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Barolo-Klassifikation von Masnaghetti

Der Mailänder Weinjournalist Alessandro Masnaghetti, ein früherer Mitarbeiter des (2004 verstorbenen) italienischen Weinkritikers Luigi Veronelli, hat seit 2001 alle auf dem Markt befindlichen Barolos verkostet und in seinem Newsletter Enogea ausführlich beschrieben und bewertet. Jetzt hat er aus seinen Kostnotizen eine Klassifikation der besten Barolo-Lagen erstellt. Sie ist seit einigen Tagen für 9,99 Euro als Download verfügbar (http://www.bookrepublic.it/book/9788800000769-barolo-2001-2008-assaggi-e-classificazione-dei-cru/).

Ganz oben in Masnaghettis Klassifikation stehen die Laqen Brunate, Cerequio, Rocche di Castiglione und Vigna Rionda. Unter den international am höchsten eingestuften und teuersten Barolo kommen nur drei von diesen Super-Grands Crus, allein zwei von Roberto Voerzio. Seine Barolos „Brunate“ und „Cerequio“ werden für rund 170 Euro pro Flasche gehandelt. Auch Gajas „Conteisa“ (der freilich nicht als Barolo, sondern als Langhe Nebbiolo auf den Markt kommt) stammt aus der Lage Cerequio und liegt in einem ähnlichen Preissegment. Es gibt noch andere Weine dieser Lagen, die vom Markt aber deutlich preiswerter eingeschätzt werden.

In der zweiten Kategorie befinden sich die Lagen Francia, Monprivato, Ornato, Rocche dell’Annunziata und Villero auf. Damit wird Erzeugern wie Giuseppe Mascarello, Pio Cesare, Paolo Scavino und Elio Altare Genüge getan, die in diesen Lagen begütert sind – vor allem aber Giacomo Conterno. Dessen Monfortino, der mit Abstand teuerste Barolo des Anbaugebiets (ca. 400 Euro), kommt aus der Lage Francia.

Dagegen wachsen Bruno Giacosas berühmte Barolo Riserva mit dem roten Etikett nur in einer drittrangigen Lage. Falletto di Serralunga wird von Masnaghetti nicht als Spitzenlage geführt, obwohl der Markt Giacosas Weine mit knapp unter 300 Euro extrem hoch bewertet.

Das gleiche Schicksal ereilt Luciano Sandrone mit seiner Stammlage „Cannubi Boschis“. Oder Clerico mit seinem Barolo „Per Cristina“ aus der Lage Ginestra. Oder Aldo Conterno mit seinen Weinen aus der Lage Bussia: Aller Weine werden zwar zu Preisen von deutlich über 100 Euro gehandelt. Doch nach Masnaghetti handelt es sich nur sehr gute, aber keine Top-Standorte für Nebbiolo-Reben.

Der gesamte Download umfaßt 195 Seiten und enthält Verkostungsnotizen aller Barolos der Jahre 2001 bis 2008. Masnaghetti, der von der englischen Weinkritikerin Jancis Robinson als „Italiens unumstrittener Terroir-Experte“ tituliert wurde, punktet durchweg niedriger als internationale Experten und ist bekannt dafür, keine Rücksicht auf Ruf und Renommée von Winzern oder Weingütern zu nehmen. Die Verkostungtstexte sind in Italienisch geschrieben, die Cru-Klassifikation auch in Englisch.

 

 

 

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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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