Armin Störrlein – Meister des fränkischen Silvaners

Armin Störrlein
Dass sich der Silvaner in Franken stark im Aufwind befindet, ist unter anderem Armin Störrlein zu verdanken. Der 65jährige Winzer aus Randersacker hat schon vor zwanzig Jahren begonnen, Weine jenseits von vordergründig zu keltern. Zusammen mit Schwiegersohn Martin Krenig interpretiert er heute Franken neu. Von Stefan Krimm

Störr­lein, ein raum­fül­len­des Manns­bild, könn­te man sich rein optisch auch an der Spit­ze eines mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­mens vor­stel­len. Sei­ne Ansa­gen sind klar und deut­lich, sei­ne Mei­nun­gen poin­tiert, sein Wis­sen durch Erfah­rung gestützt. Viel­leicht hät­te er auch in der Wirt­schaft Kar­rie­re machen kön­nen. In sei­ner Jugend inter­es­sier­te er sich stark für Moto­ren und Tech­nik. Erst als sein Vater ihn frag­te, ob er sich auch eine Zukunft als Win­zer vor­stel­len kön­ne, begann er sich lang­sam für Wein zu inter­es­sie­ren. Aller­dings war er nur unter einer Bedin­gung bereit, in den väter­li­chen Betrieb in Rand­er­sa­cker ein­zu­stei­gen: eine soli­de Aus­bil­dung. Die erhielt er dann ein paar Häu­ser wei­ter beim Wein­gut Schmitt’s Kinder.

Nach der Lehre ins Burgund

Nach der Leh­re und anschlie­ßen­der Fach­schu­le zog es ihn ins Bur­gund. Bald dar­auf erkrank­te der Vater. Wenig spä­ter starb er. Der Sohn, gera­de 19jährig, stand urplötz­lich vor der Ent­schei­dung, ob er den mit 1,5 Hekt­ar deut­lich zu klei­nen Betrieb in Rand­er­sa­cker über­neh­men soll­te. Von der Aus­bil­dung her fühl­te er sich der Sache gewach­sen. Doch der Start war nicht leicht und – wie er heu­te zugibt – nicht frei von Fehlentscheidungen.

Rebstöcke litten unter der Belastung

„Mit­te der acht­zi­ger Jah­re habe ich gemerkt, dass es so nicht wei­ter­ge­hen kann. Wir erzeug­ten in Fran­ken zu vor­der­grün­di­ge, fast limo­na­di­ge Wei­ne und hat­ten mit 120, 140, ja 160 Hek­to­li­ter pro Hekt­ar viel zu hohe Erträ­ge. Dazu kamen die Neu­züch­tun­gen. Mit dem Ein­satz von Dün­ger und Spritz­mit­teln hat­ten wir die Reb­stö­cke zu Hoch­leis­tungs­sport­lern gemacht. Sie lit­ten unter der Belas­tung. Schon nach 30 Jah­ren muss­ten wir sie teil­wei­se raus­ha­cken, weil sie zu alt waren.“

Schon damals über­kam ihn eine Ahnung: „Wir ren­nen in die fal­sche Rich­tung.“ Sei­ne Win­zer­kol­le­gen Hans Ruck, Paul Fürst und Karl Schmitt sahen dies genau­so. Nach vie­len Dis­kus­sio­nen wech­sel­ten sie den Kurs – hin zu stof­fi­ge­ren, hin­ter­grün­di­ge­ren Wei­nen, die die unter­schied­li­chen Böden und Lagen Fran­kens zum Aus­druck brin­gen und auch für die geho­be­ne Küche ein ange­mes­se­ner Spei­se­be­glei­ter sind.

Bocksbeutel für 2,50 Mark im Supermarkt

Was dann kam, war schwie­rig: Die Prei­se waren im Kel­ler. In den Super­märk­ten wur­den Bocks­beu­tel für 2,50 Mark die Fla­sche ange­bo­ten. Die Geste­hungs­kos­ten durch Redu­zie­rung der Men­gen nach oben zu trei­ben, war in die­ser Situa­ti­on ein Abenteuer.

Den­noch ließ sich Störr­lein auf das Aben­teu­er ein – und er hat­te Erfolg. Er kauf­te Wein­ber­ge dazu, inves­tier­te in den Kel­ler, wur­de Mit­be­grün­der der Ver­ei­ni­gung Tri­as, einer Grup­pe von qua­li­täts­be­ses­se­nen Win­zern, deren Terroir-Philosophie für Fran­ken weg­wei­send wurde.

Das Weingut J. Störrlein & Krenig in Randersacker

Wie Horst Sau­er in Eschern­dorf hat­te auch Störr­lein als „Macher“ begon­nen und war mit der Zeit zu einem sen­si­blen Beob­ach­ter der Natur mit einer Vor­lie­be für „mini­mal­in­va­si­ve Ein­grif­fe“ in den Wein­berg gewor­den. Heu­te sieht man sei­nem Rand­er­sa­cke­rer Anwe­sen nicht an, aus welch beschei­de­nen Anfän­gen es einst ent­stan­den ist.

Nach der Hei­rat von Toch­ter Chris­tia­ne, einer Win­zer­meis­te­rin, wur­de das Wein­gut mit dem sei­nes Schwie­ger­sohns Mar­tin Kre­nig ver­schmol­zen. Seit vier Jah­ren heißt es offi­zi­ell J. Störr­lein & Kre­nig. Gleich­zei­tig wuchs die Wein­bergs­flä­che auf 12,5 Hekt­ar an.

Liebe zum Riesling, Weißburgunder und Silvaner

Störr­leins Lie­be gilt Sil­va­ner, Ries­ling und Weiß­bur­gun­der, die in den bes­ten Lagen Rand­er­sa­ckers direkt am Main ste­hen. Vom Sil­va­ner sagt er: Kei­ne ande­re Reb­sor­te bringt die frän­ki­schen Wein­berg­la­gen und Kli­ma­be­din­gun­gen bes­ser zum Aus­druck als sie. „Ich möch­te nicht, dass der Sil­va­ner all­zu sehr nach tro­pi­schen Früch­ten schmeckt. Bei den leich­te­ren Qua­li­tä­ten suche ich vor allem die fri­sche Frucht, zum Bei­spiel den grü­nen Apfel. Die höhe­ren Qua­li­tä­ten soll­ten rei­fer sein, da domi­nie­ren die gel­ben Aro­men, vor allem die Bir­ne. Ab 100 Öchs­le kön­nen auch Honig- undHaselnuss-Noten dazukommen.“

2009 Randersacker Sonnenstuhl GG Silvaner

 

Ein Faible für Burgundersorten

Nicht abstrei­ten kann er, dass er seit sei­nem Aus­reiß­ver­such nach Frank­reich ein Fai­ble für Bur­gun­der­sor­ten hat: „Sie neh­men in Fran­ken wie­der zu. Die Kli­ma­ver­än­de­rung begüns­tigt ihre Rei­fe. Außer­dem pas­sen sie per­fekt auf unse­re Muschel­kalk­bö­den. Auf Schie­fer­bö­den kann man unse­ren cre­mi­gen, wei­chen Bur­gun­der­stil in glei­cher Wei­se nicht erreichen.“

Die Bur­gun­der­sor­ten machen bei Störr­lein fast 40 Pro­zent aus. Damit ist er in der Regi­on mit an der Spit­ze. Vor­bild beim Spät­bur­gun­der ist für ihn immer noch die Côte d’Or. „Beim Spät­bur­gun­der suche ich rote Früch­te, nicht  schwar­ze, Kir­schen vor allem, auch einen Hauch von Johan­nis­bee­ren, dazu Sam­tig­keit und Schmelz“, begeis­tert er sich für die Sor­te. Übri­gens sei­ne Kun­den zuneh­mend auch. Wer eine Alter­na­ti­ve zu den gro­ßen Buntsandstein-Spätburgundern von Paul Fürst sucht, muss bei Störr­lein & Kre­nig anklopfen.

Wie ein herbstlicher Früchtekorb

Ein wei­te­rer Fai­ble des Armin Störr­lein ist ein klei­ner Wein­berg, der im Gemisch­ten Satz mit Tra­mi­ner, Mus­ka­tel­ler, Bur­gun­der, Ries­ling und Sil­va­ner ange­legt ist. Sie wach­sen gemein­sam und wer­den gemein­sam gele­sen. „Der Wein, der aus die­sem Wein­berg kommt, hat schon vie­le Lieb­ha­ber gefun­den: „Schmeckt wie ein herbst­li­cher Früch­te­korb mit Äpfeln, Bir­nen, Nüs­sen“, hört Störr­lein sie oft sagen.

Behutsamer Übergang

Der Gene­ra­tio­nen­wech­sel hat sich bei den Störr­leins längst ange­kün­digt. Aber der Über­gang voll­zieht sich lang­sam. Schwie­ger­sohn Mar­tin Kre­nig, selbst gelern­ter Win­zer, ent­schei­det alles, was den Wein­berg betrifft – aller­dings nicht ohne vor­her inten­siv mit Störr­lein zu dis­ku­tie­ren. Störr­leins Schwer­punkt ist der Kel­ler. Toch­ter Chris­tia­ne betreut die nach ihr benann­te „Edi­ti­on Chris­tia­ne“: drei unkom­pli­zier­te, fri­sche Wei­ne für jun­ge Leu­te. Ehe­frau Ruth sorgt sich um Kun­den und Gäs­te. Nur Enkel­toch­ter Jula ist noch ohne Auf­ga­be im Betrieb. Sie wird gera­de ein Jahr alt.

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