Start WineHappens Portrait Armin Störrlein – Meister des fränkischen Silvaners

Armin Störrlein – Meister des fränkischen Silvaners

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Störrlein, ein raumfüllendes Mannsbild, könnte man sich rein optisch auch an der Spitze eines mittelständischen Unternehmens vorstellen. Seine Ansagen sind klar und deutlich, seine Meinungen pointiert, sein Wissen durch Erfahrung gestützt. Vielleicht hätte er auch in der Wirtschaft Karriere machen können. In seiner Jugend interessierte er sich stark für Motoren und Technik. Erst als sein Vater ihn fragte, ob er sich auch eine Zukunft als Winzer vorstellen könne, begann er sich langsam für Wein zu interessieren. Allerdings war er nur unter einer Bedingung bereit, in den väterlichen Betrieb in Randersacker einzusteigen: eine solide Ausbildung. Die erhielt er dann ein paar Häuser weiter beim Weingut Schmitt’s Kinder.

Nach der Lehre ins Burgund

Nach der Lehre und anschließender Fachschule zog es ihn ins Burgund. Bald darauf erkrankte der Vater. Wenig später starb er. Der Sohn, gerade 19jährig, stand urplötzlich vor der Entscheidung, ob er den mit 1,5 Hektar deutlich zu kleinen Betrieb in Randersacker übernehmen sollte. Von der Ausbildung her fühlte er sich der Sache gewachsen. Doch der Start war nicht leicht und – wie er heute zugibt – nicht frei von Fehlentscheidungen.

Rebstöcke litten unter der Belastung

„Mitte der achtziger Jahre habe ich gemerkt, dass es so nicht weitergehen kann. Wir erzeugten in Franken zu vordergründige, fast limonadige Weine und hatten mit 120, 140, ja 160 Hektoliter pro Hektar viel zu hohe Erträge. Dazu kamen die Neuzüchtungen. Mit dem Einsatz von Dünger und Spritzmitteln hatten wir die Rebstöcke zu Hochleistungssportlern gemacht. Sie litten unter der Belastung. Schon nach 30 Jahren mussten wir sie teilweise raushacken, weil sie zu alt waren.“

Schon damals überkam ihn eine Ahnung: „Wir rennen in die falsche Richtung.“ Seine Winzerkollegen Hans Ruck, Paul Fürst und Karl Schmitt sahen dies genauso. Nach vielen Diskussionen wechselten sie den Kurs – hin zu stoffigeren, hintergründigeren Weinen, die die unterschiedlichen Böden und Lagen Frankens zum Ausdruck bringen und auch für die gehobene Küche ein angemessener Speisebegleiter sind.

Bocksbeutel für 2,50 Mark im Supermarkt

Was dann kam, war schwierig: Die Preise waren im Keller. In den Supermärkten wurden Bocksbeutel für 2,50 Mark die Flasche angeboten. Die Gestehungskosten durch Reduzierung der Mengen nach oben zu treiben, war in dieser Situation ein Abenteuer.

Dennoch ließ sich Störrlein auf das Abenteuer ein – und er hatte Erfolg. Er kaufte Weinberge dazu, investierte in den Keller, wurde Mitbegründer der Vereinigung Trias, einer Gruppe von qualitätsbesessenen Winzern, deren Terroir-Philosophie für Franken wegweisend wurde.

Das Weingut J. Störrlein & Krenig in Randersacker

Wie Horst Sauer in Escherndorf hatte auch Störrlein als „Macher“ begonnen und war mit der Zeit zu einem sensiblen Beobachter der Natur mit einer Vorliebe für „minimalinvasive Eingriffe“ in den Weinberg geworden. Heute sieht man seinem Randersackerer Anwesen nicht an, aus welch bescheidenen Anfängen es einst entstanden ist.

Nach der Heirat von Tochter Christiane, einer Winzermeisterin, wurde das Weingut mit dem seines Schwiegersohns Martin Krenig verschmolzen. Seit vier Jahren heißt es offiziell J. Störrlein & Krenig. Gleichzeitig wuchs die Weinbergsfläche auf 12,5 Hektar an.

Liebe zum Riesling, Weißburgunder und Silvaner

Störrleins Liebe gilt Silvaner, Riesling und Weißburgunder, die in den besten Lagen Randersackers direkt am Main stehen. Vom Silvaner sagt er: Keine andere Rebsorte bringt die fränkischen Weinberglagen und Klimabedingungen besser zum Ausdruck als sie. „Ich möchte nicht, dass der Silvaner allzu sehr nach tropischen Früchten schmeckt. Bei den leichteren Qualitäten suche ich vor allem die frische Frucht, zum Beispiel den grünen Apfel. Die höheren Qualitäten sollten reifer sein, da dominieren die gelben Aromen, vor allem die Birne. Ab 100 Öchsle können auch Honig- undHaselnuss-Noten dazukommen.“

 

Ein Faible für Burgundersorten

Nicht abstreiten kann er, dass er seit seinem Ausreißversuch nach Frankreich ein Faible für Burgundersorten hat: „Sie nehmen in Franken wieder zu. Die Klimaveränderung begünstigt ihre Reife. Außerdem passen sie perfekt auf unsere Muschelkalkböden. Auf Schieferböden kann man unseren cremigen, weichen Burgunderstil in gleicher Weise nicht erreichen.“

Die Burgundersorten machen bei Störrlein fast 40 Prozent aus. Damit ist er in der Region mit an der Spitze. Vorbild beim Spätburgunder ist für ihn immer noch die Côte d’Or. „Beim Spätburgunder suche ich rote Früchte, nicht  schwarze, Kirschen vor allem, auch einen Hauch von Johannisbeeren, dazu Samtigkeit und Schmelz“, begeistert er sich für die Sorte. Übrigens seine Kunden zunehmend auch. Wer eine Alternative zu den großen Buntsandstein-Spätburgundern von Paul Fürst sucht, muss bei Störrlein & Krenig anklopfen.

Wie ein herbstlicher Früchtekorb

Ein weiterer Faible des Armin Störrlein ist ein kleiner Weinberg, der im Gemischten Satz mit Traminer, Muskateller, Burgunder, Riesling und Silvaner angelegt ist. Sie wachsen gemeinsam und werden gemeinsam gelesen. „Der Wein, der aus diesem Weinberg kommt, hat schon viele Liebhaber gefunden: „Schmeckt wie ein herbstlicher Früchtekorb mit Äpfeln, Birnen, Nüssen“, hört Störrlein sie oft sagen.

Behutsamer Übergang

Der Generationenwechsel hat sich bei den Störrleins längst angekündigt. Aber der Übergang vollzieht sich langsam. Schwiegersohn Martin Krenig, selbst gelernter Winzer, entscheidet alles, was den Weinberg betrifft – allerdings nicht ohne vorher intensiv mit Störrlein zu diskutieren. Störrleins Schwerpunkt ist der Keller. Tochter Christiane betreut die nach ihr benannte „Edition Christiane“: drei unkomplizierte, frische Weine für junge Leute. Ehefrau Ruth sorgt sich um Kunden und Gäste. Nur Enkeltochter Jula ist noch ohne Aufgabe im Betrieb. Sie wird gerade ein Jahr alt.

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