumigen Noten, die das Markenzeichen dieses Crûs sind. Juliénas-Weine besitzen kein großes Alterungsvermögen, doch zwei oder drei Jahren verfeinern sie sich problemlos auf der Flasche.
Chénas: Nördlich von Moulin-à-Vent gelegen, teilen sich die Weine dieser Appellation die maskulinen Attribute mit den Weinen dieses benachbarten Crû. Sie sind kräftig, kantig und füllig, bisweilen sogar aggressiv in ihrer Jugend. Sie benötigen, wenn sie jung sind, einige Stunden in der Karaffe. Ein feiner Chénas ist eine Rarität.
Moulin-à-Vent: Dieser Crû hat seinen Namen von einer alten Windmühle bekommen, die auf einem der Hügel thront. Die Weine, die hier produziert werden, sind tanninbetont, kantig, mineralisch. Sie brauchen etliche Jahre im Keller, um ihre Frucht zu entwickeln und sich in ihrer ganzen Pracht zu offenbaren. Das kann locker 15 Jahre dauern.
Morgon: Ein Anbaugebiet, das vielfältige Gamay-Stile hervorbringt. In einigen Fällen lassen sich die Weine sehr früh trinken, andere, etwa die der Côte du Py genannten Unterzone, können in bestimmten Jahrgängen, erzeugt von bestimmten Winzern, glatt mit einem guten Savigny-Les-Beaune von der Côte d’Or verwechselt werden, ja überleben diesen möglicherweise im Keller. Der rote Schiefer sorgt für Mineralität und verleiht dem Wein Muskeln, wie sie ein Burgunder von der Côte de Beaune aufweist. Die Besten altern ebenso gut wie die Weine aus Moulin-à-Vent.
Im letzten Teil der Beaujolais-Trilogie beschreibt Justin Leone die interessantesten Winzer des Anbaugebiets und plädiert dafür, die Weine nicht nach den üblichen Bewertungssystemen zu beurteilen.
[Übertragung ins Deutsche: weinkenner.de]The Robinhood Chronicles (2):
The Bandit of Bayernshire Robs Beaujolais Blind; Returning with riches fit for a king, at prices even a Friar can afford. By Justin G. Leone
First of all, what exactly is this controversial grape known as Gamay?
Gamay Noir is thought to be a cross of actual Pinot Noir, and an almost completely unknown/extinct white variety known as Gouais, which likely traces its roots back to the Romans, when they first planted vines in what was then Gaul. It is also believed, that Gamay was largely favored over Pinot Noir following the Black Death, when farmers needed a more reliable crop, which was found in the earlier ripening, more productive Gamay vines. Of course, when allowed to overproduce, regardless of the grape variety, watery, innocuous wine results, speaking little of its varietal character, place of origin, or even the winemaker’s style. Perhaps it was this much-needed, however abused “success” which gave Gamay a more infamous than celebrated reputation, leading to it being declared “ignoble” and thus inferior to the Pinot Noir from which it came. However, being banished to its more southerly extremities may have been the best possible fate, as the Gamay vines instantly thrived on their new Granite-based soils. The grapes themselves are normally slightly larger than most Pinot Noir varieties and possess a slightly more “juicy” flesh.
The Crus:
As previously referenced, Beaujolais is comprised of ten “Crus,” or individually named villages, each of which produce a style of Gamay completely unique to its own terroir.
Of course, bottles labeled simply “Beaujolais-Villages” are often made from a blend of various vineyards, perhaps spanning two or more villages, and so cannot bear the name of any particular Cru. This is the very same principle which exists further north in the Cote d’Or.
That is to say, if a producer has plots on the “other side” of the RN74 highway, they are only considered to be of a Bourgogne Rouge quality; as well, if a winemaker has grapes from plots in the villages of Pommard, Volnay, and Beaune, he may blend them together, however take only the “lowest common denominator” on the label. In this case, that would also be, Bourgogne Rouge. When all the grapes are sourced exclusively from one village, such as Pommard, then the name may be used. The same holds true in Beaujolais. Beaujolais-Villages wines are often quite lovely; soft, generously fruited, and designed for early drinking. When slightly chilled and paired with a picnic basket full of cold-cuts, crusty bread and soft cheeses, it’s difficult to imagine a more perfect way to spend a breezy summer afternoon. The “Cru” wines, however, can be something far more than just an afternoon delight. They can be rugged, structured, and serious; demanding 4-8 years of age, and possibly benefitting from another ten, or much more. Here’s a quick guide to the ten villages, and what you might expect from each:
Brouilly – Soft, feminine, voluptuous style of Gamay, which always gives flavors which are Perhaps as much “blue” as they are “Red.” Handfuls of berry fruit, from Cherries to Blueberries. Also interesting to note, that Brouilly is rather unique, in being the only village in Beaujolais permitted to produce wines from grapes other than the red Gamay. Chardonnay, Aligote, and Melon de Bourgogne (as found in Muscadet Sevre-et-Mains) are a few of the permitted varieties.
Côte de Brouilly – Often in Beaujolais, the quality Crus are predicated upon old extinct Volcanos, which create a hilly, almost mountainous terrain, and provide unique terroirs which are not found so often elsewhere in France. The Côte produces a wine which is typically far richer, deeper, and more concentrated that those of the surrounding appellation Brouilly. A little more rugged, but can age 4 or more years, with ease.
Chiroubles – As the name evokes images of adorably plumb, winged and curly-locked nymphs, the wines from this commune are characteristically quite gentle. Delicately perfumed, perhaps more floral than any other Beaujolais, with a very soft red fruit profile, and wonderful acidity. This may be due to having its vineyards situated at some of the highest altitudes in the region. Normally, these wines are best enjoyed while still in the cheek-pinching cuteness of their youth; let them sit a few years, at most. Best, however, experienced for their freshness and elegance.
Régnié – Believed to be the first region of Beaujolais to be planted by the Romans, this Cru, strangely enough, remained unnamed until 1988, when it was finally elevated to “Cru” status. The fruit in these wines becomes more intense, with a slightly darker, deeper shade of red, though not gaining so much in tannin to be considered one of the “vin de Garde. Also designed, more or less, for earlier drinking.
Saint-Amour – An appellation which begins a slight transition into some of the more serious wines of the region. On one hand, one can find quite simple, quaffable examples of Saint Amour, ready to drink from the time of bottling and not gaining so much from extra time spent in the bottle. Other examples however, when made in the traditional Burgundian style, develop distinctly spicy, earthy flavors, with still other fascinating aromas of orchard fruits, not limited exclusively to the expected red berry profile. Some examples can easily remain in the cellar for over ten years.
Fleurie – A personal favorite region, these wines provide some of the most intriguing balance of power and finesse in the entire region. Richly fruited, and at the same time, femininely floral. Fine, however adopts a far more rugged countenance in the best years, having the ability to age well over 15 years, and potentially over 25, with the very best wines. Spectacular views of the region are available from atop the mount Fleurie, the panorama circling a tiny ancient chapel. Interestingly enough, constructed during the phylloxera epidemic of 1872, out of sheer desperation for the growers to show their penance, in return for a divine recession of this horrendous, and economically debilitating blight.
Juliénas – Named after Julius Caesar himself, and believed by its locals, to be the first vineyard to be planted in Beaujolais (much to the dispute of Régnié’s inhabitants). Its wine is a very fine sort; conveying the sandy, granitic topsoil which characterizes the vineyard, and with a tannin structure that is never gritty or hard. A fresh acidity bolsters the elegant floral notes which create the Cru’s trademark. Not always built to age in the cellar, but the best examples benefit from two to three years worth of patience.
Chénas – Neighboring Moulin-à-Vent, and sharing some of its more Masculine attributes, we are now firmly in big bodied, serious Beaujolais territory. These wines begin to become chunkier, more square, and full of stuffing. Perhaps even aggressive in their youth, remaining quite closed and astringent for the first couple of years in the bottle, in some cases, and really requiring some hours in carafe if not yet so ripe. A fine Chénas is as well, somewhat of a rarity, as it is by far, the smallest Cru.
Moulin-à-Vent – Lorded over by the rather imposing form of an ancient windmill which inspires this Cru’s now famous name, the wines produced here are typically every bit as stoic as the Moulin itself. Tannic, square, and remarkably mineral, they demand a handful of years in the cellar to finally exhume the dark, smolderingly black fruit which lurks below its rustic exterior, and can easily handle 15 years of age. These are truly vin-de-garde wines, when at their best, and one can still find forty to fifty year old examples drinking beautifully to this day.
Morgon – Also a Cru which produces various styles of Gamay, which all find very different application. In some examples, quite early drinking and pleasant. Other examples, from the Lieu-dit vineyard “Cote du Py,” for example, could be mistaken for a good Savigny-Les-Beaune from the Cote d’Or in a certain vintage, from certain producers, and possibly even outlive a Savigny in the cellar. These wines always convey a clear impression of minerality, emerging from a unique form of Volcanic Schist, tinted red due to high iron oxide content. Vineyards having terroir such as this, can possess an almost Pommard-like muscle, with both gritty tannins and a fresh acidity, with high-toned red fruit. The best can age much like the Moulin-à- Vent wines.