Loch Uigeadail, ein Wasserreservoir auf Islay, circa 300 Meter mal 500 Meter groß und etwa 1,5 Meilen nördlich der Ardbeg Destillery gelegen, ist eine der beiden Wasserquellen der Brennerei. Sie diente als Namensgeberin für die 2003 ins Leben gerufene Abfüllung Ardbeg Uigeadail.
Der Uigeadail ist ein unglaublich intensiver und komplexer Cask Strength Malt ohne Altersangabe, der weder gefärbt noch kältefiltriert (non chill-filtered) ist.
Uigeadail L3, erstmals im Oktober 2003 als „Traditional Strength“ abgefüllt (Foto unten, links), enthielt im Wesentlichen 1993er Ardbeg aus dem Bourbonfass und sherryfassgelagerten Malt von 1975 (Oloroso Sherry). Das zweite Batch kam 2004 heraus – immer noch in der „alten“ stabilen Hartbox mit Klappdeckel (Fotomitte) und wie zuvor als „Traditional Strength“. Die hier verwendeten Sherryfässer waren Fino Casks, die dem Whisky einen trockeneren Charakter verliehen. Später, im Laufe des Jahres 2004, wurde dann auf dem Frontlabel der Schriftzug „Traditional Strength“ gegen „Non Chill-Filtered“ ersetzt.
Mitte 2005 stellte Ardbeg auf Faltschachteln um (Foto, rechts: Hier die neueste Ausführung – ab 2009). Die weiteren Batches fielen recht unterschiedlich aus, wohl auch, weil keine alten Fässer der Siebzigerjahre mehr zur Verschneidung zur Verfügung standen. Dadurch wurden die ersten Uigeadails (die „Traditional Strengths“) schnell zu Sammlerstücken.
Auf der Ayler Kupp, der weltbekannten Weinlage mit sagenhaftem Blick ins Saartal, fand unser Uigeadail-Tasting statt. Bereits im Herbst 2011 hatten wir in einem Blind Tasting die Batches L3, L4, L5, L6, L9 und L10 verkostet. Jetzt bekamen wir nochmals die Gelegenheit, alle neun verschiedenen Abfüllungen bis L11 zu probieren.
Tasting Notes
Ardbeg Uigeadail – Allgemein
Farbe: Blasses Gold bis hin zu dunklem Stroh
Nase: Zart salzige, fruchtige Sherrysüße mit Honignoten. Dazu stark rauchiger Torf und malziges Getreide.
Geschmack: Torfige, rauchige, teils cremige Sherryaromen, die in einer variierenden Süße gut eingebundenen sind, teils mit Karamell, Zitrone/Limone und Vanille. Sehr komplexes und mächtiges Mundgefühl.
Finish: Lang, mit einem schönen Spiel zwischen Rauch, Torf und Malz sowie der vorhandenen (und variierenden), teils fruchtigen Süße.
Nachfolgend nun die einzelnen Jahrgänge. Es sei noch erwähnt, dass uns die Angabe der Bottlecodes wichtig erscheint, denn es gibt selbst Unterschiede in den einzelnen Jahren – (einige Batches standen uns in doppelter Ausführung zur Verfügung). Der Bottlecode sagt aus, wann die Flasche abgefüllt wurde; zum Beispiel bedeutet „L3 283“ abgefüllt am 283. Tag in 2003, das heißt am 10.Oktober 2003.
2003 – Bottlecode L3 283 00:43 4ML
Nase: „Echte“ und mächtige Sherrysüße, zart salzig.
Geschmack: Wie Nase, komplexer Sherry, sehr torfig, Asche.
Finish: Lang, am Ende zart bitter werdend.
91 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 91 / Finish: 90)
Preis: ca. 120 bis 150 Euro
2004 – Bottlecode L4 188 07:25 4ML
Nase: Etwas dünnere Nase, salziger als L3, trockener und toll eingebundener Sherry.
Geschmack: Trockener Sherry, weniger Torf, sehr harmonisch und ausgewogen.
Finish: Lang, nun weniger Sherry, dafür zarte Kakaonoten, mehr Rauch und süßer Torf bis zum Ende. Klasse!
92 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 92 / Finish: 92)
Preis: ca. 120 Euro
2005 – Bottlecode L5 290 11:48 4ML
Nase: Wieder salziger als L3, viel Honig, etwas unrunder und spritiger.
Geschmack: Torfige Honigsüße, weniger Zitrusfrüchte als der L6 und weniger Sherry.
Finish: Lang, süß, torfig, wird leicht bitter.
90 Punkte (Nase: 90 / Geschmack: 90 / Finish: 89)
Preis: ca. 100 Euro
2006 – Bottlecode L6 313 10:14 4ML
Nase: Süße Sherrynoten mit viel Honig, etwas Zitrone, dicker und cremiger als L5.
Geschmack: Mächtige, jedoch sehr süße und torfige Sherrykombination.
Finish: Lang, harmonischer Gesamteindruck aus Rauch, Torf und Süße, etwas trocken.
90 Punkte (Nase: 90 / Geschmack: 89 / Finish: 90)
Preis: ca. 100 Euro
2007 – Bottlecode L7 257 09:15 4ML
Nase: Ähnlich dem L8, etwas spritiger und zart salzig, dennoch rund.
Geschmack: Sehr weicher Start, Zuckersüße, zarter Sherry.
Finish: Sehr lang, spritig, so gut wie kein Torf und Rauch – nur diese zuckersüße Note.
89 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 89 / Finish: 86)
Preis: ca. 80 Euro
2008 – Bottlecode L8 042 16:51 4ML
Nase: Angenehme, cremig mächtige Sherrysüße, ölig, rauchig, etwas Torf.
Geschmack: Dickes Mundgefühl mit mehr Sherry, Torf, ohne die salzige Zitrone des L9.
Finish: Lang, jetzt rauchiger, aber weniger Torf; volle, cremige Vanille – rund und ausgewogen. Klasse!
92 Punkte (Nase: 92 / Geschmack: 92 / Finish: 91)
Preis: ca. 80 Euro
2009 – Bottlecode L9 230 12:28 6ML
Nase: Weniger Sherry, etwas Honig, Zitrone und Salz, stechend, geringe Geruchsentfaltung.
Geschmack: Viel salzige Zitrone, rauchige Sherry-/Honigsüße.
Finish: Mittellang, rauchiger Torf und Malz, keine cremige Süße, etwas Vanille kommt hinzu.
88 Punkte (Nase: 87 / Geschmack: 88 / Finish: 89)
Preis: ca. 65 Euro
2010 – Bottlecode L10 151 11:48 6ML
Nase: Angenehme, sherrybetonte Süße, jedoch nicht so cremig wie L8, mehr Vanille.
Geschmack: Mächtig, sehr torfig, zart salzig, sehr komplex und ausgewogen.
Finish: Sehr lang, komplex und harmonisch. Schöner Mix aus Torf, Sherry und Honig.
92 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 92 / Finish: 92)
Preis: ca. 60 Euro
2011 – Bottlecode L11 028 14:36 6ML
Nase: Stark salzig, ähnlich L9, spritiger, dünner, wenig Sherry mit weniger Süße.
Geschmack: Stark salzig, wuchtige Zuckersüße ohne fruchtige Sherrynoten.
Finish: Mittellang, zuckersüß mit mehr Rauch wie Torf, etwas Vanille.
88 Punkte (Nase: 88 / Geschmack: 88 / Finish: 87)
Preis: ca. 60 Euro
Bemerkung: Die Abfüllungen L3 bis L8 sind auf dem Markt so gut wie vergriffen.
Fazit: L4, L8 und L10 haben uns am besten gefallen und dennoch sind alle drei unterschiedlich.