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Schnee auf den Palmen: Strenger Winter im Malbec-Land Argentinien

Während Europa unter der Sommerhitze ächzt, erlebt Argentinien einen Winter wie schon lange nicht mehr. Kalter Wind, Minusgrade und stellenweise Schnee. Die ersten Fotos vom Schnee auf den Palmen um die Kellerei Trapiche in Mendoza gingen letzten Donnerstag per Twitter um die Welt. Mendoza ist Argentiniens Hauptanbaugebiet für die rote Malbec-Traube. Die Weine aus ihr sind der Exportschlager des Landes. Von Jens Priewe

Schnee ist in Mendoza nichts Ungewöhnliches. Auf den Gipfeln der Anden ist er auch im Sommer optisch stets präsent – in der Ferne. Dass die Schnellfallgrenze aber bis hinunter in die Stadt reicht, ist ungewöhnlich – und ein weiteres Indiz für die globale Erwärmung. Denn eigentlich ist Mendoza ein heißes und extrem trockenes Anbaugebiet.

Ohne künstliche Bewässerung wäre Weinbau dort nicht möglich. Das Wasser kommt im Sommer von den schmelzenden Schneefeldern der Anden und wird über ein Kanalsystem in die Weinberge geleitet. Auch die 1,1 Millionen Einwohner-Metropole würde ohne das Andenwasser nicht lebensfähig sein. Jeder Tropfen Feuchtigkeit ist willkommen – auch als Schnee.

Malbec ist die wichtigste Rebsorte Argentiniens. Sie stammt ursprünglich aus Frankreich, wird heute aber nur noch im Anbaugebiet von Cahors bei Toulouse in größerem Stil kultiviert. Im Bordeaux ist sie nur noch selten anzutreffen. In dem kühlen Klima, das dort herrscht, reift sie nicht zuverlässig aus.

In der südlichen Provinz Mendoza, etwa in Lujan de Cuyo, Vistalba und Perdriel findet die Malbec ideale Bedingungen vor. Sie ergibt dort dunkle, stark tanninhaltige Rotweine mit Noten von Brombeeren, Kirschen, Nelkengewürz und Vanille. Die Spitzengewächse kosten 30 Euro pro Flasche, teilweise auch deutlich mehr. Sie gehören zu den besten überseeischen Rotweinen überhaupt. Mehrere europäische Güter haben bereits Investments in Mendoza getätigt, unter anderem Chateau Cheval Blanc.

Die Kellerei Trapiche gehört zu den Großen im Geschäft mit dieser Sorte. Ihre Spitzen-Malbecs von ausgewählten Lagen werden international mit 91-94/100 bewertet und kosten 29,99 Euro (www.vino-fino.de). Ihr 2006er Lagen-Malbec Federico Villafañe wurde kürzlich zum besten argentinischen Wein dieser Sorte gewählt. In Deutschland ist er leider ausverkauft.

Die einfachen Malbec-Weine sind oft von durchschnittlicher Qualität. Ihr Tannin ist hart und ihre Säure hoch. Im Verschnitt mit Cabernet Sauvignon und Merlot sind sie runder. Bei den mittelpreisigen Weinen fällt der oft zu hohe Holzeinsatz auf. Ein moderater reinsortiger Malbec im Trapiche-Sortiment ist der Colección Roble für 7,99 Euro.

Zurück zum Schnee: Er ist in Mendoza willkommen. Nach zwei Dürrejahren kann der Boden wieder Feuchtigkeit speichern. Aber Argentinien friert gleichzeitig. Die Temperaturen sind in Buenos Aires unter null Grad gesunken. Schlimmer ist es in Mendoza. Dort bibbert man nicht nur, man zittert auch. Die besten Malbec-Weinberge liegen auf 800 Metern Höhe, und die Rebstöcke sind sehr frostempfindli

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