Im Fussball hat Kroatien die Kurve gekriegt. Die Kroaten haben bei der WM die hoch eingeschätzten Teams von Argentinien, Nigeria, Dänemark, Russland und England aus dem Turnier geworfen und stehen jetzt im Finale. Beim Wein hat Kroatien die Kurve noch nicht ganz genommen, obwohl es inzwischen viele Weine gibt, die auf dem Niveau der Frankreichs, Spaniens, Italiens sind. Die alte Schule mit ihren lieblichen Rot- und schwerblütigen Weissweinen existiert zwar noch. Aber die neue Schule hat in den letzten zehn Jahren massiv an Boden gewonnen.
Neue Schule – was ist das? Charaktervolle, trockene Rotweine und frische, lebendige Weißweine – die einen im mediterranen Stil (wenn sie aus Istrien beziehungsweise von der dalmatinischen Küste kommen), die anderen im kontinentalen Stil (wenn sie aus dem Hinterland um Drau und Donau kommen). In beiden Gebieten gibt es exzellente Tropfen – allerdings meist nur von kleinen, beseelten Winzern, die ihre Reben und ihr Terroir lieben und ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Nach Deutschland gelangen nur wenige dieser Weine. Der polnische Weinjournalist Tomasz Prange-Barczynski, der Kroatien mehrfach bereist hat, hat aus Anlaß des WM Finales auf der Website winicjatywa.pl seine Auswahl bester kroatischer Weine veröffentlicht.
Wir von weinkenner.de haben sie übernommen, die Beschreibungen dazu geliefert und uns nach Bezugsquellen in Deutschland umgeschaut. Trauriges Fazit: Nur wenige werden in Deutschland angeboten. Aber es gibt in Zagreb einen Onlineshop, der kostengünstig nach Deutschland verschickt. Wer mal eine Kostprobe nehmen will, hat also die Gelegenheit dazu.
2010 Antica, Roxanich
Mladen Rochanich ist Kroatiens Orange-Wein-Pionier, und der Antica ist sein Meisterstück. Ein reinsortiger Malvasia, bronze-gelb in der Farbe, Aromen von gerösteten Mandeln, Butter, Karamell, Kamille, Minze, unerhört reich und opulent, wegen der hohen Extraktes süßlich schmeckend (obwohl knochentrocken), ähnlich wie ein alter Riesling. Kein Wein für normale Weintrinker, wohl aber für Abenteurer, die sich am Mangel von Frische und Frucht nicht stören und auch nicht daran, daß der Antica am Gaumen ein feines Tannin spüren läßt. Immerhin hat hat der Wein drei Monate auf den Schalen in der Amphore gelegen.
Preis: 29,80 Euro
Bezug: www.gute-weine.de
2013 Dingač, Vedran Kiridžija
Der Dingač ist einer der besten Rotweine Südosteuropas. Er kommt von der dalmatinischen Küste, genauer gesagt: von der Halbinsel Pelješac im Süden Kroatiens (nördlich von Dubrovnik). Die Rebsorte heißt Plavac Mali und wird außerhalb Kroatiens kaum angebaut. Sie ergibt schwere, leider oft auch lieblich ausgebaute Weine. Der Dingač des kleinen Winzers Vedran Kiridžija ist nicht nur trocken, sondern auch eines der leuchtenden Exemplare dieses Weins, der zu den besten Roten Kroatiens zählt. . Nur 5000 Flaschen kann er füllen. Obwohl sie für örtliche Verhältnisse teuer sind, sind sie schnell vergriffen.
Preis: 21,50 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.thewineandmore.com
2009 Amfora Brut Nature, Tomac
Tomac ist eine der besten kroatischen Sektkellereien – und eine der innovativsten. Seit 2006 baut sie einen Teil ihrer Grundweine in Amphoren aus. Dieser Schaumwein besteht zur Hälfte aus Chardonnay, zur anderen aus alten einheimischen Sorten aus dem kroatischen Hügelland nordwestlich von Zagreb. Die Trauben wurden sechs Monate im Tongefäss auf der Maische vergoren und anschliessend 18 Monate in großen Holzfässern ausgebaut, bevor sie per Flaschengärung versektet wurden: ein strahlender Stern am Sekthimmel Kroatiens.
Preis: 30,00 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.thewineandmore.com / Der 2010er ist in Deutschland bei www.grapefood.de erhältlich
2013 Principovac Traminac, Ilok Cellars
Schwer auszusprechen, aber einfach zu erklären: ein halbtrockener Gewürztraminer aus dem kontinentalen Teil der kroatischen Weinlande, also aus dem warmen Podunavlje direkt an der Grenze zu Serbien: ein reicher, ja verschwenderisch voller Wein mit Noten von Rosenblüten und Honig sowie nicht zu gering bemessenem Alkoholgehalt. Wer ihn genießen will, muß die Donau heerunterfahren direkt zur Kellerei nahe Vukovar.
Preis: 25,00 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.ilocki-podrumi.hr
2013 Aleph, Alen Bibic
Dieser schwere, aber im Inneren hochfeine Rotwein kommt aus einem Mini-Weinberg an der nördlichen dalmatinischen Küste , wo der Winzer Alen Bibic Bordeaux-Sorten gepflanzt hat. Nur in grossen Jahren erzeugt er aus ihnen den Aleph, seinen Spitzenwein (Cabernet Sauvignon 67%, Merlot 20 %, Cabernet Franc 13 %): Schwarze Johannisbeeren und Schwarzer Pfeffer, dazu ein Hauch von Eukalyptus und Oliven, umrahmt von weichem, süßem Tannin. Der Aleph (erster Buchstabe im hebräischen Alphabet) erhält regelmäßig hohe und höchste Wertungen der internationalen Weinpresse. Während er und die anderen Weine von Alen Bibic in den angelsächsischen Ländern gut vertreten sind, haben sie den Weg nach Deutschland noch nicht gefunden.
Preis: 130,00 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.thewineandmore.com
2017 Grk, Frano Milina Bire
Dieser charaktervolle Weißwein kommt von der Insel Korčula, wo der Garagenwinzer Frano Milina Bire die authochtone Sorte Grk anbaut. Sie wächst nur im Süden der Insel um das Städtchen Lumbarda und ergibt einen hochmineralischen Wein mit kräftigem Körper und lebendiger Säure, im Hintergrund ein Hauch von Honigmelone und Kräuterwürze. Er wurde im Edeltank vergoren und ausgebaut und ohne Schwefel abgefüllt.
Preis: 29,50 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.thewineandmore.com
2015 Korčula Pošip Sur Lie, Krajančić
Dieser Weißwein gehört zum Besten, was Kroatien zu bieten hat: ein stoffiger, entfernt an Pinot Gris erinnernder Wein, der aus der einheimischen Sorte Pošip gekeltert und in (gebrauchten) Barriques vergoren wurde: weich, fast ölig am Gaumen mit zarten Quitte- und Kräuteraromen. Er kommt ebenfalls von der Insel Korčula und besitzt trotz seines Körper- und Alkoholreichtums eine vibrierende Frische. Er sollte nicht zu kühl getrunken werden.
Preis: 16,30 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.thewineandmore.com
2015 Graševina „Mitrovac“, Krauthaker
Graševina ist die kroatische Name für Welschriesling, und Vlado Krauthaker ist der Meister dieser Sorte. Sein Graševina ist weit mehr als ein unkomplizierter Leichtwein. Er besitzt Substanz und macht Druck am Gaumen, ohne allerdings schwer zu sein oder die Frische zu vernachlässigen: blumig und mit dem Duft frischen Klarapfels in der Nase, auf der Zunge Noten von Pfirsich und Aprikose, dazu eine frische Säure. Er kommt aus dem slawonischen Teil Kroatiens, wo steirische und friaulsche Einflüsse deutlich zu spüren sind.
Preis: 9,99 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.feinkost-aus-kroatien.de
2015 Istra Teran, Kabola
Hinter der roten Rebsorte Teran verbirgt sich die bekanntere Refosco, die im Friaul weit verbreitet ist. Ihre besten Qualitäten aber ergibt sie – darin sind sich die Experten einig – in Istrien, also der ans Friaul angrenzenden nördlichen Halbinsel Kroatiens. Allerdings ist der Teran nie ein Mainstream-Wein. Er ist eher schlank, hat immer eine erhöhte Säure und viel Tannin. Dafür begeistert seine ausdrucksvolle, kirschige Frucht. Wer ein paar Flaschen dieses urtümlichen, modern vinifizierten Weins haben will, muß sich aufmachen zur Familie Kabola.
Preis: 16,00 Euro (umgerechnet)
Bezug: www.kabola.hr
2014 Hvar Plavac , Zlatan Otok Plenkovic
Dieser feurige (aber modern vinifizierte) Rotwein kommt von der Insel Hvar vor der Küste Süddalmatiens. Dort ist die Sorte Plavac Mali zu Hause. Sie wächst an den steilen, zur Adria abfallenden Hängen und ergibt einen sehr würzigen, kräftigen Wein mit Waldbeeren-Aroma , der entfernt an die Montepulciano-Weine der italienischen Abruzzen erinnern. Zlatan Plenkovic ist ein in ganz Kroatien bekannter Winzer, der mit viel Handarbeit und kleinsten Erträgen im Weinberg arbeitet.
Preis: 15,95 Euro
Bezug: www.kroatische-feinkost.de