Alternative zum Weinkeller

Nicht alle, aber vie­le Wei­ne brau­chen Zeit, um sich zu ent­wi­ckeln. Des­halb lohnt es, sich einen klei­ne­ren oder grö­ße­ren Vor­rat an Wei­nen anzu­le­gen und sie fünf, zehn oder mehr Jah­re lang ein­zu­kel­lern. Der Kel­ler ist aller­dings nicht unbe­dingt der bes­te Lage­r­ort. Eine Wein­kli­ma­zel­le oder ein Wein­kli­ma­schrank eig­nen sich min­des­tens eben­so gut – wenn nicht besser.

Gut gebettet

Weinlagerung

Wein reift am bes­ten bei einer kon­stan­ten Tem­pe­ra­tur um 12°C. Der Ort, an dem die Fla­schen lie­gen, soll­te frei von Erschüt­te­run­gen und mög­lichst dun­kel sein. Licht beein­flusst che­mi­sche Reak­tio­nen im Wein, vor allem beim Weiß­wein. Auch frem­de Gerü­che ver­än­dern den Wein bei lan­ger Lage­rung nega­tiv. Küchen­schrank oder Gara­ge eig­nen sich daher nicht zur Wein­la­ge­rung. Außer­dem darf der Lage­r­ort nicht zu tro­cken sein. Eine Luft­feuch­tig­keit von 80 Pro­zent ist ide­al. Zum Ver­gleich: In Wohn­räu­men herrscht nor­ma­ler­wei­se eine Luft­feuch­tig­keit von 60 Pro­zent. Kel­ler­räu­me, durch die Hei­zungs­roh­re lau­fen, wei­sen eine ähn­lich nied­ri­ge Luft­feuch­tig­keit auf. Dort besteht dann die Gefahr, dass die Kor­ken aus­trock­nen und undicht wer­den. Das heißt: Der Wein in der Fla­sche ver­duns­tet schnel­ler und der ein­drin­gen­de Sau­er­stoff lässt den Wein rasch oxy­die­ren. Eine höhe­re Luft­feuch­tig­keit als 80 Pro­zent scha­det dem Kor­ken zwar nicht, för­dert aber die Schim­mel­bil­dung auf den Eti­ket­ten. Das tut dem Geschmack des Weins zwar kei­nen Abbruch, aber Kapi­tal­an­le­ger, die ihre Wei­ne spä­ter wie­der ver­kau­fen möch­ten, müs­sen mit Abschlä­gen rechnen.

Optimierung des Weinkellers

Lei­der fin­det man den idea­len Wein­kel­ler in der Wirk­lich­keit nur sehr sel­ten vor. Des­halb gilt es, die Lager­be­din­gun­gen im eige­nen Wein­kel­ler zu opti­mie­ren. So kann man zum Bei­spiel die Wein­re­ga­le auf einen Gum­mi­so­ckel stel­len, um Erschüt­te­run­gen abzu­fe­dern. Die Kel­ler­fens­ter las­sen sich leicht ver­dun­keln, indem sie mit Folie zuge­klebt oder ver­mau­ert wer­den. Holz­kis­ten soll­ten nach Ent­nah­me einer Fla­sche wie­der geschlos­sen wer­den, damit die Fla­schen wei­ter­hin im Dun­keln lie­gen. Kar­tons eig­nen sich weni­ger zur Auf­be­wah­rung von Wein. Die Pap­pe nimmt die Feuch­tig­keit auf, die der Kel­ler­luft ent­zo­gen wird. Außer­dem kni­cken feuch­te Kar­tons leicht ein, was zu Glas­bruch füh­ren kann, wenn sie auf­ein­an­der gesta­pelt sind. Luft­be­feuch­ter sor­gen in zu tro­cke­nen Kel­lern für das rich­ti­ge Raum­kli­ma. Manch­mal genügt es aber auch bereits, wenn man einen Was­ser­ei­mer in den Kel­ler stellt.

Temperaturregulierung

Die wich­tigs­te Vor­aus­set­zung für die Lage­rung des Weins ist ein rich­tig tem­pe­rier­ter Kel­ler. Dabei ist gar nicht ent­schei­dend, ob er 8°C, 12°C oder 16°C kühl ist. Bei allen die­sen Tem­pe­ra­tu­ren reift ein Wein auch über län­ge­re Zeit pro­blem­los. Das idea­le Kel­ler­kli­ma ist eine kon­stan­te Tem­pe­ra­tur. Anders aus­ge­drückt: Die Schwan­kun­gen zwi­schen Win­ter und Som­mer dür­fen nicht zu hoch sind. Wenn der Kel­ler im Win­ter nur 8°C, im Som­mer hin­ge­gen 16°C auf­weist, kommt der Wein nicht zur Ruhe. Im Som­mer dehnt er sich aus, im Win­ter zieht er sich zusam­men. Tem­pe­ra­tur­sprün­ge von 4°C im Lau­fe eines Jah­res scha­den dem Wein dage­gen nicht. Der­ar­ti­gen Schwan­kun­gen unter­lie­gen auch die bes­ten Kel­ler in Bor­deaux, wo die Wei­ne vie­le Jahr­zehn­te, manch­mal auch mehr als ein Jahr­hun­dert ihrer Rei­fe ent­ge­gen dämmern.

Weinklimaschränke

Idea­le Bedin­gun­gen fin­det der Wein nur in künst­lich kli­ma­ti­sier­ten Umge­bun­gen vor. Dazu gehört zum Bei­spiel ein Wein­kli­ma­schrank. Er unter­schei­det sich von einem nor­ma­len Kühl­schrank dadurch, dass die Tem­pe­ra­tur von 6°C bis 18°C ein­ge­stellt wer­den kann: In den Fächern für Schaum­wein liegt sie an der unte­ren, in den Fächern für Rot­wein an der obe­ren Gren­ze. Außer­dem betra­gen die Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen nur 0,5°C. Bei einem nor­ma­len Kühl­schrank pen­delt die Tem­pe­ra­tur dage­gen stän­dig um 2°C nach oben und unten – zu viel, um einen Wein län­ger dar­in auf­zu­be­wah­ren. Die Luft­feuch­tig­keit wird auto­ma­tisch regu­liert, und vibra­ti­ons­frei sind die Kli­ma­schrän­ke auch. Die ein­zi­gen Nach­tei­le: Sie fas­sen sel­ten mehr als 120 Fla­schen und kos­ten viel Geld.

Weinklimazellen

Weinklimazellen

Wer mehr als 120 Fla­schen lagern möch­te, muss sich eine Kli­ma­zel­le im Kel­ler (oder in der Woh­nung) ein­rich­ten: wär­me­iso­lier­te Räu­me, die mit einer Kli­ma­tür ver­schlos­sen wer­den. Die Kli­ma­tü­ren arbei­ten nach dem Mus­ter der Kli­ma­schrän­ke. Sie schaf­fen in der Zel­le ein für den Wein geeig­ne­tes Raum­kli­ma und regeln die Luft­feuch­tig­keit. Die kleins­ten han­dels­üb­li­chen Zel­len sind gera­de zwei Qua­drat­me­ter groß und fas­sen etwa 500 Fla­schen. Bei einem Umzug wer­den die Kli­ma­zel­len ein­fach abge­baut und kön­nen in die neue Woh­nung mit­ge­nom­men wer­den. Wer über einen geschlos­se­nen Kel­ler­raum ver­fügt, kann auf eine Kli­ma­zel­le ver­zich­ten. Er benö­tigt nur eine Kli­ma­tür, die die Tem­pe­ra­tur in dem Kel­ler­raum kon­stant nied­rig hält. Aller­dings müs­sen vor­her alle Wär­me­quel­len in dem Kel­ler­raum iso­liert werden.

Wovon die Lagerfähigkeit der Weine abhängt

Weintyp:

Gerb­stoff­rei­che Rot­wei­ne und säu­re­be­ton­te Weiß­wei­ne haben im All­ge­mei­nen ein län­ge­res Leben als ein­fa­che, fruch­ti­ge, säu­re­ar­me Weine.

Herkunft des Weins:

Wei­ne bestimm­ter Her­künf­te kön­nen sich lan­ge auf der Fla­sche ver­fei­nern: Spitzen-Rotweine von der Rhô­ne, aus Bor­deaux, aus Grand-Cru-Lagen Bur­gunds, aus Ribei­ra del Due­ro und Rio­ja in Spa­ni­en, aus Baro­lo und Bar­ba­res­co im Pie­mont, aus Spit­zen­la­gen der Tos­ka­na. Bei den Weiß­wei­nen sind gro­ße Wei­ße Bur­gun­der, Ries­lin­ge aus Deutsch­land, Gewürz­tra­mi­ner und Pinot Gris aus dem Elsass, hoch­klas­si­ge Grü­ne Velt­li­ner aus Öster­reich sowie edel­sü­ße Wei­ne aus allen Tei­len der Welt beson­ders langlebig.

Vinifikation:

Rot­wei­ne mit lan­ger Mai­sche­gä­rung und Wei­ne, die im klei­nen Eichen­holz­fass aus­ge­baut wor­den sind, rei­fen in der Regel län­ger als glei­che Wei­ne ohne die­se Merkmale.

Erzeuger:

Bestimm­te Erzeu­ger sind bekannt dafür, gezielt lang­le­bi­ge Wei­ne her­zu­stel­len. In Bur­gund etwa das Wein­haus Leroy, in Bor­deaux eini­ge der gro­ßen Grand Cru Clas­sé, in der Ribei­ra del Due­ro die Bode­gas Vega Sici­lia, im kali­for­ni­schen San­ta Cruz das Wein­gut Ridge, im Pie­mont Bru­no Giacosa.

Rebsorten:

Nur weni­ge Reb­sor­ten der Welt sind geeig­net, um lang­le­bi­ge Wei­ne her­zu­stel­len. Aber kei­nes­wegs alle Wei­ne die­ser Sor­ten sind langlebig.

Jahrgang:

Ein Wein aus einem klei­nen Jahr­gang ist meist frü­her trink­reif als der­sel­be Wein eines gro­ßen Jahrgangs.

Korken:

Ein fest­schlie­ßen­der, len­ti­zel­len­ar­mer Kor­ken schützt den Wein bei lan­ger Reifung.

Schwefel:

Jeder Wein wird vor der Fla­schen­fül­lung geschwe­felt. Bei Wei­nen, die lan­ge rei­fen sol­len, darf die Men­ge des frei­en, unge­bun­de­nen Schwe­fels nicht zu gering sein. Er soll den vor­han­de­nen und den ein­drin­gen­den Sau­er­stoff in der Fla­sche bin­den. Zuviel frei­er Schwe­fel ver­hin­dert jedoch die Ent­wick­lung eines Weins – und macht ihn ungenießbar.