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Ardbeg – Twenty One Committee Release 2016 vs. Vintage 1977 und 1978

Ardbeg Twenty One – eine der meistdiskutierten Abfüllungen der letzten Zeit. Zu teuer, qualitativ schlecht und somit ein miserables Preis-Leistungsverhältnis – und doch innerhalb der ersten Stunde ausverkauft! Ist das wirklich so, wollten wir wissen! Was kann die neue Committee Release und waren die 370 Euro Ausgabepreis gerechtfertigt?

Da diese Abfüllung noch aus der „alten“ Zeit, vor der damaligen Schließung destilliert wurde, passen die älteren Vintage-Abfüllungen von 1977 und 1978 perfekt für dieses Tasting.


Tasting Notes


Ardbeg 1998 OB 1978 ~20y bottled from 1997-1999 – 43%
89

Farbe: Volles Gold
Nase: Trocken, staubiges Gerstenmalz, Leder, wachsartiger Honig, getrocknete Scheiben von Limonen, Zitronen und Orangen. Schwach würzig, mit nur dezenter Rauchnote versehen.
Geschmack: Jetzt wesentlich fetter, als die Nase es erahnen lässt. Wachs, Honig und eine sich aufbauende maritime Würze. Herbe Kräuter, etwas Eichenholz, leichte Harz- und Torfnoten, immer mächtiger werdend.
Finish: Mittellang – mit ordentlichem Holzeinfluss. Grüne Aromen und eine Portion Nussextrakt ergänzen die Noten aus dem Geschmack. Klingt mit einer zart trockenen Frische aus.
Bemerkung: Bleibt etwas unter den Erwartungen zurück.
89 Punkte (Nase: 87 / Geschmack: 90 / Finish: 89)


Ardbeg 21y 2016 OB Twenty One Committee Release – Ex-Bourbon C. – 46%
91

Farbe: Strohgelb
Nase: Gelb-grüne Fruchtaromen mit angenehmer, dichter Würze. Papaya, Mango und dezente Zitrone mit der von Salz getragenen Würze. Sehr cremig, ja schon wachsartig in der Nase. Torf, Rauch und medizinische Noten agieren im Hintergrund mit zarten karamellisierten Aromen von braunen Zuckerwürfeln und Vanille.
Geschmack: Eher schlanker Körper, jedoch mit viel maritimer Würze und sofort mächtig werdend. Gelb-grün, rauchige Fruchtkombination, die leicht teerhaltig und sehr gradlinig auf der Zunge wirken. Trockener Torf, Ledernoten mit zart staubigem Papier und ein wenig Holz lassen ihn hin zum Finish recht trocken erscheinen.
Finish: Mittellang – trocken-herb und ausgewogen-rauchig. Die Fruchtaromen sind abgeklungen, und Noten von Honig, weißer Schokolade, Pfeffer, Asche und etwas Kohle kommen zum Vorschein. Maritime Noten mit leckerem Torf kleben auf der Zunge.
Bemerkung: Ein toller Ardbeg, der in turbulenten Zeiten destilliert wurde. Well done!
91 Punkte (Nase: 91 / Geschmack: 91 / Finish: 90)


Ardbeg 2001 OB 1977 ~24y bottled from 2001-04 Am. oak ex-bourb. barrels – 46%
93

Farbe: Gold
Nase: Yes … fruchtig-rauchig-prickelnd-maritim – Islay! Erdig-torfige Aromen mit nassem Leder, Humusboden und Laub. Dazu Orangenlikör und dunkle „unsüße“ Noten von Teer, Kohle, Tabak, Humidor und Lagerfeuer. Absolut harmonisch, düster, frisch und lecker. Nach einiger Zeit im Glas entsteht eine zart-süße Vanillenote, und intensivere Fruchtaromen kommen hinzu.
Geschmack: Fetter, runder Start mit allem, was man sich von altem Ardbeg  erwartet: Torf, Rauch, rote und dunkle Früchte mit einer fantastischen  salzigen Würze. Frisch mit Minze und Eukalyptus, aber auch cremig mit Schokolade, Pudding, Sahne, Karamell, Vanille … und dann wieder Erde, Tabak, Leder, Kohle, nasse Pappe. Was für ein genialer Geschmack!!
Finish: Lang – cremig-dunkle Schokolade, Kakao, Torf, Mokka, Tabak, nasse Pappe und Asche. Der Rauch von einem lodernden Lagerfeuer und dazu wieder weiche Noten von Sahnepudding mit Unmengen von Torf.
Bemerkung: Was für ein Teil Whiskygeschichte in Trinkstärke – nahezu perfekt. Nur schade, dass es so viele unterschiedliche Abfüllungen dieses Vintage 1977 gibt, die leider nicht an dieses Meisterstück heranreichen.
93 Punkte (Nase: 92 / Geschmack: 94 / Finish: 93)


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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