Der Versuch einiger großer Brunello-Produzenten, für die Erzeugung des Rosso di Montalcino einen kleinen Anteil Merlot, Cabernet Sauvignon oder Syrah zuzulassen, ist gescheitert. Eine deutliche Mehrheit der Erzeuger war nicht bereit, das Produktionsstatut für diesen Wein zu ändern. Damit wird der Rosso di Montalcino weiterhinzu hundert Prozent aus Sangiovese-Trauben erzeugt – wie der Brunello. Im Frühjahr hatten die Brunello-Erzeuger bereits entschieden, das Produktionsstatut für ihren Spitzenwein nicht zu ändern und keine weiteren Rebsorten zuzulassen. Damit waren und sind Brunello di Montalcino und Rosso di Montalcino die einzigen toskanischen Rotweine, die ausnahmslos aus Sangiovese-Trauben erzeugt werden müssen.
Die Großen Pro, die kleinen Contra
„Endlich haben wir Klarheit und können diesen Fall abschließen, der uns seit über einem Jahr beschäftigt“, resümierte Ezio Rivella, der Präsident des Schutzkonsortiums Brunello und des Rosso di Montalcino. Glücklich dürfte er über den Ausgang der Abstimmung nicht gewesen sein. Der frühere Banfi-Direktor hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er für eine Lockerung des Sangiovese-Gebots ist, sowohl beim Rosso wie beim Brunello.
Auch Angelo Gaja, der in Montalcino das Weingut Pieve Santa Restituta besitzt, hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg, dass die Einbeziehung anderer Rebsorten in beide Weine von Vorteil wäre. An Abstimmung und Aussprache hatte er nicht teilgenommen.
Fünf Gründe dagegen
Die Gegner des Änderungsbegehrens pochen vor allem auf das Argument, dass der Erfolg und das Image des Brunello untrennbar mit der Sangiovese-Traube verbunden ist – historisch und ökonomisch. In den Tagen vor der Abstimmung hat sich – einmalig in der Welt – eine publizistische Kampagne formiert, in der Journalisten und Kritiker vor einer Aufweichung des Produktionsstatuts warnten.
Publizistische Kampagne
Nicht abzustreiten ist, dass die Ausnahmestellung des Brunello und des Rosso di Montalcino unter den toskanischen Rotweinen auf der besonderen Qualität der Sangiovese beruht. Montalcino gilt zu Recht als das Anbaugebiet, in dem diese Sorte ihren höchsten Ausdruck findet. Doch dieses Argument hat nur Gültigkeit für die Weine von den großen Terroirs. Durch die Ausweitung der Anbauzone von 450 Hektar (1975) auf 2400 Hektar sind auch Lagen einbezogen worden, die nicht die Voraussetzungen bieten, jedes Jahr Sangiovese-Qualitäten hervorzubringen, wie sie für einen Brunello oder für einen Rosso di Montalcino nötig sind. Besonders der Rosso kommt häufig aus Rand- oder Grenzlagen.
Sant’Antimo wenig erfolgreich
Ein großer Erfolg war den Sant’Antimo-Weinen leider nie beschieden. Deshalb der Versuch, das Statut des Rosso di Montalcino zu modifizieren, um es für diese Weine zu öffnen. Unter dem Namen Rosso di Montalcino erhoffen sich die Winzer mehr Erfolg, vor allem Castello Banfi, das 242 der 450 Hektar im Anbaugebiet Sant’Antimo DOC besitzt. Um eventuelle Nachteile auszugleichen, sollte die Tröpfchenberegnung (die in Montalcino generell verboten ist) erlaubt und die Vorschrift, dass die Weinberge am Hügel liegen müssen, gelockert werden.
Verlangt der deutsche Markt nach einem weicheren Rosso di Montalcino?
Damit ist die Frage noch nicht geklärt, wie der heutige Rosso di Montalcino wieder zu einem Wein werden kann, der seines Namens würdig ist. „Viele Märkte, vor allem Deutschland, Kanada und China, verlangen einen runderen, weicheren Rosso di Montalcino“, sagt Fabrizio Bindocci, Direktor des Weinguts Il Poggione. „Den Produzenten sollte erlaubt werden, auf diese Wünsche einzugehen.“
Die Chianti- und Chianti classico-Winzer hatten schon vor über zehn Jahren beschlossen, der Sangiovese, die die Basis ihrer Weine bildet, bis zu 20 Prozent anderer Sorten hinzufügen zu dürfen. Beim Vino Nobile di Montepulciano sind es sogar 30 Prozent. Carmignano, Pomino, Morellino di Scansano und alle anderen auf Sangiovese basierenden toskanischen Rotweine dürfen mehr oder minder hohe Anteile anderer Sorten enthalten. Ihr Ansehen ist vielleicht nicht so hoch wie das der Weine von Montalcino. Aber untergegangen im Meer internationaler Cuvées sind sie nicht.