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Weinland Australien

von weinkenner

Angekommen in der Zukunft

Australien steuert zwar nur knapp fünf Prozent zur Weltproduktion an Wein bei. Doch viele australische Weine sind von gehobener und hoher Qualität. Vor allem die neuen Rotweine aus den kühlen Anbaugebieten des Landes zeichnen sich durch Eleganz aus, nicht nur durch Schwere.

Seit 1970 hat sich in Australiens Weinwirtschaft ein tiefgreifender Wandel vollzogen: Die Produktion süßer, alkoholreicher Likörweine wurde aufgegeben zugunsten von trockenen Tischweinen. Der steigende Weinkonsum im eigenen Land, vor allem aber die boomartig zunehmenden Exporte nach Europa, Amerika und in den pazifischen Raum haben die Weinindustrie zu großen Investitionen ermutigt. Mittlerweile repräsentierten die großen Weinkonzerne rund 80 Prozent des australischen Weins. Doch aus den Konzernkellereien kommen keineswegs nur billige Massenweine, sondern auch Hochgewächse im internationalen Format.

Klima – wichtiger als der Boden

In Australien herrschen andere Voraussetzungen für den Weinbau als in Europa. Sonnenscheindauer und Lichtintensität sind in den meisten Weinanbaugebieten ausreichend, um die Trauben jedes Jahr gefahrlos ausreifen lassen zu können. Einzellagen im Sinne von Grand Crus gibt es praktisch nicht, sondern nur Klimazonen. Die größte Gefahr für den australischen Weinbau geht von der Trockenheit aus. Ohne künstliche Beregnung ist Weinbau in vielen Gebieten nicht möglich. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Weinbau vom heißen Norden in den kühleren Süden verlagert. Die Weine aus den Cool Climate Areas mit ihren frischen, fruchtigen Aromen ohne übertriebene Schwere haben maßgeblich zum Aufstieg des australischen Weins beigetragen. Die Cool Climate Areas befinden sich in Westaustralien (Margaret River, Frankland, Mount Barker) sowie in Südaustralien (Adelaide Hills, Eden Valley, Coonawarra, McLaren Vale) und in Victoria (Geelong, Yarra Valley, Tasmanien, Alpine Valleys).

Australien erzeugt Rebsortenweine

Wein ist in Australien normalerweise nicht Ausdruck des bestimmten Bodens und Klimas, sondern Ausdruck der Rebsorte – anders als in Europa. Der größte Teil des australischen Weins stammt daher von Trauben verschiedener Anbaugebiete. Teilweise liegen diese 1000 Meilen voneinander entfernt, wer- den in Kühlcontainern herbeitransportiert und nach einer bestimmten Formel mit Weinen anderer Gebiete verschnitten. Multi-District-Blends heißen sie in der Fachsprache. Die meisten kommen als Rebsortenweine auf den Markt: als Chardonnay, Sémillon, Shiraz oder Cabernet Sauvignon mit weitgefaßten Herkunftsangaben. Freilich gibt es auch viele Weine, die nur aus einer einzigen Anbauregion stammen: vor allem von kleinen und mittleren Gütern, deren Weine ganz oder größtenteils aus eigenen Trauben produziert werden.

Die australischen Winemaker

Die Weinindustrie ist kapitalstark und profitorientiert, gleichzeitig aber hoch innovativ und äußerst qualitätsorientiert. Penfolds, Rosemount, Hardys, Mildara, Yalumba und die anderen Weinunternehmen achten streng darauf, daß Qualität und Preis im richtigen Verhältnis stehen. Die Basis aller großen Weinkellereien sind die Standardqualitäten, die in Stückzahlen von mehreren Millionen Flaschen und zu einem niedrigen Preis auf den Markt kommen. Daneben werden auch in verschiedenen Abstufungen und in geringeren Mengen hochpreisige Premium- Qualitäten erzeugt. Der Winemaker muß die entsprechenden Trauben gezielt einkaufen. Er ist also nicht nur Önologe, sondern auch Manager mit kaufmännischer Verantwortung. Bei der Weiterentwicklung der Weinbau- und Kellertechnik ist Australien weltweit führend. Marketing, Winemaking und Wissenschaft sind eng miteinander verzahnt.

Die Geschichte

Australien besitzt keine eigenen Reben. 1788 pflanzte der britische Gouverneur in seinem Garten in Sydney erstmals Rebstöcke, die er aus Südafrika mitgebracht hatte. Drei Jahre später hingen an ihnen Trauben. Bald darauf blühte in Victoria, Neusüdwales und Westaustralien, wo sich viele Engländer angesiedelt hatten, der Weinbau. Die Franzosen kultivierten auf der Insel Tasmanien Wein. Mitte des 19. Jahrhunderts ließen sich viele deutsche Religionsflüchtlinge im südaustralischen Barossa Valley nieder und begannen dort, europäische Reben zu kultivieren. Syrah hieß bei ihnen Hermitage, Pinot Noir Red Burgundy, Weißwein Chablis oder Rhineriesling. Vor allem aber spezialisierten sich die Australier darauf, süße Likörweine zu erzeugen – beziehungsweise diese aufzuspriten und so „Australian Port“ zu produzieren. Die langsame Rückkehr zu trockenen Tischweinen begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Der steigende inländische Weinkonsum und vor allem die starke Nachfrage des Auslands führten zu einer stetigen Ausweitung der Rebflächen.

 

Das Weinland Australien in Zahlen

Rebfläche: 1 60 000 Hektar
Weinproduktion: 14 Millionen Hektoliter
Jährlicher Weinkonsum pro Kopf: 20,5 Liter

Die 10 häufigsten Rebsorten
Sauvig. Blanc weiß 29,0 %
Chardonnay weiß 23,2 %
Pinot Noir rot 18,1 %
Merlot rot 8,0 %
Cab. Sauvignon rot 5,0 %
Riesling weiß 4,8 %
Pinot Gris weiß 2,1 %
Sémillon weiß 1,7 %
Gewürztraminer weiß 1,6 %
Müller-Thurgau weiß 0,9 %

Das australische Weinrecht

Die Weine müssen zu 85 Prozent aus dem auf dem Etikett angegebenen Anbaugebiet und von der dort angegebenen Rebsorte stammen. Tauchen mehrere Rebsorten auf dem Etikett auf, so ist der Wein zum größten Teil aus der erstgenannten er- zeugt. Erlaubt ist das Zusetzen von Säure, während die Chaptalisation verboten ist. Gesetzliche Mengenbegrenzungen bei der Traubenproduktion gibt es nicht. Im Qualitätsweinbau werden zwischen 60 und 90 Hektoliter pro Hektar geerntet.

Methoden der Weinbereitung

Der technische Standard im Weinbau und der Kellertechnik ist in Australien hoch. Die Trauben werden meist mechanisch gelesen und beschnitten. Rotweine werden oft in Barriques ausgebaut (guter Cabernet Sauvignon in französischen, Shiraz durchweg in amerikanischen). Die besseren Weißweine machen eine malolaktische Gärung durch und reifen ebenfalls in kleinen Barriques. Nach entsprechenden wissenschaftlichen Versuchen sind einige Weingüter dazu übergegegangen, bestimmte Reben fast gar nicht zu beschneiden (minimal pruning). Nach einigen Jahren der Überproduktion reguliert die Rebe den Traubenansatz dann von selbst auf ein Niveau von etwa 80 Hektoliter pro Hektar.

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