Dienstag, Oktober 8, 2024
15.2 C
München
spot_img

Schwierige Geburt eines schweren Weins: Amarone D.O.C.G.

Einer der wichtigsten Rotweine Italiens ist nach 15jährigen Auseinandersetzungen endlich in die höchste Qualitätsweinkategorie D.O.C.G. aufgenommen worden: der Amarone. Das neue Produktionsstatut wird die Qualität des Weins weder verbessern noch verschlechtern. Es schreibt aber die Ausweitung der Anbauzone bis in die Ebene fest und stellt sicher, dass auch in Extremjahren wie 2003 Amarone abgefüllt werden kann.

Im Mai tritt mit der Veröffentlichung im italienischen Gesetzesblatt das neue Produktionsstatut des Amarone della Valpolicella in Kraft. Dieser Wein, der aus Trauben gekeltert wird, die auf Strohmatten oder in Klimakammern getrocknet werden, erhält dann die kontrollierte und garantierte Ursprungsbezeichnung (D.O.C.G.). Gleiches gilt für den süßen Recioto della Valpolicella, während mit dem Ripasso eine neue D.O.C. entsteht. Der einfache Valpolicella behält seine D.O.C.

Amarone auch aus der Po-Ebene

Fast 15 Jahre lang hatten die Produzenten um die neue D.O.C.G. gestritten. Die in Verona traditionell starke Weinindustrie wollte unbedingt die Ausweitung des Anbaugebiets in die Ebene festschreiben – also sicher stellen, dass der Amarone nicht nur in der Hügelzone erzeugt werden darf, sondern seine Trauben auch aus der Ebene kommen dürfen.

Zwar war die Ebene auch in der Vergangenheit als Amarone-Anbaugebiet zugelassen. Doch durften nur maximal 70 Prozent der Trauben eines Weinbergs für die Herstellung des Amarone verwendet werden. Jetzt sind es 65 Prozent. Aus den restlichen 35 Prozent muß einfacher Valpolicella oder Ripasso produziert werden. Bei letzterem Wein wird der junge Valpolicella auf den Schalen des Amarone nachvergoren, so daß ein kräftigerer, komplexerer Valpolicella entsteht. Dieses Verfahren heißt traditionell Ripasso, eine Bezeichnung, die die Kellerei Masi als Trademark für ihren Wein Campofiorin reserviert hatte. Auch hier waren jahrelange Debatten nötig, um die Bezeichnung für alle freizugeben.

Gigantischer Anstieg der Amarone-Produktion

Der Amarone ist historisch ein Wein der classico-Zone, die lediglich das Hügelland umfasst. Das heißt: die Täler von Fumane, Marano, Negrar und Pedemonte sowie das Valpantena. Nur dort lassen sich bodenbedingt jene Qualitäten erzielen, die für einen anspruchsvollen Wein nötig sind. Doch historische Güter wie Masi, Tedeschi, Allegrini und andere familiengeführte Betriebe konnten am Ende nicht durchsetzen, die Amarone-Produktion auf das Hügelland zu beschränken.

Die Erfolge des Amarone auf den internationalen Märkten hatten längst dazu geführt, dass die Weinindustrie, die in Verona traditionell stark ist, Trauben für den Amarone auch aus den flachen, zur Po-Ebene abfallenden Gebieten zukauft. Nur so war es möglich, dass die Amarone-Produktion von 1,5 Millionen Liter in 1997 auf 10 Millionen Liter in 2007 gestiegen ist. Dieses Rad ließ sich nicht mehr zurückdrehen.

Der Amarone wird süßer

Kompliziert und im Resultat wenig nachvollziehbar sind die Regelungen für den Restzuckergehalt. War es bisher so, dass bei einem Amarone mit 14 Vol.% Alkohol maximal 11,6 Gramm Restzucker zulässig waren, so steigt der zulässige Restzuckergehalt jetzt mit jeden 0,1 Vol.% mehr auch um 0,1 Gramm. Ein Amarone mit 16 Vol.% kann also über 13 Gramm Restsüße aufweisen – der Unterschied zum Recioto, dem Dessertwein, wird also geringer.

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Autor

Must know

- Anzeige -spot_img

Ähnliche Artikel

- Anzeige -spot_img