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Ardbeg Supernova – vier Abfüllungen im direkten Vergleich

Im September ist die neue Supernova Committee SN2014 Release herausgekommen. Der nach einer Sternenexplosion benannte Ardbeg Supernova gab sein Debüt in 2009, ebenfalls als Committee Abfüllung. Ob die aktuelle Abfüllung auch der Sternenexplosion des Ersten gleich kommt? Der direkte Vergleich wird es zeigen.

Als junger (~achtjähriger) Whisky mit hohem Alkoholgehalt begann die Geschichte des Supernovas im Dezember 2008. Da offiziell keine Altersangaben mehr bei den letzten Ardbeg Abfüllungen wie Alligator, Ardbog, Auriverdes oder Galileo und Uigeadail gemacht wurden, so erscheint auch diese Supernova Abfüllung als NAS (No Age Statement). Im Vergleich zu den ersten Abfüllungen, die in Bourbonfässer reiften, hat Ardbeg bei der aktuellen Sherryfass-Einwirkungen bestätigt. Ob diese zusätzlichen Aromen den Whisky noch höher katapultieren können, jetzt hier…

[Da für uns kein Unterschied zwischen der 2008er Committee Release und der kurz darauf veröffentlichten Stellar Release (beide 58,9%) zu erfahren war, gelten die Stellar Release Notes auch für die Committee Abfüllung!]

Tasting Notes


Ardbeg 2008 Supernova Committee Release 100ppm bourbon casks 2400btl – 58,9%
Ardbeg 2009 Supernova Stellar release 100ppm bourbon casks 18.000btl – 58,9%
90

Farbe: Sonnenlicht
Nase: Alkoholische Note, die jedoch schnell scharfer Zitrone, grünem Apfel, Minze, rauchig-süßem Torf und Teer Platz machen. Pfeffer mit Chiliaromen, aber auch erdig und grasig zugleich. Nach etwas längerem Atmen steigen dezente Tee- und Kaffeearomen im Glas auf.
Geschmack: Cremig-dick mit rauchig-salziger Zitrone, zuckersüßem Malz und verkohltem Holz, Asche und Ruß. Hinzu kommen Noten von Anis, Kardamom und immer mehr Pfeffer, der die Bourbon-Vanillesüße ins Abseits schiebt.
Finish: Ultralang – jetzt explodiert der Stern endgültig und lässt den torfigen Phenolen freien Lauf. Nach Abklingen des pfeffrigen Zitronenaromas erscheinen Noten von Espresso, Lakritz und etwas Schokolade. Durchgehend leicht süßlicher und rauchiger Torf bis zum Abwinken.
90 Punkte (Nase: 89 / Geschmack: 90 / Finish: 91)


Ardbeg Supernova 2010Ardbeg 2010 Supernova SN2010 100ppm bourbon casks 18.000btl – 60,1%
88

Farbe: Sonnenlicht
Nase: Süßer Torf, alkoholisch und sehr, sehr viel grasige Zitronenaromen, die mit rauchigen Phenolen und leckeren Vanillearomen versehen sind. Dazu kommt eine ordentliche Portion Salz und kribbelig-schwarzer Pfeffer in der Nase.
Geschmack: Süß und metallisch, bitter-herber Zitronensaft, etwas Lakritze und die torfig-rauchige Bourbonsüße mit viel maritimer Salzigkeit.
Finish: Lang – salzig und zugleich süße Bourbonfass-Noten. Trockener Torf mit rauchigen Phenolen und unterlegter Vanille kommt nun besser zur Geltung, und das Finish beginnt zu glühen. Trocken-salzige Zitronenaromen und eine Menge Torf bleiben auf der Zunge zurück.
Bemerkung: Am Ende kommt doch noch der Ardbeg-Torf!
88 Punkte (Nase: 89 / Geschmack: 87 / Finish: 89)


Ardbeg 2014 Supernova Committee SN2014 Release 100ppm sherry matured – 55%
88

Farbe: Weißwein
Nase: Angenehm, rund und fett! Noten von einem BBQ mit geräuchertem Nussschinken und salzigem Fleisch, nicht übermäßig süß, dafür mit Kohle, Torf und leicht medizinischen Phenolen. Dazu Teer, Jod, Seetang, Algen und weißer Pfeffer. Insgesamt für Supernova aber eher eine verhaltene Nase ohne viele Ecken und Kanten.
Geschmack: Harmonisch-süß startend, mit einer angenehmen torfigen Würze, viel Rauch und gut integrierten Phenolen. Die junge Alkoholkultur wird geschickt mit honig-/zuckersüßen Einschlägen aufgearbeitet, sodass das Geschmackserlebnis angenehm kaschiert erscheint. Wenige Fruchtaromen und etwas Minze kommen gegen Ende noch hinzu – jedoch auch hier für Supernova eher dezent und ungewöhnlich.
Finish: Lang – bitter-herb werdend, eine kräutrige Frische kommt auf, grüne Tannennadeln und immer stärker einsetzende Süße aus Zucker und etwas Honig gegen Ende.
Bemerkung: Eher ein „normaler“, neumodischer Ardbeg als ein Supernova!
88 Punkte (Nase: 89 / Geschmack: 89 / Finish: 86)


Fazit: Die älteren Supernovas, vor allem der erste, wirken geradliniger, ohne experimentellen oder künstlichen Touch. Für uns ist und bleibt die erste Version der Supernova-Reihe die beste – und das nicht nur, weil wir ihn erstmals 2009 auf Islay vor Ort probieren durften!


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Autor

Jens Priewe
Jens Priewe
Jens Priewe hat viele Jahre als Politik- und Wirtschaftsjournalist gearbeitet, bevor er auf das Thema Wein umsattelte. Er schreibt Kolumnen für den Feinschmecker und für das schweizerische Weinmagazin Merum. Für den Weinkenner, dessen Gesellschafter er ist, hat er seit der Gründung über 200 Artikel beigesteuert. Außerdem ist er Verfasser mehrerer erfolgreicher Weinbücher (u. a. „Wein – die grosse Schule“, „Grundkurs Wein“). Er stammt aus Schleswig-Holstein, lebt aber seit fast 40 Jahren in München.

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